Jüdinnen, Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland sind ständig bedroht – und Staat und Justiz schützen sie nicht genug. Das ist die Anklage, die der Journalist und Jurist Ronen Steinke in seinem Buch „Terror gegen Juden“ erhebt. In Deutschland habe man sich an Zustände gewöhnt, an die man sich niemals gewöhnen dürfe: Jüdische Schulen müssen von Bewaffneten bewacht werden, jüdischer Gottesdienst findet unter Polizeischutz statt, Bedrohungen sind alltäglich. Der Staat habe zugelassen, dass es so weit kommt – durch eine Polizei, die diese Gefahr nicht effektiv abwehrt, sondern verwaltet; durch eine Justiz, die immer wieder beschönigt.
Steinke dokumentiert darin unter anderem Fälle antisemitischer Gewalt in Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkriegs – zum Beispiel den Mord am jüdischen Verleger Shlomo Lewin und dessen Lebensgefährtin Frida Poeschke von 1980. Dabei zeigt Steinke, wie oft die Ermittlungsbehörden mögliche antisemitische Motive für Taten übersehen.
Der jüdische Autor Ronen Steinke ist durch Deutschland gereist und erzählt von jüdischem Leben im Belagerungszustand. Er trifft Rabbinerinnen und Polizisten, konfrontiert Staatsschützer, Geheimdienstler und Minister mit dem Staatsversagen. Viel muss sich ändern in Deutschland.
In Gesprächen mit Mitgliedern jüdischer Gemeinden wird deutlich, dass viele Jüdinnen und Juden Angst haben, ihren Glauben öffentlich zu leben – und welche Vorkehrungen sie treffen, um sich selbst zu schützen.
Den letzten Teil des Buchs bildet eine umfassende Chronik antisemitischer Gewalttaten seit 1945.
Ronen Steinke • Terror gegen Juden • Piper Verlag • 256 Seiten • Klappenbroschur • 978-3-8270-1425-2 • € 18,00 [D]