Es ist bekannt, das jedes Pflanzenblatt mehrere Farbpigmente beinhaltet: gelbe, rote, orange und vor allem grüne. Die grünen Farbpigmente des Chlorophylls überdecken hierbei die anderen Pigmente und lassen uns die Blätter als grün erscheinen. Könnte man das grüne Chlorophyll aus einem Blatt entfernen, würden die restlichen Farbpigmente übrig bleiben – die gelben, orangenen oder roten. Und genau das passiert im Herbst, wenn die Pflanze zur Energierückgewinnung und zur Überwinterung das Chlorophyll aus den Blättern umwandelt und “herauszieht”. Es wird vermutet, dass die “Herbstpigmente” der Blätter eine Art Sommer-UV-Filter gegen sehr hohe Dosen von Sonnenlicht sind und das Blatt vor Verbrennungen und anderen Schädigungen schützen. Diese Beobachtungen haben sich bestätigt. Aber dann haben Wissenschaftler festgestellt, dass die in den Blättern vorkommenden roten Pigmente (Anthocyane) sich im Herbst neu bilden. Erst hatte man gedacht, dass sei nur ein Nebeneffekt des Blattsterbens und hätte keine biologische Funktion.
Bis zur s.g. “Signal-Theorie”! Die besagt: die Blätter eines Baumes verfärben sich umso intensiver, je gesünder und abwehrkräftiger ein Baum ist. Insekten als Fressfeinde der Blätter können anhand der Färbung erkennen: dieser Baum ist sehr farbkräftig – also eine Gefahr für meinen Nachwuchs – ich suche lieber eine nicht so farbintensive Pflanze zur Eiablage, die meiner Brut nicht so viel Abwehrkräfte entgegenbringen kann. Diese Signal-Theorie wurde inzwischen wissenschaftlich bestätigt; insbesondere Verhaltensbeobachtungen von Blattläusen, die im Herbst ihre Eier ablegen, zeigten eine deutliche Vorliebe für grüne Blätter, während die gelben und roten gemieden wurden.
Auf diesem Foto (Eichenblatt, Remscheid, Eschbachtal vom 24.10.2014) ist die Anthocyan-Bildung deutlich zu erkennen. Sie beginnt grundsätzlich zwischen den Blattgefäßen, in den so genannten Intercostalfeldern. Entlang der Blattgefäße bleiben die Blätter vorerst grün. Warum ist noch ungeklärt…
(© Beitragsfoto: Herbstlich gefärbtes Eichenblatt, Christian Groger)