Haus Eifgen wird zum Irish Pub

Von Michael Dierks

Zur Auftaktveranstaltung der neuen Session-Reihe The Pure Drop‘ verwandelte sich das Haus Eifgen am letzten Donnerstag in eine urige Irische Kneipe. Bei einer ‚traditional Irish Folk Session‘ mit vielen Musikern konnte das zahlreiche Publikum die authentische Atmosphäre eines Irish Pub erleben. Ganz nebenbei wurde noch eine ansehnliche Spende für die Förderschule Leichlingen gesammelt.

Nomen est Omen: der ‚reine Tropfen‘ –  Guinness in diesem Fall –  floss reichlich, und auch der Vorrat an diesen ‚wie frisch vom Fass‘ Dosen war gut bemessen. Dass man den Tropfen mangels der Originale aus Weißbiergläsern trinken musste, tat dem Vergnügen weder am Getränk noch an der Session noch am Irish Pub-Feeling Abbruch.

Die beiden sind nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch Musiker: nachdem das Irish Pub ‘Scarriff’ in Solingen den Betrieb eingestellt und somit die Session nicht mehr dort stattfinden konnte, vermittelte Jens Raffelsiefen – der auch für das Musikprogramm bei ‚Rock am Markt‘ verantwortlich zeichnet – Helen McDevitt den Kontakt mit Michael Dierks von der Kulturinitiative Wermelskirchen e.V. Der Verein ist immer offen für neue Impulse, die das Haus Eifgen beleben.

Die mehr als 120 Besucher an diesem wunderbaren Sommerabend waren ob der leeren Bühne allerdings erst einmal verwundert. „Spielt hier heute Abend niemand?“, fragte Uwe Christoph verwundert.  Er ist regelmäßiger Gast im Haus Eifgen und packt auch gerne mal mit an, wenn Hilfe gebraucht wird. ‚Session‘ – ob Jazz oder Blues – heißt für das Publikum: eintrittfreierGenuss eines meist hochklassigen 1-stündigen Konzerts, gefolgt von einer offenen Bühne, auf der sich anwesende Musiker zu mehr oder weniger spontanen Jams zusammenfinden.

Nicht so bei der ‚Traditional Irish Folk‘ Session: ca. 20 Musiker aus Haltern, Dortmund, Essen, Wuppertal, Remscheid, Wermelskirchen, Leverkusen, Ratingen, Köln, Bonn und sogar aus dem Westerwald setzten sich um einen großen Tisch – nicht ohne vorher den Ibach-Flügel in die Nähe gerollt zu haben – erfreuten sich an den vom Veranstalter gespendeten Getränken und Speisen und packten dann nacheinander ihre Instrumente aus. Vom ‚Uilleann Pipes‘, dem Irischen Dudelsack,  über die Holz-Querflöte, dem Banjo und der Gitarre und Bouzouki bis zur ‚Fiddle‘, dem Akkordeon und der Concertina war alles dabei – nur kein Gesang, und vor allem: keine Mikrofone, keine Verstärker.

Das Mikrofon benutzte der Chef der Kulturinitiative lediglich zur Begrüßung und später in einer Pause zur Lesung des Manifests „Wir glauben an die Kraft der Musik“, geschrieben von einem Mitarbeiter der Firma Thomann Musik. „Besser kann man nicht ausdrücken, was hier in diesem Haus geschieht“, meinte Dierks.

Organisatorin Helen McDevitt erklärte zu Beginn das Prinzip der Session:  kein Konzert! Es ist normalerweise ein Pub, in dem sich die Leute nach Feierabend zum Gespräch, zum Fachsimpeln, zum Feiern treffen. Und irgendwann packt jemand seine Fiddle aus, schnell gesellen sich andere hinzu und es wird der Reel, Jig, die Hornpipe oder die Polka gespielt. Die Musiker kennen sich, treffen sich an verschiedenen Orten, wann und wo es gerade passt, und heute passte es eben im Eifgen.

„Was ist das für ein fantastischer Ort hier, das findet man nicht mehr oft, wenn überhaupt!“ Der gebürtige Schotte George Gourlay reist oft zu solchen Sessions, obwohl er kein Musiker ist. Er liebt diese Atmosphäre, und die Interaktionen zwischen Musikern und Publikum. Da hält es den Einen oder Anderen auch nicht mehr auf dem Stuhl, wie z.B. Detlev Kraneis, den das Publikum begeistert mit rhythmischem Klatschen zu seinem Solo Step Dance begleitete.

Wie üblich, wurde auch hier gesammelt – aber diesmal nicht für die Musiker, die waren mit Freibier und Essen zufrieden. Tracey Searle hatte über die durch Überflutung entstandenen Wasserschäden der Förderschule Leichlingen berichtet: die Schule kann nicht mehr besucht werden, die Musikinstrumente der Projektgruppen und sogar der Spezial-Bus sind vernichtet, ein immenser Schaden! Also wurde der Inhalt des Hutes zwischen der Kulturinitiative und dem Förderverein der Schule geteilt: jeder Verein freute sich über ein Barspende von 300 EUR.

Ein wunderbarer Abend ging erst um Mitternacht zu Ende, die Helfer hatten alle Hände voll zu tun, und die Musiker hatten noch einen weiten Heimweg. Der Abend hat aber allen genug Lebensfreude für diese restlichen Tagespflichten gegeben. Die ‚Pure Drop‘ Session findet im 2-Monatswechsel immer am 4. Donnerstag des Monats statt. Der nächste Termin ist der 23. August.

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