Dr. Thorsten Latzel sieht die Bibel
als ethischen Orientierungsmaßstab
Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, sorgt sich um die Demokratie und die politische Kultur im laufenden Bundestagswahlkampf. Orientierung kann aus seiner Sicht die Bibel geben. Seine Gedanken dazu fasst er in sieben Geboten zusammen.
Sieben Gebote für politischen Anstand im Wahlkampf
Viele Menschen treibt zurzeit die Sorge um unsere Demokratie um – mich auch. Populisten hetzen gegen Fremde. Andere Nationen versuchen, Einfluss zu nehmen. Soziale Medien werden zu Hass und Spaltung genutzt.
Die Bibel bietet ethische Orientierungen, wie wir als Menschen gut miteinander und mit Gottes Schöpfung umgehen können. Dabei geht es um eine Haltung der Nächstenliebe, um Werte wie Wahrheit, Gerechtigkeit, Anstand. Um Gottes willen sollen wir menschlich miteinander umgehen und verantwortlich mit allen Geschöpfen.
Hier ein Versuch zu benennen, was das aktuell in Zeiten des Wahlkampfs konkret bedeutet:
- Du sollst Demokratie dauerhaft stärken.Sie lebt von Werten der Humanität – über den Wahlkampf hinaus.
- Du sollst nicht diffamieren. Dein politischer Gegner ist kein Feind, sondern ein Mensch – wie du.
- Du sollst keine Fake News verbreiten. Lügen zerstören Vertrauen. Sie sind es nicht wert. Niemals.
- Du sollst nicht hetzen, hassen oder spalten. Am Umgang mit Fremden, Schwachen und Gegnern zeigt sich, wer du wirklich bist.
- Du sollst dein Wort halten. Sei der Mensch, den du dir von anderen erwartest.
- Du sollst dich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Es geht um mehr als nur um uns. Entscheide verantwortlich und nachhaltig.
- Zeige politischen Anstand. Handle mitmenschlich, diskutiere sachlich, streite fair.
Und wichtig: Paktiere mit keiner Partei, die all dem widerspricht.
Stichwort: Präses Dr. Thorsten Latzel
Dr. Thorsten Latzel (54) ist seit 2021 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Zuvor war er seit 2013 Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, die 2017 umgebaut und neu aufgestellt wurde. Von 2005 bis 2012 hatte er als Oberkirchenrat das Referat „Studien- und Planungsfragen“ im EKD-Kirchenamt inne und leitete das Projektbüro Reformprozess. Der rheinische Präses ist Sportbeauftragter des Rates der EKD. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.