Treffen der Bergischen Radfahrer und Zweirad-Freunde am Samstag
VON FRANK SCHOPPHOFF
Wermelskirchen | Die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier sind weitgehend abgeschlossen, die 65-Seiten-Din-A-4-Festschrift wird augenblicklich gedruckt, Fotos und Dokumente für die Ausstellung sind bereits ausgewählt und auch die Wetteraussichten sind gut: Jetzt müssen nur noch zahlreiche Radler und interessierte Gäste am Samstag ins Eifgen kommen, damit die Arbeit der örtlichen ADFC-Mitglieder auch belohnt wird.
Ein Blick zurück:
Gründung einer „lokalen Lobby für das Fahrrad“ im Umwelt-Café im Jahr 1991
Am 13. November 1991 haben sich 16 Interessierte im Umwelt-Café der Kattwinkelschen Fabrik in eine Liste eingetragen, um ihre Bereitschaft zu dokumentieren, sich vor Ort für die Interessen der Radfahrenden einzusetzen. Warum war Anfang der 1990er Jahre das Bedürfnis in Wermelskirchen vorhanden, unter dem Dach des seit 1979 bundesweit aktiven Vereins ADFC auch vor Ort eine „lokale Lobby für das Fahrrad“ zu gründen?
In dieser Zeit stellte sich auch in unserer Stadt vermehrt die Frage, ob das Fahrrad einen Beitrag dazu leisten könne, alltägliche Verkehrsprobleme zu lösen. Denn vor dem Bau der B 51 neu hatten die Bewohner und Besucher der Innenstadt unter einer hohen Belastung eines sich stauenden PKW- und LKW-Verkehrs zu leiden. Die autozentrierte Verkehrspolitik der 70er Jahre versprach keine nachhaltigen Lösungsansätze und wurde Anfang der 90er Jahre in Zeiten der zunehmenden Verkehrstaus sowie des drohenden Klimawandels besonders kritisch hinterfragt.
Der Bau der seit 50 Jahren geplanten innerstädtischen Entlastungsstraße B 51 neu in Wermelskirchen und die damit angestrebte weitgehende Verkehrsberuhigung im Innenstadtbereich sollten den unzumutbaren Verkehrsbelastungen kurzfristig ein Ende bereiten. Für die leidgeprüften Wermelskirchener wurden deshalb erstmalig integrierte Verkehrsplanungskonzepte mit konkreten verkehrsentlastenden Maßnahmenpaketen entwickelt, die zu einer neuen Bewertung der bisher vernachlässigten Verkehrsträger führten: Fußgänger, Radfahrer und der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) rückten verstärkt in den Blickpunkt.
Die Erarbeitung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) und insbesondere die Veröffentlichung des ersten Zwischenberichts durch das Büro für integrierte Stadt- und Verkehrsplanung (BIS) im Juni 1993 führten zu kontroversen politischen und öffentlichen Diskussionen, da dem nicht motorisierten Individualverkehr von den Verkehrsplanern Straßenraum zugeteilt wurde, der in der Vergangenheit dem Autoverkehr vorbehalten war. Der kompromisslose Kampf um die Verteilung der Verkehrsflächen auf den innerstädtischen Straßen begann.
Das grundsätzlich neue BIS-Konzept, die „Kölner- und Telegrafenstraße einspurig zurückzubauen“, [ … ] „freiwerdenden Platz keineswegs in mehr Stellflächen vor der Ladentheke umzuwandeln, sondern in Radwege und Ladezonen“ provozierte heftigen Widerstand.
Die erste Wermelskirchener Fahrrad-Lobby plante in den Anfangsjahren des ADFC unter Leitung von Horst Rosen öffentliche Aktionen in der Katt, arbeitete eng mit der Fahrradwerkstatt des Vereins Lebenshilfe e.V. zusammen und organisierte Fahrradtouren in der Region.
Bevor der ADFC Wermelskirchen vor Ort in Verkehrsplanungsverfahren eine gewichtige verkehrspolitische Stimme erhalten und bei der Bearbeitung des VEP intensiv beteiligt werden konnte, mussten neue Vereinsstrukturen geschaffen werden.
Gründungsversammlung der Ortsgruppe Wermelskirchen als Teil des ADFC-Kreisverbandes Köln e.V. am 19. April 1994
Am 18. April 1979 gründete der Verkehrsplaner Jan Tebbe in Bremen den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. Er und seine Mitgründer wollten im autozentrierten Deutschland für die Interessen von Radfahrenden eintreten. Der Name war nicht zufällig an den bekannten Autoclub angelehnt. In der Gründungsversammlung der Ortsgruppe Wermelskirchen am 19. April 1994 beschrieb Herr Wolf, der Vorsitzende des Kreisverbandes Köln e.V., die Struktur des Gesamtvereins und den Zweck der ADFC-Ortsgruppe Wermelskirchen: „Die Ortsgruppen als Teile der Kreisverbände arbeiten auf lokaler Ebene. Sie sind rechtlich unselbständig. [ … ] Der ADFC verfolgt die verkehrspolitische Förderung des Verkehrsmittels Fahrrad in Verbindung mit dem Fußgänger und dem ÖPNV. Somit ist diese Zielrichtung ausdrücklich umweltpolitisch ausgerichtet. Der ADFC richtet sich nicht ausdrücklich gegen den Autoverkehr, sondern verlangt einen sachgemäßen Umgang mit dem Auto. Verkehrspolitik darf nicht länger autozentriert betrieben werden. [ … ] Neben der verkehrspolitischen Arbeit engagiert sich der ADFC im Fahrten- und Freizeitbereich. Eine Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen, z.B. dem Sauerländischen Gebirgsverein, die in Wermelskirchen auf diesem Gebiet bereits aktiv sind, wird empfohlen.“ (Auszug aus dem Protokoll der ADFC-Gründungsversammlung in der Kattwinkel’schen Fabrik am 19. 04.1994)
Zur verkehrspolitischen Arbeit vor Ort empfiehlt Herr Wolf laut Gründungsprotokoll „eine Zusammenarbeit auf der Basis des Verkehrsentwicklungsplanes für die Stadt Wermelskirchen, Kapitel Radverkehr, erstellt 1993 durch das Ingenieurbüro BIS Köln“.
Die verkehrspolitische Arbeit und das Engagement im Fahrten- und Freizeitbereich sind bis heute die Kernaufgaben des ADFC. In der Mitteilung vom 05.05.1994 an die örtliche Presse werden neben dem Ortsgruppensprecher Hans Dieter Hofmann weitere Vereinsmitglieder namentlich genannt, die ihre aktive Mitarbeit beim Neubeginn der Ortsgruppenarbeit zugesagt haben. Diese Zusage wurde sofort in die Tat umgesetzt, da bereits am 31.05.1994 die „Stellungnahme und Vorschläge der ADFC-Ortsgruppe zum VEP-Radverkehr in Wermelskirchen“ den Vertretern der Stadt und der örtlichen Presse vorgelegt werden konnte.
Trotz der zeitaufwendigen Mitarbeit des ADFC in VEP-Arbeitskreisen, in einem „Workshop“ zu einem Verkehrs- und Gestaltungskonzept Innenstadt und trotz der öffentlichkeitswirksamen Radtour mit Bürgermeister und Ratsmitgliedern durch die Innenstadt wurde ab dem Jahr 2006 aus Radfahrer-Sicht besonders deutlich, dass einerseits in Wermelskirchen mit großem Kosten- und Arbeitsaufwand vielversprechende Pläne entwickelt worden waren, dass andererseits jedoch die Verwirklichung konkreter Fahrradinfrastrukturverbesserungen im Rat von einer politischen Mehrheit blockiert wurde.
Die Enttäuschung war besonders groß, als nach dem Bau der innerstädtischen Entlastungsstraße B 51 neu bei den Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Innenstadtzentrum die Interessen der Radfahrer vernachlässigt wurden. Wohin diese autozentrierte Politik führt, ist heute noch an den Verkehrsbelastungen und Staus auf den verkehrsberuhigten Straßen unserer Innenstadt zu erkennen. Das Engagement des ADFC beschränkte in den Jahren 2003-2011 auf die beliebten Feierabendtouren der „Schnecken“. Vereinzelt trafen sich aktive Mitglieder zu einem „Stammtisch“. Nach den Enttäuschungen der 90er Jahre fehlte eine Zeit lang die Motivation, zeitaufwendige Angebote, Projekte und Aktionen vor Ort zu planen und durchzuführen.
Wiederbelebung der ADFC-Ortsgruppe am 13.05.2011
Die Planung der Panorama-Radwege in unserer Region und vor allem der Bau des Panorama-Radwegs Balkantrasse auf unserem Stadtgebiet ab dem Jahr 2011 weckten das Bedürfnis, sich wieder verstärkt für die Interessen der Radfahrer einzusetzen. Der Neubeginn der Ortsgruppenarbeit wurde auf einer Mitgliederversammlung am 13. Mai 2011 in der Katt beschlossen, zu der Hans Dieter Hofmann eingeladen hatte.
Entsprechend den Wünschen des damaligen Sprechers wählten die anwesenden Mitglieder Frank Schopphoff zu ihrem neuen Sprecher. Als Vertreter des Kreisverbandes „ADFC Köln und Umgebung e.V.“ waren der Vorsitzende Joachim Schalke und Schatzmeisterin Anke Prinz anwesend, die Frank Schopphoff bei seiner Einarbeitung in das neue Amt vorbildlich unterstützten.
Ortsgruppe Wermelskirchen als Teil des ADFC Kreisverbandes Rheinberg-Oberberg e.V. ab Juni 2013
Seit der Umstrukturierung der regionalen Kreisverbände und der Gründung des gemeinnützigen Vereins „ADFC RheinBerg-Oberberg e.V.“ im Juni 2013, der das Gebiet des Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreises umfasst, hat sich nach anfänglichen Auseinandersetzungen eine sehr gute Zusammenarbeit entwickelt. Die auf der Homepage des Kreisverbandes (www.adfc-rheinberg-oberberg.de) hervorgehobenen Ziele bestimmten bereits die Arbeit der ADFC Ortsgruppe Wermelskirchen in den vergangenen 25 Jahren und werden auch in Zukunft für das Engagement vor Ort maßgeblich sein.
Durch welche konkreten Projekte, Aktionen, Kooperationen und Angebote der örtliche ADFC versucht hat, in den verschiedenen Bereichen seiner Arbeit nachhaltige Fortschritte zu erreichen, werden die in den Jahren 1994 bis 2019 aktiven Vereinsmitglieder und Kooperationspartner exemplarisch in einer Festschrift zum 25 jährigen Jubiläum der ADFC- Ortsgruppe Wermelskirchen darstellen.
Festprogramm am 18. Mai im „Haus Eifgen“
Zum Jubiläumsfest am 18. Mai im „Haus Eifgen“ wurde bereits im Newsletter des vergangenen Monats eingeladen. Der ADFC wird Info-Stände aufbauen und Fahrräder codieren. Ein Jazz-Trio wird vormittags die ersten Besucher begeistern. Videos zur letzten Fahrt des Balkan Express im Jahr 1983 und zum Bau des Panorama-Radwegs Balkantrasse im Jahr 2011 werden gezeigt. Vertiefende Informationen zu den Aktivitäten und Angeboten, zu den Erfolgen und Misserfolgen der 25 jährigen Vereinsarbeit werden eine Festschrift und Ausstellung bieten.
Der Festtag soll für ADFC-Mitglieder und Interessierte vor allem ein Anlass sein, bei guter Musik gemeinsam zu feiern, Erinnerungen auszutauschen und sich zu unterhalten. Deshalb freuen wir uns auf den Besuch der Radler unserer Region und benachbarter Städte.
Die offiziellen Gäste werden um 15 Uhr vom Ortsgruppensprecher begrüßt und von Anne und Michael Dierks musikalisch unterhalten, bevor bei einer „Bergischen Kaffeetafel“ und einem Stück der gesponserten „Echt-Wild-Festtorte“ wieder Jazzer ihre Musikinstrumente erklingen lassen.
(Alle Fotos im Text: © Sabine Krämer-Kox • Beitragsfoto: Das Fahrrad im Haus Eifgen © Kulturinitiative Wermelskirchen)