“So läuft das nicht: Die lange Liste der Probleme mit der Bezahlkarte”

Während seit geraumer Zeit die sogenannte „Bezahl­kar­te für Geflüch­te­te“ öffentlich immer wieder als wesentlicher Bestandteil einer ernst­haf­ten Flücht­lings­po­li­tik gewertet wird, zei­gen viel­fäl­ti­ge Erfah­run­gen der ers­ten Mona­te bereits die Folge dessen, daß man in Deutsch­land leben­de Men­schen von einem regu­lä­ren Zah­lungs­ver­kehr abzu­schnei­den ver­sucht. Die Lis­te der Pro­ble­me sei lang, wie auf der Internetseite von Pro Asyl nachzulesen ist.

Seit April 2024 ist die Bezahl­kar­te als eigen­stän­di­ge Mög­lich­keit für die Leis­tungs­ge­wäh­rung im Gesetz festgeschrieben. Die Vor­be­rei­tun­gen für eine bun­des­weit ein­heit­li­che Kar­te lau­fen. Das Aus­schrei­bungs­ver­fah­ren sei zwar been­det, die Ver­ga­be­pro­ble­me hörten aber damit nicht auf, wie auch netzpolitik.org beschreibt.

Der­weil haben die Län­der Bay­ern und Ham­burg sowie Kom­mu­nen in Sach­sen, Thü­rin­gen und anders­wo längst Fak­ten geschaf­fen, Pilot­pro­jek­te gestar­tet und eige­ne Bezahl­kar­ten­ver­trä­ge mit unter­schied­li­chen Anbie­tern abge­schlos­sen. Erklär­tes Ziel der Bezahl­kar­ten ist die Beschrän­kung der Mög­lich­keit, Bar­geld abzu­he­ben und so Über­wei­sun­gen ins Aus­land täti­gen zu kön­nen.

Die Bezahl­kar­te setze geflüch­te­te Men­schen viel­fäl­ti­gen Zumu­tun­gen aus, mache Ein­käu­fe unmög­lich oder umständ­lich, ver­ur­sache zusätz­li­che Gebüh­ren, bringe dro­hen­de Ver­schul­dung und nicht zuletzt Auf­wand in den Behör­den mit sich. Staat­lich bezahl­te Sozialarbeiter:innen müs­sten Fra­gen beant­wor­ten, Zah­lungs­pro­ble­me lösen oder – daten­schutz­wid­rig – pri­va­te Über­wei­sungs­num­mern einsammeln.

Zivil­ge­sell­schaft­li­che Initia­ti­ven in Ham­burg, Nürn­berg, Mün­chen und an immer mehr Orten ver­hel­fen Geflüch­te­ten, so Pro Asyl weiter, durch Tausch und Bar­geld zum Not­wen­digs­ten, auch der poli­ti­sche Wider­stand der Initia­ti­ven (zum Bei­spiel in Leip­zig) wachse. Nicht zuletzt beschäf­ti­gten sich auch die Ver­wal­tun­gen mit den dis­kri­mi­nie­ren­den Umstän­den einer Bezahl­kar­te. Neben kri­ti­schen Stim­men aus der Ver­wal­tung wie z.B. im Ilm­kreis hätten sich Städ­te wie Stein­furt oder Müns­ter zum Nut­zen der Bezahl­kar­te kri­tisch geäu­ßert. 

Die ein­zi­gen Gewin­ner der Bezahl­kar­te seien die Kar­ten­ver­käu­fer und die Kon­zer­ne Visa Inc. oder Mas­ter­Card Inc. Rein gar nichts bringe die Bezahl­kar­te dage­gen für Inte­gra­ti­on und ein fried­li­ches Zusam­men­le­ben. In einer Zeit um sich grei­fen­der poli­ti­scher Pole­mik, von Angrif­fen auf Demo­kra­tie und Ver­fas­sung, wären Geld und Ener­gie, die in die Bezahl­kar­te flie­ßen, wesent­lich bes­ser in Inte­gra­ti­ons­po­li­tik und Demo­kra­tie­för­de­rung ange­legt. Oder in Inves­ti­tio­nen im Bereich Schu­le und Woh­nen. PRO ASYL appel­liert an Län­der und Kom­mu­nen, den Unsinn mit der Bezahl­kar­te zu stoppen. (ak)

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