Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut 3539 Corona-Neuinfektionen gemeldet, das sind 397 mehr als am letzten Donnerstag. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt von 18,5 am Vortag auf 19,4. Durch das Virus gestorben sind 26 Menschen. Vor einer Woche gab es 21 Todesfälle. Als aktuell infiziert gelten rund 27.800 Personen. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,03 angegeben (Vortag: 1,00). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 392 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 198 davon werden beatmet. 4517 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Die Zahl der Landkreise, die eine 7-Tage-Inzidenz von über 35 haben, nimmt weiter zu. Drei Kreise liegen über dem Wert von 50. Schleswig-Holstein hat heute als zweites Bundesland – nach Hamburg – die Marke von 30 binnen einer Woche gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern überschritten. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 30,4 löst SH damit Berlin von Rang 2 der am schwersten vom Infektionsgeschehen betroffenen Bundesländer ab. Das sah Anfang Juli noch ganz anders aus: Damals konnte Schleswig-Holstein mit den östlichen Flächenländern und Niedersachsen gemeinsam Inzidenzen unter 5 melden. Bis zum 13. Juni hielt der Niedrigtrend an, seitdem nahm das Infektionsgeschehen im nördlichsten Land der Bundesrepublik rasch an Fahrt auf. Schleswig-Holstein liegt mit seiner Inzidenz in dieser Phase erstmals seit Pandemiebeginn über dem Bundesdurchschnitt.
Nur wenige Bürger sehen die Schulen nach den Sommerferien besser gegen die Herausforderungen der Corona-Krise gewappnet als zum Schulstart vor einem Jahr. Optimistisch zeigten sich in einer Yougov-Befragung lediglich 16 Prozent, während 14 Prozent sogar der Meinung waren, die Schulen seien diesmal schlechter vorbereitet. Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) meinten, die Schulen seien gleich gut oder schlecht auf das nächste Schuljahr im Zeichen der Pandemie eingestellt. Keine Angabe machten 16 Prozent. Befragt wurden nur Erwachsene ab 18 Jahren, also nicht die Schülerinnen und Schüler selbst.
Im Impfstreit der bayerischen Koalition attackiert CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt den stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger erneut scharf. “Er hat in Stil und Sprache inzwischen das Niveau der Querdenker erreicht”, sagte Dobrindt der Mediengruppe “Straubinger Tagblatt” und “Abendzeitung”. “Ich rate ihm dringend, das zu überdenken.”
Die gratis angebotenen Corona-Bürgertests haben den Bund in diesem Jahr bereits mehr als drei Milliarden Euro gekostet. Demnach zahlte der Bund 2021 für Leistungen der Labordiagnostik 782 Millionen Euro, an Sachkosten für die Antigen-Schnelltests (PoC-Verfahren) 1,084 Milliarden Euro und für weitere Leistungen gemäß Testverordnung – etwa die Abstrichnahmen – knapp 1,75 Milliarden Euro. Zusätzlich zahlte der Bund demnach rund 74 Millionen Euro für Tests in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Obdachlosenunterkünften. In der Summe sind das knapp 3,7 Milliarden Euro in 2021. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, warnt vor sozialen Folgen, sollten ab Mitte Oktober die kostenlosen Corona-Schnelltests für alle Bürger abgeschafft werden. “Für uns als Wohlfahrtsverband ist wichtig, dass all diejenigen, die sich nicht testen lassen können und für die keine Impfempfehlung der STIKO vorliegt, weiterhin kostenlose Corona-Tests bekommen müssen”, sagt Schneider der “Rheinischen Post”. Auch der parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, kritisiert die Pläne der Bundesregierung. Menschen, die die nicht geimpft werden könnten, seien darauf angewiesen, dass Infektionen schnell erkannt würden. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen spricht sich in der Debatte um ein Ende der kostenlosen Schnelltests für ein zeitlich unbefristetes Weiterbestehen der kostenfreien Testangebote aus. “Wir haben ja gerade erst gelernt, in der dritten Welle, wie wichtig Tests sind”, sagt Dahmen im ARD-“Morgenmagazin”. Tests jetzt kostenpflichtig zu machen sei nicht nur “unfair”, sondern “vor allem schlecht, weil es uns in einen neuerlichen Blindflug in der Pandemie bringt – und das sollten wir unbedingt vermeiden”, so Dahmen. Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek, befürwortet ein Ende der kostenlosen Corona-Schnelltests – will dafür aber noch keinen konkreten Zeitpunkt nennen. “Ich unterstütze den Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, Corona-Schnelltests zum gegebenen Zeitpunkt für eine bestimmte Zielgruppe kostenpflichtig zu machen”, sagt Holetschek. Er betont aber: “Über den genauen Zeitpunkt wird noch auf Bund-Länder-Ebene in der Gesundheitsministerkonferenz zu beraten sein.” Das Bundesgesundheitsministerium schlägt ein Ende der kostenlosen Corona-Schnelltests für alle Bürger für Mitte Oktober vor – etwa zum 11. oder zum 18. Oktober. Da mittlerweile allen Bürgern ein unmittelbares Impfangebot gemacht werden könne, sei eine dauerhafte Kostenübernahme durch den Steuerzahler nicht angezeigt, heißt es in einem Ministeriumsbericht, der den Ländern und dem Bundestag zugesandt wurde.
Das baden-württembergische Gesundheitsministerium plant eine Abkehr von der Zahl der Neuinfektionen als Grenzwert im Kampf gegen die Pandemie. “Als Richtwert für die Auslösung von Beschränkungen wird die Inzidenz nach unserer Ansicht ab Mitte September in den Corona-Verordnungen nicht mehr auftauchen”, sagte Minister Manne Lucha. Es brauche einen Paradigmenwechsel, wenn vom 15. September an alle im Land ein Impfangebot erhalten hätten. Dann könne es keine Beschränkung der Freiheitsrechte von Doppeltgeimpften mehr geben. Ungeimpfte müssten sich hingegen auf Beschränkungen – etwa die Verpflichtung zum Schnelltest bei Restaurantbesuchen – einstellen. Selbstverständlich würde man die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz am 10. August abwarten und einbeziehen, sagte der Grünen-Politiker.
Mehr Zuschauer im Kino, keine Masken im Bus: Die saarländische Landesregierung passt die Verordnung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie “leicht redaktionell” an, wie das Sozialministerium mitteilt. Die am Dienstag beschlossene Verordnung tritt am 6. August in Kraft und gilt bis 19. August. “Ab diesen Freitag kann auch in Kinos das bereits in Theatern und Opern angewandte Schachbrettmuster bei der Sitzanordnung angewandt werden”, heißt es. “Bei Busreisen besteht darüber hinaus am festen Platz keine Maskenpflicht mehr.” Diese beiden Änderungen seien Teil der Hygienerahmenverordnung. Gesundheitsministerin Monika Bachmann bittet alle Saarländerinnen und Saarländer “trotz der bestehenden Lockerungen und der Ferienzeit um Vorsicht und um die Einhaltung der bestehenden Regeln”.
Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Arzt erhoben, der zu Unrecht Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt haben soll. Ein Behördensprecher bestätigte eine Meldung der “Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung”. Dem Bochumer Arzt wird vorgeworfen, Patienten ohne medizinische Notwendigkeit per Attest vom Tragen einer Schutzmaske befreit zu haben. Insgesamt soll es um 19 Fälle gehen. Die Anklage lautet auf “Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse”. Der Strafrahmen reicht von einer Geldstrafe bis zu zwei Jahren Haft. Die Bundesregierung will effizienter gegen Betrug bei der Abrechnung von Corona-Tests vorgehen. Das Kabinett beschließt dazu Änderungen der sogenannten Mitteilungsverordnung, wie das Bundesfinanzministerium auf Anfrage mitteilt. Dadurch werden die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichtet, Zahlungen für die kostenlosen Bürgertests auch den Finanzbehörden mitzuteilen. Die Regierung reagiert damit auf Falschabrechnungen und Betrugsfälle von Teststellen. Die Finanzverwaltung soll künftig besser überprüfen können, ob Einnahmen in Steuererklärungen vollständig und richtig angegeben werden. Der Bund übernimmt seit Anfang März die Kosten für die Tests. Teilweise werden die Teststellen von Personen betrieben, die bislang mit dem Gesundheitswesen nichts zu tun hatten, etwa Veranstalter oder Künstler, die in der Corona-Pandemie besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Bundesregierung hatte im Frühjahr nach mehreren Betrugsfällen bereits schärfere Kontrollen angekündigt und die Kassenärztliche Vereinigung aufgefordert, die Abrechnungen der Testzentren genauer zu überprüfen.
Die Corona-Pandemie verändert die Arbeitswelt nachhaltig: Einer aktuellen ZEW-Umfrage zufolge rechnen sehr viele Unternehmen in der Informationswirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe mit deutlich mehr Homeoffice nach Corona. “Dabei ist nicht nur der Anteil an Unternehmen mit langfristigen Homeoffice-Plänen gewachsen, sondern auch der Anteil an Beschäftigten, die solche Angebote in der Zeit nach Corona voraussichtlich in Anspruch nehmen werden”, erklärt Daniel Erdsiek vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Der Umfrage zufolge planten im Juni vergangenen Jahres 64 Prozent der Betriebe in der Informationswirtschaft, ihren Mitarbeitern auch nach der Pandemie die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen – im Juni 2021 sind es bereits 74 Prozent. Aktuell rechnen demnach rund die Hälfte der Unternehmen in der Branche damit, dass nach der Pandemie 20 Prozent ihrer Beschäftigten mindestens einmal wöchentlich von zu Hause aus arbeiten werden. Im Juni 2020 war davon lediglich jedes dritte Unternehmen ausgegangen.
Abzüglich der Kinder unter 12 Jahre sind in Deutschland etwa 60,2 Prozent der Einwohner komplett geimpft. Knapp 10 Prozent brauchen noch eine zweite Spritze. Gut 30 Prozent sind noch nicht geimpft. Die Bundesapothekerkammer (BAK) rechnet durch das diskutierte Ende der kostenlosen Corona-Schnelltests mit einer steigenden Impfbereitschaft. “Die Ankündigung, dass die Schnelltests ab einem bestimmten Zeitpunkt für Impfzauderer und Impfverweigerer kostenpflichtig werden sollen, könnte die Impfbereitschaft bei den Unentschlossenen tatsächlich erhöhen – und das ist gut so”, sagt BAK-Präsident Thomas Benkert der Zeitung “Rheinische Post”. Zugleich fordert er, die Gratis-Tests für jene Personen beizubehalten, bei denen eine Impfung nicht möglich sei. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Müttern, ihre Neugeborenen im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus und nach einer Corona-Impfung weiter zu stillen. Das Stillen habe viele Vorteile für Mutter und Kind und müsse während einer Ansteckung oder im Anschluss an eine Impfung der Mutter nicht unterbrochen werden, teilte das WHO-Regionalbüro Europa in Kopenhagen mit. Die Impfung einer stillenden Mutter stelle nach bisherigem Wissensstand keine Gefahr für den Säugling dar. Im Gegenteil: Sie habe nach der Verabreichung eines Corona-Impfstoffes Antikörper in ihrer Milch, was sogar dabei helfen könnte, das Baby vor einer Infektion zu schützen. Bei infizierten Müttern sei das Virus nicht in der Milch nachgewiesen worden, hieß es. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband lehnt es ab, Nicht-Geimpften den Zugang zur Gastronomie oder zu Veranstaltungen zu verwehren. “Zwei G – also der Zugang nur für Geimpfte und Genesene – darf nur das allerletzte Mittel sein und setzt voraus, dass alle auch ein Impfangebot erhalten haben”, sagt Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges dem “Handelsblatt”. Sie reagiert damit auf Überlegungen des Bundesgesundheitsministeriums, Nicht-Geimpften im Herbst bei wieder steigenden Infektionen den Zugang zu verbieten. Für alle, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen können, ist es aus Sicht des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Daniel Günther, derzeit “absolute Bürgerpflicht“, dies auch zu tun. Dies gelte auch im Respekt für die jüngere Generation, die in der Pandemie eine Menge auszuhalten gehabt habe und sich zum Teil noch nicht impfen lassen konnte, sagte der CDU-Politiker in Albersdorf im Kreis Dithmarschen. Günther bekräftigte seine Auffassung, die Corona-Tests in absehbarer Zeit kostenpflichtig für jene zu machen, die sich impfen lassen könnten, aber es nicht tun. Alle Geimpften in Sachsen können von speziellen Gutscheinen und Rabatten profitieren. Über ein Webportal können sich ab sofort alle geimpften Sachsen registrieren lassen, teilte der DRK-Landesverband mit. Dort könnten sie als “Dankeschön für ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung” aus Angeboten und Gutscheinen von mehr als 500 Partnerunternehmen auswählen. Dazu gehören Gutscheine aus den Bereichen Reise, Mode, Elektronik oder Gesundheit. Damit will das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auch Schwung in die stagnierende Impfkampagne bringen. Das Angebot gilt sowohl für diejenigen, die schon geimpft sind – als auch für noch nicht Geimpfte. In Sachsen sind laut Übersicht des Robert Koch-Institutes (RKI) 47,9 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Mit der Quote liegt der Freistaat bundesweit auf dem letzten Platz. Der Bonner Virologe Hendrik Streeckbeklagt, dass die Politik derzeit zu wenig tue, um das Land auf den Herbst und den Winter mit steigenden Infektionszahlen vorzubereiten. Beim Thema Impfen zeigte sich der Experte allerdings zurückhaltend mit Empfehlungen. Weder bei Kindern noch bei Drittimpfungen sprach er sich generell für eine Immunisierung aus. Erst recht solle kein Druck auf Kinder gemacht werden. Eine Impfung als Bedingung für den Schulbesuch wäre ein falsches Signal, sagte Streeck. Deutschland spendet ab sofort alle noch ausstehenden Impfstofflieferungen des britischen Herstellers Astrazeneca direkt an die internationale Impf-Initiative Covax, die Entwicklungsländer mit Vakzinen versorgt. Das kündigt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), an. In einem ersten Schritt werden nach seinen Angaben 1,3 Millionen Dosen des Vakzins ohne Umweg über Deutschland an Covax geliefert. Laut Spahn verzichtet Deutschland außerdem zugunsten von anderen EU-Staaten, die noch Bedarf haben, im August auf die nach den EU-Verträgen zustehenden Impfstoffdosen des Herstellers Johnson & Johnson. Je nach Bedarf in Deutschland könne die vertraglich vereinbarte Menge entweder später geliefert werden oder dann ebenfalls an Drittstaaten abgegeben werden. Dabei geht es um 1,7 Millionen Dosen. Auch nach einer Veröffentlichung aus Japan sieht ein deutscher Immunologe in der sogenannten Lambda-Variante des Coronavirus noch keinen Grund zur Besorgnis. Er glaube, die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, teilt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, mit. Die Daten zeigten, dass Lambda in Labor-Versuchen (in vitro) etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante. Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz “etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta”. Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, erklärt Watzl. Vor einigen Tagen hatte ein japanisches Team ein sogenanntes Pre-Print über Lambda veröffentlicht, mit dem Titel “Lambda-Variante weist eine höhere Infektiosität und Immunresistenz auf”. Die Publikation ist bisher weder von externen Fachleute begutachtet worden noch in einem Fachblatt erschienen. Watzl teilt mit, der Begriff Immunresistenz im Titel sei “bezogen auf die gezeigten Daten schlicht falsch”. Lambda zählt bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den unter Beobachtung stehenden Varianten, die Variante ist bislang nicht als besorgniserregend eingestuft. In Deutschland ist sie nach Daten des Robert-Koch-Instituts zwar schon mehrfach gefunden worden, zuletzt aber nur in Einzelfällen. Nachweise kommen vor allem aus Lateinamerika. Vollständig gegen Covid-19 Geimpfte haben laut einer britischen Studie ein deutlich geringeres Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken als Ungeimpfte. Der Studie zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geimpfter positiv auf das Coronavirus getestet wird, bei einem Drittel gegenüber Ungeimpften. Geringer war demnach auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Corona-Infizierter mit vollständigem Impfschutz weitere Menschen ansteckt. Die Forscher vom Imperial College London untersuchten zwischen Ende Juni und Mitte Juli insgesamt knapp 100.000 Proben von englischen Studienteilnehmern. Ihrer Analyse zufolge infizierte sich im Untersuchungszeitraum einer von 160 Probanden mit dem Coronavirus. Die sogenannte Prävalenzrate lag demnach bei den Ungeimpften bei 1,21 Prozent, bei vollständig Geimpften bei 0,4 Prozent. Ein Hausarzt, der Corona-Impfgegner nicht mehr in seiner Praxis behandeln will, muss nach Hassnachrichten und Drohungen von der Polizei geschützt werden. “Wir nehmen die Bedrohung ernst, so dass wir zum Schutz des Arztes und seines Teams Maßnahmen eingeleitet haben”, sagt eine Sprecherin der Polizeiinspektion Osnabrück. Den Angaben zufolge hatten den Arzt aus Wallenhorst (Landkreis Osnabrück) eine Vielzahl von Nachrichten von strafrechtlicher Relevanz erreicht – unter anderem Beleidigungen und Drohungen. Gegen die Verfasser der Nachrichten seien von Amts wegen Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. “Wir warnen ausdrücklich davor, sich dieser Form der Hasskriminalität anzuschließen. Das ist keine Form der Meinungsfreiheit”, sagt die Sprecherin. Anhand der heute vom RKI veröffentlichten Zahlen ergibt sich, dass jetzt 53 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner komplett geimpft sind. 8,9 Prozent warten noch auf ihren zweiten Termin. Etwa 38 Prozent haben noch gar keine Impfung erhalten – und können dies aus diversen Gründen vielleicht auch (noch) gar nicht, zum Beispiel, weil sie zu jung sind, schwanger oder chronisch krank. Umfragen zufolge lehnt nur eine Minderheit der im Prinzip “impffähigen” Deutschen eine Impfung aus nicht medizinischen Gründen ab. Beim Blick auf die Bundesländer ergibt sich folgendes Bild: Bremenkönnte bis zum Herbst eine Impfquote von 65 Prozent erreichen, aber selbst dort wird es knapp. Vor allem die östlichen Bundesländer haben Schwierigkeiten, wenigstens die Hälfte ihrer Bevölkerung durchzuimpfen. Die tägliche Impfleistung aus Erst- und Zweitimpfung sackt weiter ab. In den zurückliegenden sieben Tagen wurden im Schnitt nur 86.678 Erstimpfungen pro Tag durchgeführt. Selbst wenn das Impfangebot für Jugendliche oder Aktionen wie das “Bratwurst”-Impfen mehr Menschen mobilisieren konnten – die Wirkung ist nicht groß genug, um in den bundesweiten Zahlen eine Trendwende der allgemeinen “Impfmüdigkeit” erkennen zu lassen. Die deutschen Schulleiter rechnen mit Konflikten zwischen Lehrern, Eltern und Schülern durch eine Zunahme von Corona-Impfungen für 12- bis 17-Jährige. “Natürlich wird es im Alltag heftige Diskussionen geben. Darauf müssen sich die Lehrkräfte einstellen”, sagt die Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland, Gudrun Wolters-Vogeler, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. So werde es “erwartbare Konflikte geben um die Frage, ob Impfungen notwendig sind und ob Elternrechte übergangen werden”. Zudem werde es “Debatten mit Kindern geben, die Impfungen vielleicht ablehnen oder unbedingt haben wollen”. Die Gesundheitsministerkonferenz hatte beschlossen, den 12- bis 17-Jährigen mehr Angebote für eine Corona-Impfung zu machen. Auch im Zusammenhang mit angeordneten Quarantänen könnten sich Konflikte aufbauen, befürchtet die Verbandschefin. “Wenn es künftig einen positiven Corona-Fall in der Klasse gibt, müssen diejenigen in Quarantäne, die nicht doppelt geimpft sind. Die anderen dürfen hingegen im Präsenzunterricht bleiben und können sich weiterhin an schulischen Aktivitäten beteiligen. Das wird zu Spannungen führen”, sagt Wolters-Vogeler.
Die EU hat sich bis zu 200 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Novavax gesichert. Die EU-Kommission genehmigte einen entsprechenden Kaufvertrag, wie die EU mitteilt. Ursprünglich sollte der Vertrag mit der US-Biotechnologiefirma bereits Anfang des Jahres in trockene Tücher gebracht werden, verzögerte sich dann aber. Der Impfstoff von Novavax ist in der EU noch nicht zugelassen. Sobald dies geschehen ist, können die EU-Staaten bis zu 100 Millionen Dosen ordern. Zudem hat die EU eine Option über weitere 100 Millionen Dosen bis 2023 abgeschlossen. Die Lage im Corona-Hochinzidenzgebiet Spanien, dem beliebtesten Urlaubsland der Deutschen, bessert sich zusehends. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen sei innerhalb einer Woche von ca. 323 auf 265 gefallen, teilte das Gesundheitsministerium am Abend in Madrid mit. Die Balearen mit Mallorca haben unterdessen mit einer 7-Tage-Inzidenz von 331 einen der höchsten Werte ganz Spaniens, auch wenn diese Mittelmeer-Inseln ebenfalls eine rückläufige Tendenz verzeichnen. Höhere Zahlen als die Balearen hatten in Spanien nur die für ihren Weinanbau bekannte Region La Rioja (348) sowie Navarra (344), beide im Norden des Landes. “Wir befinden uns in einer Stabilisierungsphase der rückläufigen Tendenz”, das sei sehr erfreulich, betonte Gesundheitsministerin Carolina Darias. Nach einer neuen Empfehlung der britischen Impfkommission sollen in Großbritannien 16- und 17-jährige Jugendliche gegen Corona geimpft werden. “Ich habe die Expertenempfehlung angenommen und den Gesundheitsdienst gebeten, sich so schnell wie möglich auf die Impfungen vorzubereiten”, sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid. Seine Entscheidung gilt für England. Schottland, Wales und Nordirland entscheiden selbst über ihre Impfprogramme, richten sich aber auch nach den Empfehlungen der Impfkommission. Bislang war die Corona-Impfung – ähnlich wie in Deutschland – nur für Jugendliche mit Vorerkrankungen empfohlen worden. Die Kommission sieht zunächst eine Dosis des Biontech-Impfstoffs für die Jugendlichen vor. Ungarnlockert aus Anlass des Nationalfeiertages am 20. August und anderer Massen-Ereignisse die wenigen noch geltenden Corona-Vorsichtsmaßnahmen. Das beschließt die rechtsnationale Regierung mit einer Verordnung. Vom 18. bis zum 22. August sollen die Zugangsbeschränkungen zu Massenveranstaltungen wegfallen. Dasselbe gilt für die Zeit der Pferde-Vierspänner-Europameisterschaft vom 2. bis 5. September in Budapest sowie für den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress vom 5. bis zum 12. September, zu dem auch Papst Franziskus in Ungarns Hauptstadt erwartet wird. Außerhalb dieser Zeiträume dürfen Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern nur mit Immunitätsnachweis besucht werden. Bereits seit Anfang Juli gelten in Ungarn Maskenpflicht und Abstandsregeln nur noch in Krankenhäusern, Altenheimen und Apotheken. Die Regierung hat in diesem Jahr Lockerungsmaßnahmen ausschließlich vom Impf-Fortschritt abhängig gemacht. Derzeit haben 56 Prozent der Ungarn den vollen Impfschutz. Allerdings wurde auch der russische Impfstoff Sputnik sowie das als wenig effizient geltende chinesische Vakzin Sinopharm eingesetzt. Derzeit gibt es nur sehr wenige Neuansteckungen in dem Land.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert wohlhabendere Länder auf, bis mindestens Ende September auf sogenannte “Booster”-Impfungen zu verzichten. Diese dritten Impfungen zur Auffrischung der vorherigen Immunisierung sollten so lange ausgesetzt werden, bis mindestens zehn Prozent der Bevölkerung in jedem Land der Welt geimpft sei, sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es ist der bislang schärfste Aufruf der WHO im Kampf gegen zunehmend ungleichere Impfquoten. Nach WHO-Angaben hatten im Mai wohlhabendere Länder 50 Impfstoff-Einheiten pro 100 Einwohner eingesetzt, ärmeren Staaten indes nur 1,5 Einheiten. Die Lambda-Variante des Coronavirus breitet sich nach Angaben Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht besonders stark aus. Die WHO betrachte unter anderem immer, wie stark sich eine Variante nach der Entdeckung verbreite, sagte Covid-Expertin Maria van Kerkhove. “Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht, wo die Variante zuerst entdeckt wurde”, sagte van Kerkhove. Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante derzeit dort von der Gamma-Variante verdrängt. Van Kerkhove räumte ein, dass Mutationen in einem Spike-Protein der Lambda-Variante besorgniserregend seien. Alle Virusveränderungen könnten die Effektivität von Impfstoffen beeinträchtigen. Lambda wurde nach Angaben der WHO in 40 Ländern nachgewiesen. Die WHO listet sie zur Zeit als eine von vier “Varianten von Interesse”. Anders als Delta, die als “besorgniserregende Variante” eingestuft wird. Davon gibt es ebenfalls vier. Nur eine Woche nach der Aufhebung des Lockdowns im australischen Bundesstaat Victoria verhängt die Regionalregierung neue Beschränkungen in der Region. In dem Bundesstaat an der Ostküste mit der Millionenmetropole Melbourne seien zuvor acht neue Corona-Fälle bestätigt worden, teilt die Gesundheitsbehörden mit. Die Maßnahmen sollen zunächst für eine Woche gelten, kündigt Regional-Premierminister Daniel Andrews an. Es ist bereits der sechste Lockdown in Victoria seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Todesopfer in Verbindung mit Covid-19 hat in Indonesien die Marke von 100.000 überschritten. Etwa 40 Prozent aller Todesfälle wurden seit Juli durch die Ausbreitung der Delta-Variante im viertbevölkerungsreichsten Land der Erde verzeichnet. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien weitere 1750 Tote im Zusammenhang mit dem Virus hinzugekommen, so die Behörden. Der südostasiatische Inselstaat mit 270 Millionen Einwohnern ist das am schwersten von der Pandemie betroffene Land in der Region. Wegen steigender Corona-Zahlen schränkt China Auslandsreisen wieder stark ein. Wie die Einwanderungsbehörde in Peking bekanntgab, werden vorübergehend keine normalen Reisepässe und “andere Ein- und Ausreisedokumente” für nicht unbedingt notwendige Auslandsreisen mehr ausgestellt. Anträge von Studierenden und Geschäftsreisenden, die dringend ins Ausland reisen müssen, werden aber weiter genehmigt, wie der Behördenvertreter Liu Haitao sagte. Trotz strikter Lockdowns in mehreren Städten melden die Gesundheitsbehörden neue Höchststände bei der Zahl der Neuinfektionen. Demnach wurde das Virus binnen eines Tages bei 71 Menschen nachgewiesen. Die Corona-Infektionen in der Olympia-Stadt Tokio sind angesichts der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante des Virus auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie gestiegen. Die Stadt registriert binnen 24 Stunden 4166 Neuinfektionen. Im Vergleich zum Mittwoch der Vorwoche sind das 989 mehr Infektionen. Obwohl sich Tokio im nunmehr vierten Notstand befindet, der auch anderen Gebieten vorerst bis zum 31. August angesetzt ist, tut sich die Hauptstadt schwer, die Infektionswelle in den Griff zu bekommen. Um einen drohenden Mangel an Krankenhausbetten zu verhindern, dürfen nach einer heftig umstrittenen Entscheidung der Zentralregierung in Gebieten mit steigenden Infektionszahlen nur noch Patienten mit schweren Symptomen beziehungsweise solche, bei denen das Risiko einer schweren Erkrankung besteht, ins Krankenhaus. Der plötzliche Kurswechsel der Regierung sorgt für einen Sturm der Empörung. Die USA wollen eine vollständige Impfung zur Vorbedingung für eine Einreise in ihr Land machen. Washington entwickele “einen stufenweisen Ansatz, der im Laufe der Zeit bedeuten wird, dass ausländische Staatsangehörige, die in die Vereinigten Staaten reisen – aus allen Ländern – vollständig geimpft sein müssen”, sagte ein Beamter des Weißen Hauses. Dabei werde es “begrenzte Ausnahmen” geben. Einen Zeitrahmen nannte der Beamte nicht. Die Arbeitsgruppen, die sich mit diesem Thema befassen, “entwickeln eine Politik, um zu gegebener Zeit auf dieses neue System umsteigen zu können”. Ziel sei es, dieses “nachhaltig und sicher” zu gestalten. Die Infektionszahlen in den USA ziehen wieder kräftig an und US-Präsident Joe Biden hat bereits zwei schwarze Schafe in der Pandemiebekämpfung ausgemacht: die US-Bundesstaaten Texas und Florida. “Nur zwei Staaten, Florida und Texas, sind für ein Drittel aller neuen Covid-19-Fälle im ganzen Land verantwortlich”, prangert Biden die republikanischen Gouverneure Greg Abbott und Ron DeSantis an. “Wir brauchen Führungsstärke von allen. Und einige Gouverneure sind nicht bereit, das Richtige zu tun, um diese Pandemie zu bekämpfen.” Texas und Florida hatten sich zuletzt besonders laut gegen eine Maskenpflicht in ihren Staaten ausgesprochen und diese gar verboten. Im Juni war die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA im Durchschnitt auf rund 10.000 pro Tag gesunken. Seither ist die Zahl aber wegen der besonders ansteckenden Delta-Variante im Schnitt wieder auf gut 80.000 pro Tag angestiegen.Thailand verzeichnet offiziellen Angaben zufolge mit 20.200 Neuinfektionen und 188 weiteren Todesfällen binnen 24 Stunden die höchsten täglichen Zuwächse während der Pandemie. Die Gesamtzahl der bestätigten Corona-Fälle steigt auf 672.385. Insgesamt starben bislang in dem Land 5503 Menschen, die positiv getestet wurden, wie aus den Daten auf der Website des Gesundheitsministeriums hervorgeht.
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