NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXLIX)

In Deutschland sind innerhalb eines Tages knapp 10.000 Corona-Neuinfektionen verzeichnet worden. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am mitteilte, wurden 9677 Neuansteckungen sowie 298 weitere Todesfälle gemeldet. Das RKI wies darauf hin, dass rund um die Osterfeiertage weniger Tests gemacht und gemeldet würden. Vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages mehr als 17.000 Neuansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank im Vergleich zum Vortag von 123 auf 110,1. Die Zahl der in Krankenhäusern registrierten Corona-Intensivpatienten ist nach Angaben des Divi Melderegisters am Dienstag deutlich gestiegen. Sie beträgt nun 4340 nach 4152 am Vortag. Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz ist noch immer die bayerische Stadt Hof die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge weist die kreisfreie Stadt einen Wert von 456,1 neu registrierten Fällen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf. Hinter Hof folgen der Landkreis Greiz in Thüringen (392,2) und der Landkreis Kronach in Bayern (353,6). Von den zehn Regionen mit den höchsten Werten liegen laut RKI sechs in Thüringen, drei in Bayern und einer in Sachsen. Die größten Lichtblicke gibt es laut RKI in Nordfriesland. Demnach weist der Kreis in Schleswig-Holstein die bundesweit niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz auf (15,1), dahinter folgt der Kreis Plön in Schleswig-Holstein (21,0). Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig warnt vor weiteren Schnellschüssen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Den Vorschlag des CDU-Vorsitzenden und NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, die für den kommenden Montag geplante Ministerpräsidentenkonferenz vorzuziehen, lehnt sie ab. “Unsere klare Erwartung ist, dass die Runde besser vorbereitet wird als beim letzten Mal”, betonte Schwesig am Dienstag in Schwerin. Kanzlerin Angela Merkel müsse ihre Vorschläge dieses Mal rechtzeitig auf den Tisch legen. Im Interview bei “Anne Will” habe Merkel eine Verschärfung des Infektionsgesetztes ins Gespräch gebracht. “Darüber können wir nur reden, wenn die Vorschläge rechtzeitig vorliegen”, sagte Schwesig. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans lehnt ein Vorziehen der nächsten Bund-Länder-Runde zu Corona vom 12. April auf diese Woche ab. “Aufgrund der aktuell sehr unterschiedlichen Infektionslage innerhalb Deutschlands sehe ich keine Notwendigkeit für ein vorgezogenes Treffen, würde mich da aber natürlich auch nicht verschließen”, sagt der CDU-Politiker der “Welt”. Die Beschlüsse der Bund-Länder-Runde müssten länger als 24 Stunden Bestand haben. “Deshalb plädiere ich auch dafür, unser nächstes Treffen am 12. April im kleineren Kreis in Präsenzform stattfinden zu lassen – coronagerecht natürlich, am besten mit vorherigem Schnelltest für jeden Teilnehmer.” Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer unterstützt den Vorstoß des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet nach einem schnellen und harten “Brücken-Lockdown”. “Er hat ohne Zweifel Recht”, sagt Kretschmer der “Sächsischen Zeitung”. “Mit der Dynamik vor Ostern werden wir Ende Mai nicht erreichen.” Erst dann könne man erwarten, dass die Impfungen einen nennenswerten Beitrag zur Verringerung des Infektionsgeschehens liefern. Laschet hatte vorgeschlagen, im Kampf gegen die dritte Corona-Welle einen sogenannten “Brücken-Lockdown” zu beschließen. Damit solle die Zeit überbrückt werden, bis viele Menschen geimpft seien. Konkret solle der Lockdown zwei bis drei Wochen dauern. Kretschmer sagte: “Wir sind es auch denjenigen schuldig, die in den Krankenhäusern unter Hochdruck und extremer Belastung arbeiten, nicht wieder so furchtbare Situation wie zu Weihnachten eintreten zu lassen.” Das Problem sei, dass sich für viele Menschen die Realität in den Krankenhäusern im privaten Umfeld nicht abbilde. “Sie spüren die Last der Einschränkungen, aber nicht die Bedrohung durch das Virus.” In Sachsen würden täglich 100 bis 200 neue Infektionen reichen, damit die Intensivstationen in kurzer Zeit überlastet seien. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil von der SPD hat dem Vorschlag des nordrhein-westfälischen Ministerpräsident Armin Laschet von der CDU für einen “Brücken-Lockdown” eine Absage erteilt. “Vor Ostern hat Aktionismus bei vielen Menschen für einen Vertrauensverlust gesorgt, nach Ostern dürfen wir diesen Fehler nicht wiederholen”, sagte Weil der “Rheinischen Post”. Er habe “erhebliche Zweifel” gegenüber dem Vorschlag. Wichtige Detailfragen seien weiter ungeklärt, sagte Weil der Zeitung. “Solche Vorschläge tragen zur Verunsicherung der Menschen bei, helfen uns aber nicht bei der Eindämmung des Infektionsgeschehens”, sagte Weil weiter. Der Chef der Linken-Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch, hat den Vorstoß von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kritisiert. Es brauche nicht permanent neue Vorschläge oder “neue Vokabeln”, sagte Bartsch im “Morgenecho” im WDR5. Der CDU-Vorsitzende Laschet hatte einen “Brücken-Lockdown” gefordert – einen zwei- bis dreiwöchigen harten Lockdown im Kampf gegen die dritte Corona-Welle. Damit solle die Zeit überbrückt werden, bis viele Menschen geimpft seien. Bartsch zufolge besteht aktuell ein “Wirrwarr” aus “undurchschaubaren Regeln, nicht nachvollziehbaren Entscheidungen und immer neuen Vorschlägen. “Die Menschen können nicht mehr.” Er forderte für eine längerfristige Perspektive einen breiten gesellschaftlichen Dialog, an dem neben Politik, Ärzten und Virologen auch etwa Pädagogen oder Psychologen beteiligt werden sollten. In der Diskussion über strengere Coronaregeln in Deutschland plädieren Kinder- und Jugendärzte dafür, Schulen und Kindergärten so lange wie möglich offen zu halten. “Schulschließungen sollten wirklich die letzte Option sein”, sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Ingeborg Krägeloh-Mann. Zuvor sollten alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Kontakte in der gesamten Bevölkerung zu verringern. Die Tübinger Medizinprofessorin forderte, im Gegensatz zu Erwachsenen oder Jugendlichen kleinere Kinder anders zu bewerten – weil diese wahrscheinlich noch weniger am Infektionsgeschehen beteiligt seien “und mehr auf Präsenzunterricht angewiesen sind”. Der Wirtschaftsrat der CDU distanziert sich von der Forderung des Parteivorsitzenden Armin Laschet nach einem sogenannten “Brückenlockdown”. Einem Vorabbericht der “Augsburger Allgemeine” zufolge, erklärt der Generalsekretär des Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, dass die Forderung nach immer neuen Verlängerungen oder Verschärfungen des Lockdowns fantasielos sei: “Unternehmen und Bürger erwarten von der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten nach mehr als einem Jahr Pandemie eine ausgefeiltere Strategie.” Die aktuellen Grundrechtseinschränkungen seien bereits eine schwere Belastung für Wirtschaft und Bürger. Jetzt käme es darauf an, die Impfungen voranzutreiben. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner lehnt einen harten Lockdown, wie ihn NRW-Ministerpräsident Armin Laschet vorgeschlagen hat, ab. “Einen ‘Brücken-Lockdown’, der alles pauschal dicht macht, brauchen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht”, sagte Lindner. “Er wäre unverhältnismäßig.” Es würde sich um einen Schritt handeln, “von dem wir gar nicht wissen, ob er so wirksam ist”. Der FDP-Partei- und Fraktionschef beklagte, der Politik falle in über einem Jahr Pandemie immer nur ein, das öffentliche Leben stillzulegen. Dabei stünden mit der breiten Anwendung von Schnelltests und mit einem Anziehen der Impfkampagne “längst andere Mittel zur Verfügung”. Vize-Kanzler Olaf Scholz plädiert dafür, überall Ausgangssperren zu nutzen, wo die Inzidenzen über den Wert von 100 steigen. Dies sei noch nicht überall geschehen, etwa im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, sagt der SPD-Kanzlerkandidat. Das Virus müsse eingeschränkt werden, mit einer neuen Kraftanstrengung, um die dritte Infektionswelle zu brechen. Der Gründer des Tübinger Pharmaunternehmens Curevac, Florian von der Mülbe, weist auf einen Standortnachteil von europäischen Anbietern hin. Einem Vorabbericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe zufolge, seien globale Lieferketten laut von der Mülbe gestört. “Ob Chemikalien, Gerätschaften, Filter oder Schläuche: Die US-Hersteller sind verpflichtet, zuerst den amerikanischen Bedarf zu decken, dadurch rutschen wir auf der Liste nach hinten”, so das Vorstandsmitglied. Da der Bedarf gestiegen sei, versuchten viele Lieferanten die Grundmaterialien auch wieder in Europa zu produzieren. Bei Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen in der Nähe des Parlaments in Rom kommt es zu Auseinandersetzungen der Demonstranten mit der Polizei. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa wurde mindestens ein Polizist verletzt. Mehrere Protestler seien festgesetzt worden. Die Zeitung “La Repubblica” schreibt, Beteiligte hätten von verletzten Demo-Teilnehmern berichtet. Die Demonstranten, darunter Besitzer sowie Mitarbeiter von Restaurants, Läden und Sportstudios, protestieren gegen Schließungen und Einschränkungen ihrer Arbeit aus Gesundheitsgründen. Einige Dutzend Menschen hätten versucht, Absperrungen auf dem Platz vor der Abgeordnetenkammer zu durchbrechen. Es seien Feuerwerkskörper geflogen. Manche Demonstranten – meist Männer, aber auch Frauen – hätten keinen Mund-Nasen-Schutz getragen. Österreich verlängert für die Hauptstadt Wien und zwei weitere Bundesländer den Lockdown um eine Woche bis zum 18. April. Grund dafür ist die nach wie vor angespannte Situation auf den Intensivstationen. Für die sechs weiteren Bundesländer wurden trotz teilweise steigender Infektionszahlen keine Änderungen beschlossen. “In Absprache mit den Experten haben wir uns verständigt, dass wir weiterhin auf ein regionales Vorgehen setzen”, sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz. Im Osten des Landes hat sich die ansteckendere britische Virus-Variante, die auch zu schwereren Verläufen führt, stark verbreitet. Zum 1. April wurden in Wien, Niederösterreich und im Burgenland der Handel und körpernahe Dienstleister wie Friseure geschlossen. Die Schulen wurden auf Fernunterricht umgestellt. Die Zahl der Corona-Patienten auf französischen Intensivstationen ist mit 5626 auf dem höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen. In den vergangenen 24 Stunden seien 193 Fälle hinzugekommen, teilt das Gesundheitsministerium mit. Seit Dienstag können sich Menschen im größten Fußballstadion Frankreichs gegen Corona impfen lassen. Wöchentlich sollen im Stade de France nördlich von Paris mehr als 10.000 Impfdosen gespritzt werden, das Impfenzentrum ist sechs Tage die Woche geöffnet. Rund die Hälfte der Termine ist für die Bewohner des Départements Seine-Saint-Denis reserviert – dort steht das berühmte Stadion. Das Département wurde von der Pandemie besonders heftig getroffen. Zuletzt wurden dort rund 800 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche gemeldet. Das riesige Impfzentrum werde aber allen offen stehen, die sich impfen lassen wollen, sagte der Direktor der regionalen Gesundheitsbehörde Ars Île de France, Aurélien Rousseau, dem Sender Franceinfo. Spanien will bis Ende Juli 53 Prozent der Bevölkerung von 47 Millionen Menschen voll geimpft haben. Bis Ende August sollen es 70 Prozent sein, wie Ministerpräsident Pedro Sanchez sagt. Die Impfgeschwindigkeit werde im April Fahrt aufnehmen und sich dann von Monat zu Monat steigern. Daten vom Montag zufolge haben bislang 5,7 Millionen Spanier die Erstimpfung erhalten, 2,8 Millionen auch bereits die zweite. Die Däninnen und Dänen können erstmals seit Monaten wieder zum Friseur gehen oder sich bei Interesse ein Tattoo stechen lassen. Seit Dienstag dürfen Dienstleister wie Friseure, Tätowierer, Masseure und Kosmetiker nämlich fast im gesamten Land wieder Kunden bedienen, auch Sonnenstudios und Fahrschulen dürfen im nördlichsten deutschen Nachbarland wieder öffnen. Kunden sollen aber auf ihrem Smartphone einen maximal 72 Stunden alten negativen Corona-Test, eine Impfung gegen Covid-19 oder eine überstandene Infektion vorzeigen können. Ungarns Präsident Viktor Orban kündigt eine Lockerung der Beschränkungen an. “Heute haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht”, sagt er in einem Video auf Facebook: Mehr als ein Viertel der Bevölkerung habe inzwischen mindestens eine Impfdosis erhalten. “Ab morgen können Läden wieder öffnen und Dienstleistungen angeboten werden.” Andere Beschränkungen sollen bleiben, Schulen am 17. April öffnen. In Ungarn leben 9,8 Millionen Menschen. Daten der Johns Hopkins University zufolge hat das Land seit einigen Wochen die höchste Todesrate pro Kopf durch das Virus. Die Türkei verzeichnet 49.584 Neuinfektionen und damit so viele wie noch nie an einem Tag. Die Zahl der Toten steigt um 211, wie das Gesundheitsministerium weiter bekanntgibt. Zuletzt lag sie Anfang Januar so hoch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert in scharfen Worten, dass einige Staaten weiter komplett ohne Zugang zu Impfstoff seien. Dies sei eine “Farce”, sagt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Ein Hochfahren der Vakzin-Produktion und eine gerechte Verteilung seien der Schlüssel, um die akute Phase der Pandemie zu überwinden. In den USA sollen bereits in zwei Wochen alle Erwachsenen Anrecht auf eine Corona-Impfung haben. Wie ein Vertreter des Weißen Hauses bestätigte, sollen sich vom 19. April an alle Erwachsenen ungeachtet von Alter, Beruf und möglichen Vorerkrankungen für eine Impfung anmelden können. Bislang hatte Präsident Joe Biden den 1. Mai als Ziel ausgegeben. Die landesweite Impfkampagne macht aber rasche Fortschritte. Zuletzt wurden im Schnitt mehr drei Millionen Menschen pro Tag geimpft. Seit Beginn der Kampagne im Dezember haben bereits mehr als 107 Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten, mehr als 62 Millionen von ihnen sind durchgeimpft. In den USA steigt die Zahl der binnen eines Tages erfassten Corona-Neuinfektionen. Am Montag meldeten die Behörden 76.594. neue Fälle, wie aus Daten der “New York Times” hervorgeht. Das sind 20 Prozent mehr als vor zwei Wochen (54.658). Die Anzahl der Toten im Zusammenhang mit einer Infektion liegt bei 530. Am vergangenen Montag waren es den Angaben nach 701 gewesen. Mit mehr als 30,8 Millionen Infektionen und rund 555.100 Toten sind die Vereinigten Staaten in absoluten Zahlen das weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land. Nach den letzten Rekord-Corona-Neuinfektionen in Indien bleiben die Infektionszahlen anhaltend hoch. Es wurden zuletzt knapp 97.000 Fälle erfasst, wie aus Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums vom Dienstag hervorgeht. Am Montag wurden mehr als 103.000 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Es wird befürchtet, dass die Infektionszahlen in dem Riesenland weiter deutlich steigen werden. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie sind in Brasilien mehr als 4000 Tote durch Covid-19 binnen eines Tages verzeichnet worden. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, starben innerhalb von 24 Stunden landesweit 4195 weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Die Zahl der Corona-Toten in dem Land insgesamt erhöhte sich damit auf fast 337.000. Das brasilianische Gesundheitssystem leidet massiv unter der aktuellen Infektionswelle. In 18 der 27 Bundesstaaten sind laut dem Gesundheitsinstitut Fiocruz die Intensivstationen zu mehr als 90 Prozent belegt.

Beitragsfoto © Engin_Akyurt

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