Voller Überraschungen: im Kulturausschuss der Stadt Wermelskirchen

Ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht 

VON MICHAEL DIERKS

Wermelskirchen | Nach einem anstrengenden Tag voller Ehrenamt, kurz vorm Abendbrot, in dessen Anschluss ich dann eigentlich auf die monatliche Blues-Session ins Eifgen wollte, poppt ein Termin auf dem Bildschirm auf: “Rathaus Stadt und Kultur, Kultur-Kalender vorstellen, beginnt in 15 min”. Das hatte ich vor längerer Zeit nach einem entsprechenden Informationsanruf des Kulturdezernenten eingetragen und – ob des Ehrenamts – komplett vergessen.

Es geht doch um den neuen Kulturkalender Wermelskirchen, über den trotz aller Information bisher noch nichts in der Presse zu lesen war. Für den es bisher ausschließlich positive Resonanz gibt. Den ich in meiner „Freizeit“ unentgeltlich erstellt haben. Der alle Kulturanbieter in Wermelskirchen – auch die städtischen Einrichtungen versammelt. Das ist doch wichtig, da muss ich hin, unbedingt. 

In zehn Minuten ist es zu schaffen, wenn man auf das Abendbrot verzichtet, die häusliche Schlunzkleidung nicht wechselt und die eine oder andere Geschwindigkeitsbegrenzung nicht sklavisch beachtet. Im Brückenweg sehe ich den Bürgermeister in Richtung Loches-Platz enteilen, weg vom Rathaus? Hatte ich was verpasst?

Der Sitzungssaal ist voll, viele bekannte und unbekannte Gesichter, drei Minuten vor fünf Uhr. Herr Görnert eilt von seinem Platz am Verwaltungstisch der Runde eilig zu mir, begrüßt mich auf meinen fragenden Blick hin mit: „Ich hatte Ihnen doch keine Einladung geschickt? Wir hatten den Programmpunkt “Veranstaltungskalender” nämlich von der Tagesordnung genommen, weil das Programm durch den neuen Vortrag von Frau Groß-Rink über die Kulturförderung im Rahmen der Regionale zu voll wurde. Aber das können Sie sich ja durchaus anhören, ist bestimmt auch interessant. Und den Veranstaltungskalender stellen wir dann eben ein anderes Mal vor, dann zusammen mit Herrn Frowein von Wir-In-Wermelskirchen.“

Nun gut. Dann höre ich mir den interessanten Vortrag von Frau Groß-Rink an. Sie hat Erstaunliches zu berichten: Kultur werde zwar als weicher Standortfaktor bezeichnet, spiele aber für die Attraktivität einer Stadt und damit den Zuzug oder Wegzug von Bürgern eine große Rolle. Im Rahmen der ‚REGIONALE‘ gebe es Fördermöglichkeiten, und die Zusammenarbeit mit Burscheid eröffne die Perspektive, ein interkommunales Kulturmanagement zu installieren, mit einer oder mehreren Halbtagsstellen, für die dann pro Stadt ein Betrag von ca. 40.000 Euro zur Verfügung stünden. Das Ganze in vielleicht drei Jahren. Der Kulturmanager oder die Kulturmanagerin müsse ein Kulturkonzept für die Region entwickeln und die Veranstaltungen koordinieren. 

Das Spektrum an Kulturangeboten ist riesig, es gibt eine große Vereinslandschaft – Kattwinkelsche Fabrik, AJZ, Kulturinitiative Haus Eifgen, Film Eck. Besonders im Bereich Musik besteht eine qualitativ hochwertige Ausgangsbasis. Und es gibt großes ehrenamtliches Engagement. 

Ach, dachte ich, das ist ja genau das, was wir mit unserem Kulturstammtisch und dem Kulturkalender umsetzen. Toll, dass das jetzt beachtet und vielleicht sogar gefördert werden soll. Es ging dann noch über Fördermöglichkeiten, speziell für Musik, für Konzerte. Sportvereine hätten Bedenken geäußert, dass die Förderung von Musik dann zu Lasten der Sportförderung gehen könnte. Sie sprach über Häuser, in denen das stattfinden kann und deren Renovierung und Modernisierung gefördert werden müsse, und warf Millionenbeträge in den Raum. Da gäbe es über die REGIONALE Chancen. 

Bilder hiesiger Konzertstätten wurden gezeigt – vorneweg das Haus Eifgen, dann das AJZ, der Bahndamm und die Bürgerhäuser. Es fiel – wahrscheinlich nur mir – auf, dass alle gezeigten Häuser im städtischen Besitz sind. Nur das Haus Eifgen nicht. Das ist in genossenschaftlichem Besitz. Wie passt das in diese Überlegungen zur Förderung? An dieser Stelle begann ich mich zu fragen, mit wem die Dame diese nicht unwichtigen Themen bespricht? Und wer sie bezahlt? Auf dem Kulturstammtisch habe ich sie jedenfalls noch nicht gesehen, in der Kulturinitiative nicht, bei der Genossenschaft ebensowenig. 

Umso erfreulicher, dass sie in Ihrem Schlusswort Herrn Görnert für eben diesen Kulturstammtisch lobte, der unbedingt fortgesetzt werden müsse. Immerhin. (Zum nächsten Stammtisch am 26.11. um 18 Uhr lade ich an dieser Stelle alle Interessierten herzlich ins Haus Eifgen ein).

Die angesprochenen Förderungen werden vermutlich ausschließlich für städtische Einrichtungen in Frage kommen. Das Ehrenamt wird dann auch immer wieder in höchsten Tönen gelobt werden. Immerhin das. Vielleicht dann gar in „Zusammenarbeit“ mit dem bezahlten interkommunalen Kulturmanagement. Möglicherweise stellen wir aber unsere Arbeit vorher ein, wenn die dann von den Profis übernommen werden kann. 

Was mir das Ganze zu sagen hatte? Darüber muss ich noch tiefer nachdenken. Aber es schmeckte erst einmal komisch, irgendwie befremdlich. Nicht unbedingt nach wertschätzendem Umgang mit Ehrenamt und Ehrenamtlern. Mal sehen.

Im Anschluss wurde der Prüfbericht des Haushalts 2017 der Kattwinkelschen Fabrik vorgestellt. Es ist alles in Ordnung. Danach musste ich fort, Abendbrot und Blues-Session warteten. Ehrenamt eben.

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