Ein “unmoralischses” Angebot – Warum ich nicht die AfD gewählt habe.

Vor knapp vier Wochen bekam ich, als Antwort auf meinen offenen Brief an die AFD, ein “unmoralisches” Angebot der örtlichen AfD durch ihren Stadtrat, Herrn Springer.

Heute konstituiert sich der Deutsche Bundestag, vier Wochen nach der Bundestagswahl.

Ab diesem Tage sitzen national-konservative Politiker  – was für eine verniedlichende Bezeichnung – in unserem Bundestag. Nein, ich denke, man kann und darf einen großen Teil dieser Politiker als deutlich extremer bezeichnen. Der ehemalige Aussenminister Joschka Fischer formuliert: “Da sind viele in der aktiven Mitgliedschaft und Führung der AfD, die reden wie Nazis und die denken wie Nazis.”  Siehe Ausgabe 43/2017 des SPIEGEL .

Der Spitzenkandidat dieser Partei, Herr Gauland, fordert eine Kultur des Stolzes auf die “Leistungen” der Wehrmacht in zwei Weltkriegen.

Andere Spitzenpolitiker dieser Partei fordern den Schießbefehl an unseren Grenzen, auch auf Frauen und Kinder. Wieder andere, vor allem in Landesparlamenten, haben schon die Erfassung von Minderheiten gefordert, etwa die Homosexuellen.

  • Die AfD will den Euro als Währung abschaffen. (AfD-Programm S.10ff.)
  • Die AfD ist Teil des Netzwerks europäischer Rechtspopulisten, die den Brexit bejubeln. Sie wollen die Rückkehr zum Nationalismus. (AfD-Programm S.10)
  • Die AfD will zurück in die  50er Jahre des letzten Jahrhunderts und Frauen als Vollzeit-Mütter. (AfD-Programm S.27ff)
  • Die AfD bedient völkische Ressentiments, fordert eine deutsche Leitkultur. Herkunft und Hautfarbe sind für sie entscheidend. (AfD-Programm S.2)

Diese Partei versucht, mir, uns seit 2015 einzureden, dass uns durch die damalige Öffnung unser Grenzen durch unsere Kanzlerin Merkel, durch die Menschen, die auf der Flucht waren, eine unkalkulierbare Gefahr der Islamisierung bestehen würde. Daß wir als Staat und Gesellschaft dieses nicht bewältigen könnten.

Ja, es ist nicht alles problemlos, bis heute nicht. Ja, es sind mit den vielen Geflüchteten auch Menschen gekommen, die es mit uns nicht gut meinen. Aber bis heute können wir, trotz aller Probleme, sagen, die Integration und Inklusion der zu uns migrierten Menschen ist auf einem sehr guten Weg.

Und ganz konkret hier vor Ort, hier in Wermelskirchen kann wahrlich gesagt werden, dass der große, der überwiegende Teil der Migranten in unserer Stadt sich gut einfügt, vor allem Dank der Initative “Wilkommen in Wermelskirchen”, daß die Flüchtlinge sich, soweit es ihnen schon möglich ist, auch schon einbringen; ein sehr gutes Beispiel hierfür ist sicher das “Fest der Vielfalt”. In allen Begegnungen mit den Geflüchteten und Neubürgern unserer Stadt spielt die Frage des Glaubens keine vorrangige Rolle; denn für die meisten ist Glaube/Religion eine Privatangelegenheit. Und, wie nicht anders erwartet, habe ich bisher keine negativen Reaktionen auf meine Homosexualität erfahren. Klar, bei dem einen oder anderen kam es zu Stirnrunzeln, aber diese Reaktion habe ich auch in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal erleben dürfen.

Diese Partei, die AfD, hat mir auf meinen offenen Brief tatsächlich das “unmoralisches” Angebot gemacht. Herr Springer bot mir als Antwort die Parteimitgliedschaft an. Er und seine Partei haben nichts begriffen.

Deshalb nochmals klar und deutlich:

Liebe AfD, ich bin einer der 87 Prozent aller Wähler, die ihre Politik, ihren Geist nicht gewählt haben. Nein ich will nicht von ihnen zurückgeholt werden, wohin auch immer; ich bin auch nicht Teil ihres Volkes. Ich gehöre niemandem! Ich bin einer der vielen Bewohner unseres blauen Planeten. Und, nein, ich kann nicht stolz auf die Taten der Wehrmacht sein.

https://forumwk.de/2017/09/27/offener-brief/

Nein, das “unmoralische” Angebot der AfD von Herr Springer werde ich niemals annehmen, denn unsere Demokratie benötigt nicht die Abschottung nach aussen und nach innen, sondern einen weltoffenen Geist, der jeden und jede in seinem Sein ernst nimmt und Ihm / Ihr die Rahmenbedingungen bietet, die ein würdiges, menschliches Leben ermöglichen, gleich, welcher Abstammung man ist. Dazu gehört ausdrücklich die Akzeptanz der unterschiedlichen religiösen Ausrichtungen, der unterschiedlichsten Lebensentwürfe – ob Single, Alleinerziehend, verheiratet in einer klassischen Ehe oder in einer Gleichgeschlechtlichen.

Ihr

Stefan Wiersbin

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

    • stefan janosi
    • 24.10.17, 9:58 Uhr

    Mittlerweile ist klar, daß die AfD immer weiter nach rechts rückt.
    Daß sogar national-konservative Kräfte der AfD auf Grund der zunehmenden Rechtslastigkeit der Partei den Rücken kehren, sollte den restlichen gemässigten Kräfte der Partei zu denken geben.

    In Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben mittlerweile 13 Abgeordnete ihre Fraktionen verlassen.
    Beispielhaft einige Stimmen von AfD-Funktionären:
    Der NRW-Funktionär Neppe beklagt, „dass einige Funktionäre der Partei die AfD mit ihren Äußerungen immer weiter in die rechte Ecke bugsieren“.

    Nach Meinung des einstigen Vorstandsmitglieds Oskar Helmerich will B. Höcker einen „Führer-Staat“. Dies sei so klar in einem kleinen Kreis gesagt worden, so Helmerich.

    Matthias Manthei, ehemaliger AfD-Fraktionsgeschäftsführer in Schwerin: „Das Projekt Alternative für Deutschland ist beendet“, hatte Manthei nach dem Austritt aus der Fraktion und der Partei erklärt. Die AfD sei zu einer „Plattform für Rechtsradikale geworden“, schrieb der Ex-AfDler in seiner Erklärung.

    In NRW heißt der neue starke Mann Martin Renner. Der “Rechtsaußen” Renner steht politisch in der Nähe des umstrittenen Thüringer Parteichefs und Petry-Gegners Björn Höcke.

    Nicht nur nach den Stimmen der Insider kann man konstatieren, daß die AfD auf einem extremen Kurs nach rechts ist. Die wenigen verbliebenen bürgerlichen Kräfte sind nun gefordert, Position zu beziehen. Wir dürfen gespannt sein auf die Entwicklung in Wermelskirchen.

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    • Karl Springer
    • 26.10.17, 7:55 Uhr

    Gott zum Gruße,
    Ihr Lieben. Zitat Janosi: “Die wenigen verbliebenen bürgerlichen Kräfte sind nun gefordert, Position zu beziehen”. Die AfD ist schon längst der Meinung, dass dieser Schritt nötig ist und wenn man in Betracht zieht, wie enthusiastisch die FDP, die CSU, mittlerweile Teile der CDU, die Linke und selbst Teile der Grünen (zum Beispiel B. Palmer in Tübingen) Positionen der AfD benutzt haben um im Wahlkampf auf Stimmenfang zu gehen, dann zeigt sich doch, das die Positionen der AfD die richtigen sind. Leider werden wir erleben, dass jetzt unter dem Damoklesschwert mit Namen Jamaikakoalition sich alle Beteiligten bis zur Groteske verbiegen werden um an gut bezahlte Pöstchen und Macht zu kommen. Allen voran die Grünen, eine Kleinstpartei die immerhin von noch mehr Bürgern “nicht” gewählt wurde als die AfD. Auf Dauer wird sich ein Sinneswandel in der Politik hin zur Sachlichkeit und Vernunft nicht verhindern lassen. Auch nicht, wenn dieser nötige Kurswechsel und seine Befürworter von Ideologiegetriebenen Opportunismus ständig als “Rechtsruck” diffamiert wird. Bleibt dieser Sinneswandel aus wird Europa sich weiter auflösen und auch in der deutschen, zivilen Mehrheitgesellschaft werden sich leider die Gräben vertiefen. Die Verantwortung dafür liegt bei den Sprachrohren der Politik – auch hier vor Ort.
    Mit freundlichen Grüßen, Karl Springer

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      • stefan wiersbin
      • 29.10.17, 15:17 Uhr

      Herr Springer, nun, da einige prominente Politiker glauben, sich rechts überholen zu müssen, heißt dies noch nicht, dass es politisch und moralisch richtige oder gar christliche Auffassungen sind. Da diese, wie die ihrer Partei, oftmals die Zusammenhänge der Weltwirtschaft ausblenden.
      Und, was die Vernunft angeht, wird es mehr als Zeit, unser konsum- und wachstumsorientiertes Wirtschaftssystem, das auf Kosten der sog. Dritten Welt funktioniert, zu überdenken und die notwendigen Schritte zu einem fairen und nachhaltigen Weltwirtschaftssystem zu gehen. Dies würde auf Dauer auch die riesige Fluchtwelle auf unserem Globus eindämmen. Ein weiterer Schritt wäre die Einstellung jeglicher Exporte von Rüstungsgütern, die die Krisenherde dieser Erde befeuern.
      Vielleicht erklären Sie uns doch bitte zunächst noch einmal, warum wir auf die Leistungen der Wehrmacht in zwei Weltkriegen stolz sein sollten, wie es ihr Vorsitzender Herr Gauland fordert. Sollen wir darauf stolz sein, dass die Wehrmacht im ersten Weltkrieg Giftgas eingesetzt hat oder dass die Wehrmacht im zweiten Weltkrieg Polen überfallen hat oder es zu Massenerschießungen gekommen ist? Worauf sollten wir in diesem Punkt stolz sein? – Oder, was mit der Forderung ihres Parteikollegen Herrn Höcke nach einer anderen Erinnerungskultur gemeint ist.
      Erklären Sie uns doch bitte, warum Sie, als Partei, den Schießbefehl an unseren Grenzen auf Flüchtlinge, die zu uns ins Land wollen, fordern?
      Erklären Sie uns doch bitte einmal, warum Ihre Parteikollegin, Corinna Herold, im thüringischen Landtag 2015 die Erfassung Homosexueller gefordert hat. (www.tagesspiegel.de, Berlin) oder, wie gerade Spiegel Online, vom 28.10., berichtet, die AfD zumindest versucht hat, über die Akkreditierung von Journalisten zum AfD- Bundesparteitag auch an Angaben über deren Sexualleben und religiösen Überzeugungen zu gelangen.
      Erklären Sie uns doch noch einmal, warum Sie, ihre Partei, ständig vor einer angeblichen Islamisierung warnen, obwohl eine Studie etwas ganz anderes belegt. (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/neue-studie-deutsche-ueberschaetzen-anteil-muslimischer-bevoelkerung-enorm-14573677.html#void)
      Vielleicht können Sie ja das eine oder andere an Beispielen aus unserer Stadt konkretisieren.

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    • Stefan janosi
    • 26.10.17, 23:10 Uhr

    Das einzige Ratsmitglied der AfD in Wermelskirchen, zieht es vor weiterhin kein Kommentar zu dem forcierten Rechtdrall der Partei abzugeben. Liest der interessierte Bürger aber die offizielle FB Seite der Partei, wird dem geneigten Leser aber schnell klar das es sich in Wermelskirchen wohl nicht ausschließlich um bürgerlich gemäßigten Kräfte handelt, sondern auch nationalistisch-völkische Parteimitglieder den Ton bestimmen. Die dort verwendete Terminologie ist zumindestens Bemerkenswert. Da geht es um „den letzten Kampftag zum Erhalt unserer Heimat“, dort wird von einer Flutung“ schwadroniert und natürlich der „Betrug der Kartellparteien“ am Bürger beklagt. Lieber Herr Springer, auf die vorherigen genannten kritischen Punkte haben Sie zwar Antwort, trotzdem bin ich Ihnen dankbar. Dankbar nämlich für zwei Zuschreibungen in Ihrem Kommentar. Die von Ihnen dort geforderte „Sachlichkeit und Vernunft“ fehlt der AfD in großen Teilen, und wurde ersetzt durch Populismus und verfälschte Fakten, dafür scheint das Streben an „gut bezahlte Pöstchen und Macht zu kommen“ eine umso stärkere Triebfeder für viele der AfD Funktionäre zu sein. Insofern insgesamt hervorragende Kurzcharkterisierungen der AfD.

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