Das ist das diesjährige Motto von Terre des Femmes, das zum 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, gewählt wurde.
In der Öffentlichkeit besteht vielfach die Idee, dass Partnerschaftsgewalt und hierzu zählt auch sexualisierte Gewalt, ein eher seltenes Phänomen ist und einfach beendet werden kann, wenn die Betroffene den Partner verlässt.
Leider sind beide Annahmen falsch. Frauen, die Gewalt in ihrer Beziehung erleiden, kämpfen mitunter jahrelang darum, aus dieser Beziehung auszusteigen. Statistisch gesehen kehren betroffene Frauen sieben Mal zurück, bevor sie den endgültigen Ausstieg schaffen. Dadurch entsteht im sozialen Umfeld der Eindruck, die Betroffene wolle es nicht anders.
Die Wahrheit ist eine andere. Gewaltbeziehungen haben eine eigene Dynamik, die in den meisten Fällen zu emotionaler Abhängigkeit führt. Und diese Abhängigkeit ist keine Kleinigkeit, die die Betroffene einfach überwinden könnte, wenn sie nur wollte. Sie ist vergleichbar mit einer Drogenabhängigkeit und der Entzug ist ebenso schwer.
Hinzu kommt, dass der gewalttätige Partner alles daransetzt, seine Partnerin zurück in die Beziehung zu ziehen. Nicht selten endet eine Trennung darin, dass die betroffene Frau von ihrem Expartner gestalkt wird.
2023 wurden in Deutschland 155 Frauen von ihren Partnern oder Expartnern getötet, weil sie ihn verlassen wollten oder verlassen haben. Insgesamt wurden 360 Frauen und Mädchen getötet. Darüber hinaus wurden 52330 Frauen und Mädchen Opfer von sexualisierter Gewalt, die Zahl der Betroffenen stieg im fünften Jahr in Folge auf einen erneuten Höchststand.
Das ist gemeint, wenn wir davon sprechen, dass die Gewalt nicht aufhört.
Traditionsgemäß haben die Mitarbeiterinnen der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt jedes Jahr am 25.11. die Fahne für ein gewaltfreies Frauenleben an den Rathäusern in Burscheid, Leichlingen und Wermelskirchen gehisst. In diesem Jahr werden wir uns nicht an der Aktion beteiligen. Nicht etwa, weil wir uns nicht solidarisch mit den Betroffenen häuslicher und sexualisierter Gewalt zeigen möchten, sondern deshalb, weil es keine Unterstützung aus der Öffentlichkeit gibt, niemand, der bereit wäre ein sichtbares Zeichen zu setzen. Und weil sich seit Jahren ausschließlich die jeweiligen Bürgermeister und Gleichstellungsbeauftragten der Städte zu uns gesellen, um die Wichtigkeit dieser Aktion zu unterstreichen, möchten wir in diesem Jahr ein Zeichen dadurch setzen, dass wir nicht dabei sind. Es bleibt in der Regel ein symbolischer Akt, der auf politischer Ebene nicht ausreichend Konsequenzen nach sich zieht.
Am 25.11. um 19:30 Uhr wird es eine Lesung in der Buchhandlung Hentschel in Burscheid geben. Die Autorin Kira Moon liest aus ihrem Buch „Die Nacht der Bärin“, in dem es um das Thema Partnerschaftsgewalt geht. Die Buchhandlung hat diese Lesung als Benefizveranstaltung zugunsten des Vereins Frauen-Zimmer geplant. Die Karten sind für 15,- Euro in der Buchhandlung zu erwerben. Telefon 02174/8242 oder INFO@Buchhandlung-Hentschel.de
Der Verein benötigt Unterstützung. Werden Sie Mitfrau. Sie brauchen nichts tun, außer Ihre Solidarität mit betroffenen Frauen und Mädchen zu bekunden, indem Sie dem Verein beitreten.
Wir freuen uns, wenn Betroffene den Weg in die Beratungsstelle finden.
Frauen-Zimmer e.V. Burscheid
Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis.