Politische Bruchlandung von CDU und Grünen hat Folgen
Kreisverwaltung: Landrat geht. Kreisdirektor geht
VON WOLFGANG HORN
Übermorgen sollte Erik Werdel als Kreisdirektor im Rheinisch-Bergischen Kreis wiedergewählt werden. Zuvor hatte es erhebliche Querelen bei CDU und Bündnisgrünen im Kreis gegeben, die ursprünglich Werdels Posten zugunsten einer neuen Querschnittsposition in der Leitung der Kreisverwaltung abschaffen wollten. Das aber kam sowohl bei den Mitarbeitern der Verwaltung wie auch in der Mitgliedschaft vor allem bei der CDU nicht wirklich gut an. Weidel blieb, Santelmann blieb, die Position des Kreisdirektors auch. Und für übermorgen stand die Wiederwahl Werdels auf der Tagesordnung.
Stand. Denn, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, soll Werdel Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer in Köln werden. Der Vorstand werde Werdel der Vollversammlung einstimmig vorschlagen, sagte Kammerpräsident Hans Peter Wollseifer. Da auch Landrat Stephan Santelmann seinen Rückzug für das Jahr 2025 angekündigt hat, erscheint die Kreisverwaltung derzeit kopflos.
Landrat Santelmann: „Noch einmal etwas Neues machen“
Im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger gibt Landrat Santelmann an, daß sein Entschluss, nicht mehr wieder für das Amt des Landrates zu kandidieren, schon über einige Wochen gereift sei. „Für mich ist das die Gelegenheit, noch einmal etwas Neues zu machen, das kann ich mir gut vorstellen.(…) Die Frage des Kreisdirektors war eine politische Fragestellung, in der ich mich zurückgehalten habe. Das war ein Anliegen der Koalition von CDU und Grünen. (…) Im Übrigen war die Einführung des Querschnittsdezernats, mit Markus Fischer als Dezernent an der Spitze, eine wichtige Voraussetzung, um die Leistungsfähigkeit der Kreisverwaltung zu erhalten, ganz losgelöst von der Frage des Kreisdirektors. Diese Umstrukturierung haben wir in einem Organisationsprozess mit der gesamten Verwaltungsspitze erarbeitet.“
Als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer folgt Werdel Anfang Juni auf Garrelt Duin. Dieser, Jurist und ehemaliger NRW-Wirtschaftsminister, war zum Regionaldirektor des Regionalverbands Ruhr in seiner Wahlheimat Essen gewählt worden.
Zur Person von Dr. Erik Werdel: Bevor Dr. Erik Werdel 2008 vom Kreistag zum Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises gewählt wurde, war der promovierte Jurist seit 2005 Erster Beigeordneter in der Stadt Mettmann. Geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Trier. Dort studierte er Rechtswissenschaften und arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Assistent an der Universität, später dann als Dezernent Kreisverwaltung des Landkreises Trier-Saarburg. Als Kreisdirektor war Werdel im Rheinisch-Bergischen Kreis auch lange Personaldezernent, ist aktuell in der Kreisverwaltung für Wirtschaft, Bildung und Arbeit zuständig und auch außerhalb Geschäftsführer des Rheinisch-Bergischen Technologiezentrums sowie in zahlreichen Gremien von der Wirtschaftsförderung bis zum Tourismus in der Region aktiv und eng vernetzt.
Am Montagnachmittag informierte Werdel die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung über seinen Wechsel zur Handwerkskammer und dankte dabei auch für die ihm entgegengebrachte „herausragende Unterstützung und Solidarität“. Zu seiner Entscheidung trügen „auch die zurückliegenden Ereignisse, vor allem im vergangenen Jahr, bei, welche für meine Familie und mich sehr bewegend waren“, so Werdel im Schreiben an seine Mitarbeitenden. Damit sind auch die politisch Verantwortlichen adressiert.