Die Fallzahlen in Deutschland steigen: Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 14.356 neue Infektionen gemeldet – und damit 2444 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 69,1 Fällen pro 100.000 Einwohner, am Vortag waren es 65,4. Außerdem registriert das RKI 321 weitere Todesfälle. Insgesamt sind nun 72.810 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 4.50 Uhr wieder. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts hat in Deutschland die dritte Corona-Welle begonnen. “Wir haben ganz klare Anzeichen dafür”, sagt RKI-Präsident Lothar Wieler im Gespräch mit der UN-Journalistenvereinigung (ACANU). “Ich bin sehr besorgt.” Die Impfkampagne sei ein Wettlauf gegen das mutierende Virus. Wieler sieht Licht am Ende des Tunnels, wenn es gelinge, bis zum Herbst 80 Prozent der Bevölkerung zu immunisieren. “Wenn das der Fall ist, können alle Maßnahmen aufgehoben werden”. Die Corona-Lage in Deutschland wird nach Einschätzung von Kanzlerin Angela Merkel noch bis in den Sommer angespannt bleiben. “Das sind jetzt noch drei, vier schwere Monate: März, April, Mai, Juni”, sagt Merkel in einem öffentlichen Digital-Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Hilfs- und Krisentelefonen. Danach würden die Effekte des Impfens deutlich werden, so Merkel. “Dann wird es deutlich besser, aber im Augenblick fällt jeder Tag schwer. Das merkt man ja jedem an.” Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit Anfang November 2020 zurückgegangen. In deutschen Kliniken werden derzeit 2736 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, wie aus dem aktuellen Divi-Intensivregister hervorgeht. Im Vergleich zum Vortag ist das ein Rückgang um 49 Patienten. Demnach müssen 1570 Patienten invasiv beatmet werden, das sind zwei weniger als am Vortag. Insgesamt sind den Angaben zufolge noch 4645 Betten in den deutschen Kliniken frei. Die Liste der bundesweiten Super-Hotspots führt mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz der thüringische Landkreis Greiz an. Am Vortag lag er als zweitstärkste betroffene Region noch hinter der bayerischen Stadt Hof. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge stieg der Wert in dem Landkreis zuletzt stark an – von 288,5 auf aktuell 331,6 neu registrierte Fälle je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Dahinter folgen Hof mit leicht gesunkenem Fallaufkommen (327,3) und der bayerische Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge (257,4). Nach einem Corona-Ausbruch bei einem Schlachthof im bayerischen Buchloe werden 83 Beschäftigte positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet. Darüber hinaus wird für 93 Kontaktpersonen eine Quarantäne angeordnet, teilt das zuständige Landratsamt mit. Bei 3 der 83 Infizierten sei die britische Variante des Coronavirus gemeldet worden. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers arbeiten in dem Betrieb im Allgäu insgesamt 430 Menschen. Ein Großteil der Infizierten sei im Bereich der Schlachtung tätig. Arbeitgeber in Deutschland bleiben bis Ende April aufgerufen, ihren Beschäftigten die Arbeit von zu Hause aus zu ermöglichen. Das Kabinett billigt eine Verlängerung der Verordnung von Januar, die am 15. März ausgelaufen wäre. Darin heißt es: “Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese Tätigkeiten in deren Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen.” Homeoffice sei ein wichtiges Element, um Kontakte zu reduzieren und die Pandemie einzuschränken, erklärt Heil. “Rock am Ring” und “Rock im Park” fallen auch in diesem Jahr wegen der Corona-Krise aus. Die Entscheidung für die Absage von insgesamt sieben großen Open-Air-Festivals in Deutschland und der Schweiz sei wegen der fortdauernden Pandemie getroffen worden, teilt das Veranstalter-Netzwerk Eventim Live mit. Abgesagt sind auch das “Hurricane Festival” und “Southside”. Die zuerst in Großbritannien entdeckte Corona-Mutante B.1.1.7 ist einer neuen Studie zufolge zu 64 Prozent tödlicher als frühere Varianten des Virus. In 4,1 von Tausend Fällen führe eine Infektion mit B.1.1.7 zum Tod, heißt es in der Studie von Forschern der britischen Universität Exeter. Bei früheren Coronavirus-Varianten liegt die Sterberate bei 2,5 von Tausend Fällen. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sieht die Haus- und Fachärzte nicht wie von der Bundesregierung geplant im April mit den Corona-Impfungen starten. Auf die Impfressourcen könne “wohl erst im Mai in Arztpraxen zurückgegriffen werden”, sagt Gassen im ZDF. Es fehle an Impfstoff. Der Chef des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, kritisiert die Verzögerung beim Start der Impfungen in den Hausarztpraxen. Er könne nicht nachvollziehen, dass “man das Volk sozusagen im Lockdown hält”, statt es zu impfen. Die Impfzentren seien am Anfang sicher notwendig gewesen. In den Praxen könne aber schneller und besser geimpft werden. Beim Impfen in den Arztpraxen könnten auch die Zahnärzte helfen. Die Zahnärzteschaft habe schon frühzeitig ihre Unterstützung bei Test- und Impfmaßnahmen angeboten, und das Angebot gelte weiterhin, sagt der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Wolfgang Eßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Als approbierte Ärzte sind Zahnärzte grundsätzlich dazu befähigt, Impfungen durchzuführen”, fügt er hinzu. Mehrere große Unternehmen wollen ihrer Belegschaft Schnelltests in der Firma oder für zu Hause anzubieten. Solche Pläne gebe es unter anderem bei Aldi Süd, Aldi Nord, Henkel, Metro, Rewe, RWE und der Telekom, Vodafone. Die Deutsche Post habe schon mehr als 46.000 Tests an deutschen Betriebsstätten vorgenommen. Immer mehr Pflegekräfte wollen laut dem Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger wegen der Corona-Krise ihrem Beruf den Rücken kehren. Die Pandemie könnte bereits in der zweiten Jahreshälfte zu “einem Massenexodus aus dem Beruf” führen, warnt der International Council of Nurses (ICN). Wegen Burnouts und Stress in der Pandemie erwägen Millionen Fachkräfte einen Berufswechsel, wie ICN-Chef Howard Catton in Genf erläutert. Die Pflegekräfte seien bis zur körperlichen und geistigen Erschöpfung getrieben worden und hätten eine “Massentraumatisierung” erlebt. “Sie erreichen den Punkt, an dem sie alles gegeben haben, was sie können.” Mindestens 3000 Pflegekräfte in 60 Ländern seien erwiesenermaßen bereits an einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die tatsächliche Zahl liege wahrscheinlich deutlich höher. Die Corona-Pandemie droht die soziale Schieflage in Deutschland zu verschärfen – denn sie trifft Menschen mit geringem Einkommen besonders hart. Laut dem Sozialbericht des Statistischen Bundesamts, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) waren im ersten Lockdown Menschen mit höherem Einkommen zwar häufiger von Einkommenseinbußen betroffen, die Folgen der Pandemie für Menschen mit Niedrigeinkommen sind aber härter: Etwa jeder Fünfte gab an, in Finanznöten zu stecken oder dies zu befürchten. WZB-Experte Philipp Wotschack: “Sie waren in Zahlungsschwierigkeiten geraten, mussten Kredite aufnehmen, waren in ernsthafte Geldprobleme geraten, mussten möglicherweise auf Ersparnisse zurückgreifen, Sozialleistungen beantragen oder ihren Lebensstandard drastisch einschränken.” Mecklenburg-Vorpommern hat sich als erstes Bundesland entschieden, die Luca-App zur digitalen Kontaktnachverfolgung in der Corona-Krise einzusetzen. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sagte: “Uns ist es wichtig, anonym, sicher, aber eben auch einfach Kontakte nachvollziehen zu können. Wir wollen, dass die Zettelwirtschaft vorbei ist, dass die Gesundheitsämter entlastet werden und wir eben auch Öffnungsschritte in der Pandemie wagen können.” Zwei Städte – Rostock und Schwerin – würden die App bereits nutzen. Pharmahersteller haben seit 1. Februar rund 34 Millionen Dosen Corona-Impfstoff aus der Europäischen Union an etwa 30 Länder in aller Welt geliefert. Dies bestätigen EU-Kreise in Brüssel. Davon seien allein 9 Millionen Dosen nach Großbritannien gegangen und eine Million in die USA. Hintergrund ist der Impfstoffmangel in der EU einerseits und andererseits die Kritik an einem EU-Exportstopp für 250.000 Impfdosen von Astrazeneca an Australien. Die britische Regierung hatte diesen Exportstopp kritisiert. EU-Ratschef Charles Michel wies jedoch darauf hin, dass weiter Exporte aus der EU möglich seien, während die USA und Großbritannien Impfstoffexporte faktisch gestoppt hätten. Malta schließt im Kampf gegen die steigenden Corona-Zahlen ab Donnerstag die Schulen sowie alle Geschäfte und Dienstleistungen, die nicht als systemrelevant gelten. Die Sperren gelten für rund einen Monat. Reisen auf Maltas Schwesterinsel Gozo werden eingeschränkt. Organisierter Sport ist künftig verboten. Hochzeiten dürften nicht mehr gefeiert werden. Die Beschränkungen gelten bis mindestens 11. April, wenn die Osterferien enden. Zuvor hatte das kleine EU-Land mit rund 500.000 Einwohnern einen Rekordwert von über 500 Neuinfektionen in 24 Stunden registriert. Das Coronavirus breitet sich in Frankreich weiter aus. Das Gesundheitsministerium meldet 30.303 Neuinfektionen nach 23.302. Auf den Intensivstationen befänden sich unverändert 3918 Personen. Die Zahl der Todesfälle legte um 264 auf 89.565 zu. Das ist der weltweit siebthöchste Wert. In Polen sind an einem Tag so viele Corona-Infektionen festgestellt worden wie seit November nicht mehr. Das Gesundheitsministerium in Warschau meldet 17.260 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie ist um 398 auf knapp 46.000 gestiegen. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner. Die Belastung für das Gesundheitssystem nimmt zu: Fast 18.400 Covid-19-Patienten wurden im Krankenhaus behandelt. Davon mussten mehr als 1900 auf der Intensivstation beatmet werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 240. Polen hatte zuletzt einzelne Schutzmaßnahmen gelockert. In den meisten Teilen des Landes durften Hotels, Kinos, Museen, Kunstgalerien und Schwimmbäder mit begrenzter Kapazität wieder öffnen. Um die armen Länder mit ausreichend mit Impfstoffen zu versorgen, ist nach Einschätzung des UN-Kinderhilfswerkes Unicef eine Milliarde Dollar nötig. Weil die Impfkampagne erfolgreich läuft, sind in Pflege- und Altenheimen der USA wieder Besuche erlaubt. Wenn alle Menschen in den Vereinigten Staaten geimpft sind, will die US-Regierung übrig bleibende Dosen auch anderen Ländern zur Verfügung stellen. Die USA könnten sich erst in Sicherheit wiegen, wenn auch die ganze Welt mit Blick auf die Pandemie sicher sei, sagt Präsident Joe Biden. In den USA haben die Behörden binnen eines Tages mindestens 1866 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet – also deutlich mehr Fälle als vor einer Woche (1306). In Brasilien haben die Behörden binnen 24 Stunden 2286 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit den Coronavirus registriert – so viele wie nie zuvor. Insgesamt sind in dem Land 270.656 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben. Mehr Tote wurden seit Beginn der Pandemie nur in den USA gezählt. Einen neuen Höchststand verzeichnete Brasilien auch bei den Infektionsfällen: Binnen 24 Stunden wurden fast 80.000 Neuansteckungen gemeldet. Damit haben sich bislang bereits mehr als 11 Millionen der 212 Millionen Einwohner Brasiliens nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.