Mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr
Pressemitteilung des ADFC Wermelskirchen/Burscheid
Mitglieder der Ortsgruppe Odenthal des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), des ADFC-Kreisverbandes RheinBerg-Oberberg und auch die Witwe des getöteten Radfahrers erschienen am 10. April 2024 zur Aufstellung des dritten Mahnrades im Rheinisch-Bergischen Kreis. 2023 verunglückten in Nordrhein-Westfalen 76 Menschen im Straßenverkehr mit ihrem Fahrrad oder Pedelec tödlich. An einen von ihnen erinnert jetzt das weiß lackierte Mahnrad im Ortsteil Glöbusch an der Einmündung Schlinghofener Straße / Bergstraße.
Der 69-jährige Odenthaler hatte am 14. November vorschriftsmäßig den seinerzeit noch benutzungspflichtigen 2-Richtungs-Rad-/Gehweg an der Kreisstraße in Richtung Blecher befahren, war jedoch von einer abbiegenden Autofahrerin auf der rot markierten Furt übersehen worden. Die Witwe des Unfallopfers erzählt, dass ihr Mann ein besonders vorsichtiger Mensch gewesen sei, sowohl als Autofahrer als auch auf dem Fahrrad. „Er ist schon immer viel Rad gefahren“, sagt sie. Am Unfalltag war er gerade auf dem Rückweg vom Altglas-Container.
Drittes Mahnrad im Rheinisch-Bergischen Kreis
Mahnräder sind eine aus den USA stammende Initiative. Dabei werden weiß lackierte Fahrräder als Mahnmale an den Orten aufgestellt, an denen Radfahrende im Straßenverkehr tödlich verunglückt sind. Das Mahnrad in Odenthal ist das Dritte auf Kreisgebiet. Das erste hatte der ADFC RheinBerg-Oberberg e. V. im April 2020 an der unteren Hauptstraße in Bergisch Gladbach aufgestellt. Im März 2020 folgte ein zweites an der Unfallhäufungsstelle Altenberger-Dom Straße/Leverkusener Straße in Schildgen.
Achtsamkeit und Aufklärung notwendig
„Die Aufstellung eines Mahnrades an Unfallstellen dient nicht nur zum Gedenken an die verunglückten Radfahrer, sondern auch als Aufruf zu mehr Vorsicht und Rücksichtnahme im Straßenverkehr“, erläutert Bernhard Werheid, Vorsitzender des ADFC RheinBerg-Oberberg. „Schon eine kleine Unaufmerksamkeit kann tragische Folgen haben“, sagt Vereinskollegin Sabine Krämer-Kox. „Die Radfahrenden ziehen dabei immer den Kürzeren“, ergänzt sie. Sehr oft seien Autofahrer durch Telefonieren, Navigation, Nahrungsaufnahme oder die Beifahrer stark abgelenkt. „Sie stehen unter Zeitdruck oder haben wenig Geduld, sodass sie mit unangepasster Geschwindigkeit unterwegs sind oder an engen, unübersichtlichen Stellen überholen“, weiß die Radfahrerin.
Radverkehrsinfrastruktur, wie Haltelinien, rot markierte Furten, Schutzstreifen oder Radwege müssten von Autofahrenden strenger beachtet werden. Radfahrende sollten sich nicht auf ihre Vorfahrt verlassen, rät die Verkehrsexpertin, sondern durch Augenkontakt mit dem Autofahrer sicherstellen, dass sie gesehen worden sind. „Verkehrsteilnehmer kennen die genaue Bedeutung von Verkehrszeichen und Markierungen oft nicht“, sagt die passionierte Radfahrerin. Hier sei zur Unfallprävention noch viel Information und Aufklärung notwendig, so Krämer-Kox.
Unaufmerksamkeit beim Abbiegen häufigste Unfallursache
Immer mehr Menschen fahren Rad, die Infrastruktur ist jedoch nicht für die steigende Zahl der Radfahrer ausgelegt. Viele Radfahrer verunfallen wegen unklarer Verkehrsführung. Im Straßenverkehr herrscht ein schnelleres Tempo, besonders auf den Landstraßen. 2023 war mangelnde Aufmerksamkeit von Autofahrenden beim Abbiegen häufigste Ursache für Unfälle mit Radfahrern. Immer mehr Unfälle werden durch rechtsabbiegende LKW verursacht; hier könnten sogenannte „Abbiege-Assistenten“ Abhilfe schaffen. Noch am Vortag der Aufstellung des Mahnrades in Odenthal war es in Köln zu einem Unfall gekommen, bei dem eine 63-jährige Radfahrerin an der Unfallstelle verstarb, als sie vom Fahrer eines abbiegenden Kipplasters übersehen wurde.
Schutzmaßnahmen für Radfahrer
Leider lasse die Straßenverkehrsordnung den örtlichen Behörden oft nur wenig Handlungsspielraum. Dies gelte insbesondere für Geschwindigkeitsbeschränkungen. Es muss erst eine Unfallhäufung mit schweren Personenschäden vorliegen, bevor ein Tempolimit für den Kraftverkehr überhaupt in Erwägung gezogen werden könne. Die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Kraftverkehrs hätten immer noch Vorrang vor Maßnahmen zum Schutze der Radfahrenden erklären die Verkehrsexperten des ADFC RheinBerg-Oberberg.
Beitragsfoto © ADFC / Sabine Kraemer-Kox