„Urgestein“ Ingelore Zollondz geht
nach über 52 Dienstjahren in Ruhestand
Sie hat nahezu ihr gesamtes berufliches Leben beim Rheinisch-Bergischen Kreis verbracht: Ingelore Zollondz, kurz Inge. Sie ist eine Büroassistenz der alten Schule. Sollten Besucherinnen oder Besucher den Impuls verspürt haben, im Vorzimmer zu salutieren, so kam dieser nicht von ungefähr: Ihr Gesicht ist von markanten Zügen geprägt, die Geschichten aus einem langen Berufsleben erzählen. Unverwechselbar der stets forschende Blick und bei Bedarf ein zackig über die Schulter geschnarrtes „Jawoll, Herr Landrat!“ Inge Zollondz scheut sich nie, ihre Meinung zu äußern, denn sie hat ein scharfes Gespür für Dinge, die so nicht sein dürfen und Dinge, die noch nie so gemacht wurden.
Nach über einem halben Jahrhundert ihrer Zugehörigkeit zum Rheinisch-Bergischen Kreis ist die scheidende Büroassistentin mit ihrem großen Herzen, ihrem enormen Wissensschatz über den Kreis und der authentischen, bergischen Herzlichkeit im Team des Landrats wie auch in der Pressestelle kaum wegzudenken. Zum 30. November verlässt die 67-Jährige als derzeit längstjährig Beschäftigte die Kreisverwaltung und geht in den Ruhestand. Zu ihrem Abschied hat Hannah Weisgerber gemeinsam mit ihr zurückgeblickt.
Mit gerade mal 15 Jahren hast du damals deine Ausbildung beim Kreis begonnen. Aus welchen Gründen hast du dich dazu entschieden?
Zollondz: Ich brauchte einen Ausbildungsplatz, den ich mit dem Bus erreichen konnte, denn vom Führerschein war ich ja noch weit entfernt. Eine Bekannte war auch beim Kreis, dann hat sich das so ergeben. Alle Auszubildenden sind damals gemeinsam mit einem vierwöchigen Kompaktkurs gestartet. Da habe ich viele Kontakte geknüpft. In der Ausbildung habe ich dann erstmal gelernt, auf der Schreibmaschine zu tippen und Steno zu schreiben. Das meiste davon habe ich aber verlernt, das braucht man ja heute längst nicht mehr.
Du hast ja den kompletten Wechsel zur Digitalisierung mitgemacht. Da hat sich sicher einiges verändert?
Auf jeden Fall. Die Technik hat sich wahnsinnig verändert. Anfangs schrieb ich noch auf einer mechanischen Schreibmaschine, später gab es eine elektrische. Irgendwann konnten wir die Texte auf Disketten speichern und es gab die ersten PCs. Heute ist ja fast alles komplett digitalisiert. Es gab also permanent technische Veränderungen. Damit musste ich mich oft erstmal anfreunden. Aber dann war es doch eine enorme Erleichterung. Wenn ich nur an den Pressespiegel denke: Anfangs wurden die Artikel händisch aus den verschiedenen Zeitungen ausgeschnitten, untereinander aufgeklebt und wieder eingescannt. Das hat wirklich viel Zeit gekostet und ist heute so kaum mehr vorstellbar.
Eine kurze Station hast du auch bei der Stadt Köln gemacht. Wie kam es dazu?
Nach der kommunalen Neugliederung 1975 musste ich zur Stadt Köln wechseln. Das hat mir gar nicht gepasst. Ich war dort auch im Schreibdienst, das hat mir überhaupt nicht gefallen. Das Klima und das Miteinander waren ganz anders, als ich es vom Kreis kannte. Nach vier Jahren habe ich die Gelegenheit genutzt und bin zurück zum Kreis. Damals reichte ein Anruf − die kannten mich ja schließlich – und nach 14 Tagen stand ich wieder auf der Matte und war froh, zurück zu sein.
Was war beim Kreis so anders?
Das Wir-Gefühl, die Zusammengehörigkeit. Ich hatte nette Kolleginnen und Kollegen, habe mich immer sehr wohl gefühlt. Vielleicht habe ich einfach Glück gehabt. Wir haben nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch gelacht und gefeiert, zum Beispiel bei den Weihnachtsfeiern oder Jubiläen. Es war sehr abwechslungsreich und ich habe viele unterschiedliche Leute kennengelernt. Nicht nur intern, sondern auch bei Veranstaltungen wie der Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger oder den Empfängen des Landrats. Dadurch, dass ich so jung hier angefangen hatte, kannte ich phasenweise fast alle Kolleginnen und Kollegen im Haus – und ich selbst war auch bekannt wie ein bunter Hund. Langweilig wurde mir nie. Natürlich hat sich heute vieles verändert und sehr viele junge Leute sind dazugekommen. Aber wenn ich mich wieder entscheiden könnte, würde ich auf jeden Fall wieder beim Kreis anfangen.
Du hast viele Jahre beim Straßenverkehrsamt verbracht und dann fast die Hälfte deiner Zeit im Büro Landrat und in der Pressestelle verbracht. Wie kam das?
Nach meiner Zeit in Köln war ich beim Straßenverkehrsamt und habe Niederschriften getippt, Parkausweise und ähnliches. Und der Wechsel war dann Zufall: Für die damalige Chefsekretärin des Landrats wurde eine Unterstützung gesucht. Für mich war das eine gute Möglichkeit, etwas mehr Kohle zu verdienen, dann habe ich das gemacht. Ich war erst drei Wochen da, als die Sekretärin in Urlaub ging und ich sie vertreten habe. Da dachte ich mir, „Inge, schieß jetzt bloß keinen Bock!“ – aber rückblickend hat wohl alles ganz gut geklappt. Es war oft wuselig und richtig viel los, aber das machte es ja irgendwie auch aus und war für mich dann irgendwann normal.
Wie sind deine Pläne für deine Zeit ab dem 1. Dezember?
So richtig denke ich aktuell noch nicht drüber nach. Aber der nächste Urlaub ist schon gebucht. Ich freue mich, dass ich mir meine Zeit ganz frei selbst einteilen kann. Und wenn der erste Schnee kommt, dann bin ich froh, morgens nicht mehr mit dem Auto los zu müssen. Aber es ist schon komisch, denn ich kenne ja eigentlich nichts anderes, bin quasi hier beim Kreis „großgeworden“. Beim nächsten Rentnertreffen bin ich also auf jeden Fall dabei!
Beitragsfoto © Joachim Rieger / Rheinisch-Bergischer-Kreis