Den nachfolgenden Beitrag entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach, in-gl.de:
Bergisch Gladbach/Rheinisch-Bergischer Kreis | Unter dem Schlagwort „Tatort Klimazerstörung” sucht die Organisation Campact bundesweit lokale Geschäftsstellen der Union auf. Jetzt schlug sie bei der CDU Rhein-Berg auf – und lief offene Türen ein.
Uwe Pakendorf, der neue Vorsitzende der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis, hatte sich auf die Diskussion mit den acht Klima-Aktivisten eingelassen. Zwei Stunden lang hört er sich mit Kreisgeschäftsführer und Stadtrat Lennart Höring die Kritik und Forderungen an. Der Vorwurf: Die CDU blockiere und verzögere seit Jahren wichtige Maßnahmen zum Klimaschutz – und schicke das Land damit sehenden Auges in die Klimakatastrophe.
Campact ist eine Nichtregierungsorganisation, hat nach eigenen Angaben zwei Millionen Mitglieder, die „für eine progressive Politik streiten”.
Auf hohem Niveau tauschen Kritiker und die lokalen CDU-Vertreter Argumente aus – und waren sich in erstaunlich vielen Punkten einig. Natürlich verteidigten die Politiker den Plan für den Kohleausstieg. Etwas schneller könne es aber schon gehen, räumt Pakendorf ein. Und er ist, wie die CDU-Kritiker der Meinung, dass der plötzliche Ausstieg aus dem Erneuerbare-Energie-Gesetz ein Fehler war.
Auch für den CDU-Mann ist es nicht mehr fünf vor zwölf, sondern womöglich schon zwei nach zwölf, was den Klimaschutz angehe. „Bei mir sind Ihre Ziele angekommen – viele davon teile ich”, sagt der Kreisvorsitzende. Ob es nun CO2-Steuern oder Zertifikate gebe, sei zweitrangig. Wichtig sei, dass die Verschmutzungsrechte sehr viel teurer werden.
Was macht der Kreis Rhein-Berg?
Dann fragt einer der Klima-Engagierten, was denn der Rheinisch-Bergische Kreis in Sachen Klima mache. Und liefert eine Steilvorlage. Pakendorf, der im Kreistag dem Zukunftsausschuss vorsitzt, zählt eine Reihe von Projekten auf, die auf Kreisebene bereits verabschiedet sind und zum Teil umgesetzt werden. Zum Beispiel der schnelle Ausbau von Radwegen auf Pendlerrouten, der Ausbau von Schnellbuslinien oder der Ankauf von zunächst 30 und später womöglich 60 Wasserstoff-Bussen.
Eine ganz konkrete Idee: die Einrichtung eines großes Park & Ride-Parkplatzes beim Technologiepark in Moitzfeld, verbunden mit der Umwidmung des Standstreifens auf der A 4 in eine Busspur – damit zum Beispiel die Beschäftigten von Milteny Biotec ohne eigenes Auto und dennoch schnell zu ihrem Arbeitsplatz kommen.
Und klar, der Kreis selbst hat seine Gebäude bereits energetisch saniert, mit dem Ziel, ganz klimaneutral zu werden.
Selbst bei der Forderung nach kostenlosen Bussen und Bahnen hat der CDU-Vorsitzende eine Antwort. Genau das wolle man jetzt auf Kreisebene prüfen: Was kostet es, den ÖPNV für alle komplett umsonst zu machen? Und ist das überhaupt machbar?
Allerdings wies Pakendorf mehrfach daraufhin, dass bislang nur Dinge umgesetzt wurden, die der Kreis mit eigenen Mitteln schnell und wirtschaftlich bewerkstelligen kann. Bei vielen Projekten ginge es aber nicht ohne die Subventionierung durch Landes- und/oder Bundesmittel.
Wie überzeugen wir die Bürger?
Am Ende zeigten sich die Campact-Leute von der Arbeit der CDU im Rheinischen-Bergischen Kreis beeindruckt. Jetzt müsse Pakendorf aber auch innerhalb der Landes- und Bundes-CDU dafür streiten, dass der Klimaschutz sehr viel schneller und konsequenter voran getrieben werden.
Und ein zweiter Punkt war den Aktivisten sehr wichtig: Die Bürger müssen noch sehr viel stärker informiert und mobilisiert werden, ihren Teil zum Klimaschutz zu leisten.
Ein Punkt, den Pakendorf gerade aus ihrer kommunalpolitischen Erfahrung nur bestätigen können. Für jeden Radschutzstreifen fallen Parkplätze weg, der Shitstorm sei schon absehbar, sagt Pakendorf: „Da müssen wir noch ganz dicke Bretter bohren.”
Genau, sagt einer der Klimaaktivisten: „Worauf warten Sie noch?”
Beitragsfoto: Die Campact-Klimaschützer nehmen Lennart Höring und Uwe Pakendorf in ihre Mitte