Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut gestiegen und liegt nun bei 58,0. Bundesweit wurden binnen 24 Stunden 5747 Neuinfektionen registriert, wie das Robert-Koch-Institut am Dienstagmorgen meldet. Die Zahl der Todesfälle in diesem Zeitraum lag bei 42. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Ansteckungen in Deutschland seit Beginn der Pandemie erhöhte sich nach RKI-Angaben auf 3.877.612, die der Todesfälle auf insgesamt 92.022. Deutschland befindet sich nach Einschätzung des RKI inzwischen am Beginn der vierten Corona-Welle. Auch jüngere Altersgruppen sind diesmal stark betroffen. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,19 angegeben (Vortag: 1,31). Die Zahl bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 119 weitere Menschen anstecken. Liegt der Wert anhaltend über 1, steigen die Fallzahlen. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Am vergangenen Montag lag der R-Wert bei 1,23.
Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 775 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 360 davon werden beatmet. Rund 4767 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat in Deutschland die vierte Welle begonnen. Bereits seit Anfang Juli komme es hierzulande wieder zu einem Anstieg der Inzidenz vor allem in den Altersgruppen der 10- bis 49-Jährigen, heißt es vonseiten des RKI. Die 7-Tage-Inzidenz in Rheinland-Pfalz steigt laut offiziellen Länderdaten auf 52,0 (Vortag: 46,7). Neben Rheinland-Pfalz liegen noch Nordrhein-Westfalen, Saarland, Hessen, Hamburg, Bremen und Berlin über dieser Schwelle. Aktuell weisen 31 der 412 Regionen Deutschlands eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 Fällen in sieben Tagen je 100.000 Einwohnern aus. 27 dieser 31 Regionen liegen in NRW.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist gegen den Plan von Gesundheitsminister Jens Spahn, die 50er-Inzidenz als zentrales Kriterium im Infektionsschutzgesetz zu streichen und fortan stärker auf die Hospitalisierungen zu schauen. “Das sendet ein falsches Signal, als wenn die Inzidenz überhaupt nicht mehr wichtig wäre. Das halte ich für falsch, weil auch viele derjenigen, die erkranken und nicht ins Krankenhaus müssen, schwer erkranken und langfristige Schäden davontragen”, erklärt Lauterbach. Künftig sollen keine Einschränkungen wegen Corona ab einer Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mehr greifen. Stattdessen soll unter anderem die Belastung in den Krankenhäusern als ein neuer Maßstab im Infektionsschutzgesetz eingeführt werden. Das Corona-Kabinett mit Kanzlerin Merkel und den Fachministern sei sich einig, dass Gesundheitsminister Spahn zügig einen entsprechenden Vorschlag machen und das Bundeskabinett diesen dann beschließen solle, teilte Regierungssprecher Seibert mit. Den genauen Zeitplan ließen Seibert und ein Sprecher Spahns vorerst offen.
Dichtes Gedränge in Zügen und an Bahnsteigen infolge der Streiks bei der Bahn erhöhen laut dem Bremer Wissenschaftler Hajo Zeeb das Risiko für Corona-Infektionen. Der Streik komme angesichts steigender Infektionszahlen zu keiner guten Zeit, sagt der Epidemiologe vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. Menschen, die trotz der Streiks mit der Bahn reisen müssten, seien nun auf ein geringeres Platzangebot in den Zügen angewiesen. “Das führt zu Kontakterhöhungen und zu erhöhten Infektionsrisiken, gerade unter dem Aspekt der Delta-Variante.” Zeeb empfiehlt Reisenden, wenn möglich vorerst auf Bahnfahrten zu verzichten oder auf weniger frequentierte Zeiten auszuweichen und sich in den Zügen zu verteilen.r phoenix. Hinzu komme, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen gegenüber der Inzidenz den Nachteil habe, dass man erst sehr verspätet wichtige Signale erhalte. “Man läuft Gefahr, dass man nie vor die Welle kommt.”
Angesichts der vierten Corona-Welle beklagen Patientenschützer einen immer noch lückenhaften Impfschutz bei den Beschäftigten in Pflegeheimen und Pflegediensten: “Die Impfbereitschaft beim Personal in der Altenpflege ist zum Teil nicht so hoch wie sie sein sollte”, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Das betrifft stationäre Einrichtungen, aber auch mobile Pflegedienste.” Anders scheine es in der Krankenpflege zu sein, so Brysch. Hier sei die Impfbereitschaft höher. Eine berufsspezifische Impfpflicht ist in den Augen der Patientenschützer jedoch nicht die richtige Antwort auf die Impflücken: “Eine solche Pflicht käme in einem Mangelberuf wie der Altenpflege eher einer Verzweiflungstat nahe und wäre kontraproduktiv”, so Brysch. Bundeskanzlerin Merkel ruft die Bürger in Nordrhein-Westfalen auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Bei dem Festakt zum 75. Geburtstag des Landes in Düsseldorf sagt Merkel: “Unsere Impfquote ist noch nicht groß genug.” Man müsse vorsichtig und wachsam bleiben. NRW habe in der Corona-Krise eine gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn Belgien und Nordrhein-Westfalen gepflegt, der “europäische Ansatz” sei ein Markenzeichen des Landes. Die Zahl der belegten Krankenhausbetten sei eine wichtige Bewertungsgrundlage im weiteren Vorgehen gegen die Pandemie. Vorrangiges Ziel müsse sein, “zu diesem Punkt erst gar nicht zu kommen”, Erkrankungen zu verhindern. Breitet sich keine neue impfstoffresistente Corona-Variante aus, müssen Geimpfte nach Angaben der Bundesregierung nicht mehr mit einem Lockdown rechnen. “Man kann den Geimpften sagen, dass sich für sie, auch wenn jetzt die Zahlen weiter ansteigen, nichts ändern wird”, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Das gelte auch für Genesene. “Unter den Bedingung Delta kann man sagen: Geimpfte müssen sich nicht auf neue Beschränkungen einstellen”, fügt er hinzu. Zur Erhöhung des Impfschutzes rücken Auffrischimpfungen immer mehr in den Fokus. Die Länder starten jetzt schrittweise mit den sogenannten Booster-Impfungen in den Pflegeeinrichtungen und für besonders gefährdete Menschen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bereits dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im ZDF-Morgenmagazin äußert er sich mit Blick auf die vierte Welle erneut zu diesem Thema: “Jeder Nichtgeimpfte wird sich im Herbst und Winter mit nahezu 100 Prozent anstecken.” Deswegen sei er dafür “vorsorglich auch drittgeimpft” in die kommenden Monate zu gehen, so Spahn. Trotz Einschränkungen für die Menschen ohne Impfung im Alltag verzeichnen Impfzentren und Arztpraxen in Deutschland derzeit keine generelle Trendwende hin zu mehr Impfungen. Ab heute gelten in Deutschland die teils ausgeweiteten “3G”-Regeln: Zutritt zu Restaurants, Friseuren, Kliniken, Schwimmbädern und anderen Innenräumen gibt es bei hohem Infektionsgeschehen nur noch für Geimpfte, Genese oder negativ Getestete. Für das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen werden nur geimpfte oder von einer Covid-19-Erkrankung genesene Besucher zugelassen. Wer lediglich getestet ist, erhält bei der 17. Ausgabe des Festivals vom 1. bis 19. September keinen Zutritt zum Festivalgelände, wie die Veranstalter mitteilen. Dies sei eine Auflage und Teil der Sondergenehmigung, die derzeit für größere Veranstaltungen nötig ist. Der ursprünglich angestrebten 3G-Regelung, die auch getestete Besucher zulasse, habe die Stadt Ludwigshafen nicht zugestimmt, erklärt das Festival des Deutschen Films.
Trotz monatelanger Schließung ist ein großes Kinosterben in Deutschland bisher ausgeblieben. Für das erste Halbjahr 2021 wurden bundesweit 1716 Spielstätten erfasst – das sind 18 Kinos weniger als im Vorjahreszeitraum, wie die Filmförderungsanstalt (FFA) mitteilt. “Das vielbefürchtete Kinosterben hat bisher nicht stattgefunden”, schreibt Vorstand Peter Dinges. “Natürlich sind die Kinos noch längst nicht über den Berg, insgesamt aber scheinen sie in ihrer Gesamtheit bis jetzt relativ unbeschadet durch die zuletzt siebenmonatige Schließungszeit gekommen zu sein”, heißt es einem Bericht zufolge. Das sei auch den Hilfsprogrammen des Bundes, der FFA und der Länderförderungen zu verdanken.
Die Bundesregierung unterstützt die Länder mit 200 Millionen Euro bei der Beschaffung von mobilen Luftreinigern für Schulen und Kitas. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilt, sollen davon Einrichtungen mit Kindern unter zwölf Jahren profitieren, für die es derzeit keinen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt. Bei Kinderbetreuung und Unterricht solle der bestmögliche Infektionsschutz erreicht werden. “Unser Ziel ist es, in diesem Herbst und Winter den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten”, erklärt Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Brandenburgs Bildungsministerin und Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, betont: “Es ist gut, dass die finanzielle Unterstützung des Bundes kommt.” Mobile Luftreiniger könnten Schulen und Kitas helfen, auch Räume zu nutzen, die sich nicht gut lüften ließen. Für die Offenhaltung der Schulen spielen Experten zufolge Erwachsene eine entscheidende Rolle. Vereinzelte Infektionen an den Schulen sind nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten hinnehmbar, wenn möglichst alle Eltern und Lehrer geimpft sind. “Ein kontrolliert schwelendes Geschehen muss man akzeptieren, wenn der Schulbetrieb laufen soll. Man wird nicht jegliche Verbreitung an Schulen unterbinden können, aber möglichst eine unkontrollierte Ausbreitung.” Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hält es generell für wichtig, dass sich so viele Erwachsene wie möglich impfen lassen. Einen wesentlichen Einfluss auf die Situation an den Schulen wird auch die Akzeptanz der Impfung für Kinder und Jugendliche haben, die seit Mitte August von der Ständigen Impfkommission für die Altersgruppe ab 12 Jahren empfohlen wird. Die FDP-Bundestagsfraktion fordert in einem Antrag von der Bundesregierung eine staatliche Garantie für Präsenzunterricht, unabhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie. Die Liberalen wollen ihn an diesem Mittwoch im Bundestag einbringen. Darin heißt es, pandemiefester Präsenzunterricht müsse im Herbst und darüber hinaus verbindlich garantiert und sichergestellt sein. “Die Klassenräume müssen jetzt unbürokratisch mit Luftfiltern ausgestattet werden, damit der Präsenzunterricht nicht wieder auf der Kippe steht”, sagt FDP-Fraktionsvize Katja Suding ntv. “Es ist ein Armutszeugnis dieser Bundesregierung, dass das nicht längst geschehen ist.”
Wegen steigender Infektionszahlen stuft die Bundesregierung Kreta und weitere griechische Urlaubsinseln als Hochrisikogebiet ein. Nach jüngsten Schätzungen des Deutschen Reiseverbands (DRV) sind derzeit etwa 150.000 Pauschalurlauber aus Deutschland in Griechenland unterwegs. Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl an Individualreisenden. Das Land zählt zu den beliebtesten Zielen rund ums Mittelmeer. Neben Kreta ist auch die südliche Ägäis mit Urlaubsinseln wie Rhodos, Kos, Mykonos oder Naxos Hochrisikogebiet. Die Inseln gelten wegen ihres intensiven Nachtlebens als Keim der Corona-Ausbreitung in Griechenland. Einreisende aus Hochrisikogebieten, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen für zehn Tage in Quarantäne. Sie können sich aber nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien. Für vollständig Geimpfte und Genesene gibt es keine Quarantänepflicht.
Die britische Regierung will härter gegen zweifelhafte Geschäftspraktiken von privaten Anbietern für Corona-Tests vorgehen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilt, wurden Dutzende Firmen von einer Liste auf der Regierungswebseite entfernt, weil sie gar nicht existieren oder nicht die geforderten Tests im Angebot haben. Dutzende weitere seien wegen irreführender Preisangaben ermahnt worden. Man wolle damit dem “Cowboy-Verhalten” in der Branche Einhalt gebieten, sagt Gesundheitsminister Sajid Javid. Die Verbraucherorganisation Which begrüßt den Schritt, bezeichnet ihn jedoch als längst überfällig. Dutzende Impfgegner haben in London die Zentrale des britischen Nachrichtenanbieters ITN gestürmt. Auf Twitter-Videos ist zu sehen, wie eine große Menschengruppe im Foyer der Produktionsfirma Parolen gegen Impfungen und Corona-Maßnahmen skandiert. Ein Nachrichtensprecher, der das Gebäude betritt, wird mit wüsten Beschimpfungen belegt. Teilweise sind auch Gerangel mit Polizisten zu sehen, die versuchen, die Menschen von einem weiteren Eindringen in die Redaktionsräume abzuhalten. ITN produziert die Nachrichtenprogramme der britischen Sender ITV, Channel 4 und Channel 5.
Das Coronavirus hat jetzt auch einen der entlegensten Winkel der Erde erreicht: Französisch-Polynesien im Südpazifik wird seit einigen Wochen von einer massiven Infektionswelle überrollt. Auf der größten Insel Tahiti seien die Intensivstationen völlig überlastet, berichtet die französische Zeitung “Le Monde”. Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem französischen Überseegebiet liege mittlerweile bei 2800. Bis Ende Juli hatte die Inselgruppe täglich nur eine Handvoll Fälle verzeichnet. Dann stieg die Zahl plötzlich aus ungeklärter Ursache sprunghaft an. Mittlerweile seien in Krankenstationen Schreibtische in Betten umgewandelt worden. Auch komme es schon zu einer Triage, heißt es. Das bedeutet, dass das Gesundheitspersonal entscheiden muss, welche Patienten behandelt werden. Die Behörden haben einen strengen Lockdown mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen verhängt, der zunächst für zwei Wochen gelten soll. Alle Schulen wurden geschlossen.
Weltweit haben sich bislang mehr als 212,38 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis offizieller Daten. Mehr als 4,61 Millionen Menschen starben mit oder an dem Virus. Die höchsten Infektions- und Totenzahlen weisen nach wie vor die USA auf. Als erster Corona-Impfstoff erhält das Vakzin von Biontech/Pfizer in den USA eine vollständige Zulassung. Das gibt die US-Arzneimittelbehörde FDA bekannt, sie spricht von einem “Meilenstein” im Kampf gegen die Pandemie. Die reguläre Zulassung gilt für Menschen ab einem Alter von 16 Jahren. New York verhängt eine Impfpflicht für alle Lehrkräfte an den öffentlichen Schulen und die Mitarbeiter der Bildungsbehörden. Sie müssten bis zum 27. September mindestens eine Impfdosis erhalten, teilt Bürgermeister Bill de Blasio mit. “Wir wollen, dass unsere Schulen das ganze Jahr über außerordentlich sicher sind”, sagt er auf einer Pressekonferenz. Thailand wird dieses Jahr 61 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffs von Astrazeneca erhalten. “Das nimmt Druck von unserem Gesundheitssystem und wird den Menschen helfen, zu ihrem normalen Leben zurückzukehren und die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen”, sagt ein Regierungssprecher. Der Nachricht sei ein Treffen von Thailands Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha mit AstraZeneca-Chef Pascal Soriot vorausgegangen. Im vergangenen Monat hatte AstraZeneca das Land nach Angaben aus der Regierung noch gebeten, die Lieferung der bestellten Dosen auf Mai 2022 verschieben zu können. In Thailand sind erst neun Prozent der 66 Millionen Einwohner voll geimpft.
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