Aktuelle Frankreich-Themen mit Tragweite über die Landesgrenze hinaus nimmt ein neuer Podcast an der Bergischen Uni Wuppertal (BUW) in den Blick: In der zweiten Folge beschäftigen sich BUW-Gastprofessor Kolja Lindner und Mitarbeiterin Camille Englert mit dem Prozess um die jahrelange Vergewaltigung von Gisèle Pelicot, in dem nunmehr das Urteil gesprochen wurde. In der 20-minütigen Episode stellen sie sich mit Expertin Emeline Fourment der Wucht an Fragen, die der Prozess aufgeworfen hat. Es geht um sexualisierte Gewalt, Machtverhältnisse, Gerechtigkeit und das Thema Prävention.
Im Mammutverfahren um den Fall jahrelanger Vergewaltigung im südfranzösischen Mazan mit 51 Angeklagten hat das Gericht nach 14 Verhandlungswochen am Donnerstagvormittag ein Urteil gesprochen. Was bleibt, sind angestoßene Debatten und offene Fragen, die Gesellschaft und Wissenschaft gleichermaßen beschäftigen und fordern.
Im Podcast der Maurice Halbwachs Gastprofessur an der Bergischen Universität Wuppertal stellt Kolja Lindner diese in den Fokus: Im Gespräch mit der politischen Soziologin Emeline Fourment von der Universität Rouen wird der Vergewaltigungsfall noch einmal zusammengefasst und erklärt, warum der Prozess eine solche Bedeutung erlangt hat. Es geht um etablierte Strukturen und ihre Hintergründe, ebenso wie darum, welche Schlüsse sich aus sozialwissenschaftlicher Perspektive aus den Aussagen im Prozess über reale gesellschaftliche Machtverhältnisse und einvernehmliche Sexualität ziehen lassen. Schließlich gibt die Soziologin Denkanstöße zu ihrem Forschungsthema Gerechtigkeit im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt.
Jetzt reinhören
Die Folge „Die Debatte um sexualisierte Gewalt in Frankreich“ ist abrufbar über die Plattformen Spotify und Soundcloud. Dort zu hören ist auch die erste Folge, in der es um Rechtsextremismus und die Krise der französischen Demokratie geht.
Mehr Hintergrund
Die Bergische Universität Wuppertal stärkt ihre Frankreich-Aktivitäten durch die 2023 eingerichtete Maurice-Halbwachs-Gastprofessur in der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften. Diese auf zehn Jahre angelegte und interdisziplinär sowie interkulturell konzipierte Professur wird jährlich mit Wissenschaftlerinnen französischer Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen besetzt. Die eingeladenen Expertinnen aus den Disziplinen Allgemeine Literaturwissenschaft, Germanistik, Geschichte, Philosophie und Frankoromanistik bringen nicht nur ihre Fachkenntnisse in Lehre und Forschung ein, sondern fördern auch den aktiven Dialog mit der Öffentlichkeit.
Nach Dr. Agathe Mareuge ist Dr. Kolja Lindner nun der zweite Gastprofessor. Er ist Associate Professor für politische Theorie an der Universität Paris 8. Seine Interessen decken ein breites Spektrum des theoretischen Nachdenkens über soziale Ungleichheitsverhältnisse und entsprechende erkenntnistheoretische Fragen (soziale Epistemologie, Globalgeschichte, postkoloniale Theorie etc.) ab. Im Wintersemester hält Lindner eine Vorlesung und ein Seminar an der Bergischen Universität Wuppertal.
Beitragsfoto © Colourbox