Sven Wolf geht für die SPD in die Wahl zum Remscheider Oberbürgermeister

Den Beitrag von Lothar Kaiser entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid


Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz gehörte zu den ersten, die gestern Abend am Ende der Außerordentlichen Vollversammlung der Remscheider Sozialdemokraten (SPD) in der Mensa der Sophie-Scholl-Gesamtschule dem Sieger der SPD-Kandidaten-Kür zur Wahl des neuen Remscheider Oberbürgermeisters am 14. September gratulierte: Von den 177 anwesenden Parteimitgliedern hatten sich bei einer Enthaltung und einer ungültigen Stimme 127 für den SPD-Landtagsabgeordneten Sven Wolf entschieden. Auf den SPD-Unterbezirksvorsitzenden Jörg-Dieter Krause waren 48 Stimmen entfallen.

Beinahe wäre vergessen worden, Sven Wolf zu fragen, ob er die Wahl annähme. Als das „Ja“ dann nach vier Sekunden kam, folgte eine längere Pause, bevor er gestand: „Jetzt bin ich doch gerührt!. (…) Wenn wir es schaffen, dass wir mit so einer tollen Stimmung in den Wahlkampf gehen, dann werden wir in 184 Tagen diese Kommunalwahl gemeinsam gewinnen. Damit wir weiter stolz auf Remscheid sind. Ich danke Euch!“ Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz hatte seinem potenziellen Nachfolger den Wunsch mit auf den Weg gegeben: „Mach was Richtiges draus!“ (Foto)

„Mach was Richtiges draus!” © Lothar Kaiser

Die gestrige Bewerbungsrede von Sven Wolf:

“An dieser Stelle zu stehen, weckt in mir und sicher auch in manchen unter Euch Erinnerungen. Im Januar 2014 haben wir an dieser Stelle schon mal über den Kandidaten der SPD für die Oberbürgermeisterwahl entschieden. Heute – gut elf Jahre später – haben wir uns hier gemeinsam versammelt, um erneut diese Entscheidung zu treffen. Denn Du, lieber Burkhard, hast erklärt, dass Du für eine weitere Amtszeit leider nicht mehr zur Verfügung stehen wirst. Diese Entscheidung hat nicht nur uns alle, sondern ganz viele Menschen in unserer Stadt tief bewegt. Denn wir haben mit Dir einen starken und kommunikativen Chef an der Spitze des Rates und der Verwaltung. Du hast für Remscheid viel erreicht. Lieber Burkhard, dafür herzlichen Dank!

Erneut haben wir uns für ein offenes und transparentes Verfahren entschieden, um einen Kandidaten zu wählen. Das unterscheidet uns von den anderen Parteien in Remscheid. Ich freue mich, dass heute so viele Mitglieder der Remscheider SPD zusammengekommen sind. Das zeigt: Die SPD Remscheid ist eine aktive und motivierte, eine echte Mitmachpartei.

In den vergangenen 25 Jahren, die ich mit euch gemeinsam politisch arbeite, habe ich verschiedene Oberbürgermeister und – mit Dir, liebe Beate – eine Oberbürgermeisterin erlebt. Dank der engen Zusammenarbeit mit Beate und Burkhard weiß ich, wie groß und ehrenvoll diese Aufgabe ist. Oberbürgermeister zu sein ist mehr als ein Beruf, ist mehr als ein politisches Mandat. Ein Oberbürgermeister gibt der Stadt, gibt allen Menschen, die hier leben und arbeiten, ein Gesicht, er vertritt sie nach außen und nach innen. All das geht weit über ein politisches Mandat oder parteiliches Amt hinaus. Dafür braucht es viel Kraft, die habe ich. Die will ich mit viel Leidenschaft für meine Heimatstadt einbringen. Ich gebe Euch mein Versprechen, dass ich die nächsten 184 Tage im Wahlkampf – genauso wie im Amt – alles geben werde!

Wir alle kennen das Rezept für erfolgreiche Wahlkämpfe. Das haben wir in den letzten Jahren gezeigt, besonders dann, wenn uns der Wind ins Gesicht wehte. Unsere Stärke ist das direkte Gespräch. Damit überzeugen wir.

Viele von Euch haben mich bei meinen Wahlkämpfen für den Landtag und den Rat begleitet. Ich habe mit Euch an unzähligen Türen geklingelt. Ich habe Rede und Antwort gestanden. Ich habe Menschen mit verschiedenen Ideen zusammengebracht, damit daraus neue Ideen entstehen. Ich habe bei meinen Praktika in Unternehmen und Einrichtungen mit angepackt: Ich habe Briefe im Südbezirk ausgetragen, habe Regale im Supermarkt eingeräumt, habe im Café Achtsam Kunden bedient oder in der Fertigung bei Winning Zahnräder zum Sandstrahlen aufs Band gelegt.

Ich werde oft gefragt: Was macht Deine Stadt eigentlich aus? Es sind die Menschen. Wir hängen an unserer Stadt, weil sie grüne Wälder hat und Remscheid mitten in der Natur liegt. Wir sind heimatverbunden und trotzdem haben wir uns unsere Neugierde erhalten. Wir sind neugierig und wir sind Tüftler, deshalb wurde hier von den Gebrüdern Mannesmann das nahtlose Rohr erfunden. Deshalb erfand hier ein Handwerker vor 150 Jahren den „Gasbadeofen geschlossenes System“ – und heute lächelt uns der Vaillant-Hase mit dem Motto „Wärme von morgen“ entgegen. Genau das macht die Qualitätshauptstadt Remscheid aus. Das macht uns stolz auf Remscheid. Das werden wir uns nicht schlechtreden lassen – von keinem!

In den vergangenen Jahren habe ich viel Erfahrung gesammelt. Ich weiß, wie politische Prozesse funktionieren. Ich weiß: Wie gewinne ich Mehrheiten für eine tolle Idee. In Düsseldorf habe ich daran mitgearbeitet, den Stärkungspakt Stadtfinanzen zum Gesetz zu machen. Ihr erinnert Euch daran: Im ersten Entwurf waren die Zahlen für Remscheid viel zu niedrig. Ich habe erfolgreich für die Korrektur gekämpft. Damals wie heute gilt: Manche Lösung finden wir eben nicht im Rathaus oder innerhalb unserer Stadtgrenze. Wir brauchen Netzwerke und Partner außerhalb. Dafür bringe ich meine Erfahrung und meine Netzwerke mit. 

Die zurückliegenden Wahlen haben gezeigt, wie wichtig Bekanntheit ist. Oberbürgermeisterwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Wir waren immer dann erfolgreich, wenn wir eine Persönlichkeit fanden, die über die SPD hinaus unterstützt wurde. Beate und Burkhard haben das deutlich gezeigt. Der Zuspruch vieler Menschen innerhalb und außerhalb der SPD in den letzten Wochen hat mir gezeigt, dass ich das mitbringe. Ich will die Zukunft unserer Stadt mit Zuversicht und guten Ideen gestalten.

Es stehen wichtige Entscheidungen an, die wir direkt nach der Wahl angehen müssen, denkt an das Outlet. Wir brauchen in Remscheid weiter einen handlungsfähigen und starken Oberbürgermeister, der vom ersten Tag anpackt. Ich will eine verlässliche und stabile Politik für Remscheid. Eine Politik, die unsere Heimatstadt nach vorne bringt und jede Chance nutzt. Ich bin gefragt worden: Braucht es eine große Vision? Ja, aber nicht nur eine.

112.939 Menschen sind heute Morgen hier in Remscheid aufgewacht. Aufgewacht und aufgestanden. Mit Sorgen. Mit dem falschen Fuß. Mit Zahnweh oder Kopfschmerzen. Mit Schmetterlingen im Bauch. Und ganze viele mit Zuversicht und Hoffnung. Ich will, dass abends alle sagen können: Ich bin stolz auf Remscheid! Stolz, weil wir die Gesundheit im Blick haben. Jedes Jahr, wenn der Gesundheitsatlas veröffentlicht wird, ärgere ich mich. Weil viele in Remscheid kränker sind als anderswo. Weil Armut und Krankheit viel zu oft zusammentreffen. Ich will das endlich durchbrechen und ändern. Fast wären Kinderarztpraxen in Lüttringhausen und Remscheid geschlossen worden. Wir lassen kranke Kinder niemals im Regen stehen! Wir haben das Remscheider Modell erfunden, eine kommunale Facharztpraxis. Das ist eine Blaupause für die Versorgung mit Hausärzten in allen Stadtteilen und Fachärzten in der ganzen Stadt.

Stolz, weil es hier beste Bildung gibt. Das Landesprogramm „Gute Schule 2020“ habe ich in Düsseldorf mitentwickelt. Damit haben wir gezeigt, wie einfach und schnell Investitionen in Bildung möglich sind. Im Remscheider Haushalt knüpfen wir daran an: Mehr als 270 Mio. Euro für Schulbauten – das ist sozialdemokratische Handschrift. Das ist die größte Summe, die wie je auf einmal in die Hand genommen haben. Zwischen dem Neubau des Berufskollegs am Bahnhof und dem vorletzten Neubau der Sophie-Scholl-Schule lagen 30 Jahre. Der nächste Neubau kommt schneller. Der Elternwille gibt die Richtung vor: Das wird eine neue Gesamtschule.

Stolz, weil wir handeln, wenn Mieter ausgenommen werden. Miethaie in dieser Stadt können sich warm anziehen. Die Stadtverwaltung wird künftig alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, damit wir diesen Gaunern das Handwerk legen. Für den Alltag von uns allen brauchen wir mehr bezahlbare Wohnungen und bezahlbare Energie. Neue Wohngebiete auszuweisen und im Bestand zu sanieren, das geht nur mit uns. Sanieren im Bestand ist nicht das Sahnehäubchen, um klimafreundlich zu wohnen. Das ist der Schlüssel, jeden von uns zu entlasten, weil Nebenkosten und Heizkosten sinken. In Häusern wohnen, die nicht gedämmt sind und in denen es zieht, ist schlecht fürs Klima und auch schlecht für den Geldbeutel.

Damit das gelingt, werde ich die Kräfte des Wohnungsmarktes bündeln und alle Vermieter guten Willens an einen Tisch holen. Damit die GEWAG und die Genossenschaften dort von ihren starken Beispielen berichten können. Mit Sparkasse und Stadtwerken gibt es Macher, die bei der Sanierung im Bestand bereitstehen.

Liebe Genossinnen und Genossen, wir sind stolz auf die guten Arbeitsplätze in Industrie, Handel und Handwerk. Gute Arbeit, weil starke Gewerkschaften und manche klugen Arbeitgeber für gute Löhne sorgen. Wir werden Fachkräfte ausbilden, damit Unternehmen auch keinen Moment zögern, nach Remscheid zu kommen und in Remscheid zu bleiben.

Viel vorgenommen? Wie soll das gehen? – Das gelingt mit Ausdauer, Disziplin und Durchsetzungskraft. Das gelingt nur im Team. Mit einer starken SPD im Rat. Im Schulterschluss aller in unserer Stadt, die guten Willens sind.

Mit allen 2.400 Kolleginnen und Kollegen in der gesamten Stadtverwaltung, die Tag für Tag ihr Bestes geben und dafür unseren Respekt und unseren Dank verdienen. In den Kitas, in den Schulen, bei der Feuerwehr, auf Sportanlagen, in den Technischen Betrieben, in der vielen Fachverwaltungen. Sie alle sind: leistungsstark, aufgeschlossen und innovativ. Aus diesen Kräften möchte ich Zukunft schöpfen. Damit wir junge Menschen für den öffentlichen Dienst gewinnen. Damit das Rathaus ein toller Arbeitgeber ist. Für mich als Sozialdemokraten und Gewerkschafter geht das nur im Schulterschluss mit den Beschäftigten und den Gewerkschaften.

In den letzten Jahren und Monaten hatten wir vielleicht alle den Eindruck, dass die Welt um uns herum „verrückter“ wird und viele politische Abläufe unverständlich sind.

Unsere Antwort darauf ist, dass wir hier vor Ort stabil bleiben und weiter aufeinander Acht geben. Unser Motto: Laut für die Leisen. Stark für die Schwachen.

Wir lassen uns in Remscheid nicht auseinander treiben durch Hass und Hetze. Meinen jahrelangen Kampf gegen Rechtsextremisten kennt ihr, beispielsweise im Landtag bei der Aufklärung des NSU-Terrors. Zehn Jahre lang sind Terroristen mordend durchs Land gezogen. Der Feind steht rechts. Die größte Gefahr für unsere Demokratie geht von rechts aus. Wir werden dafür sorgen, dass junge Menschen Extremisten nicht auf den Leim gehen. Denn: Wir sind vielfältig und das macht uns stark!

Wir kämpfen am Tag der Arbeit und essen anschließenden gemeinsam beim internationalen Familienfest. Wir sind zusammen auf die Straße gegangen für unsere Demokratie – im Januar letzten Jahres. Wir standen zusammen und weinten mit unseren Nachbarn über die Opfer der Erdebenkatastrophe in der Türkei. Wir feiern aber auch ausgelassen beim CSD, beim Rosenmontag und beim Schützenfest. Wir freuen uns über die Kulturangebote in Remscheid. Wir fiebern mit unseren Sportvereinen. Auf diese Vielfalt sind wir stolz! Nur so kann es gelingen, dem Populismus entschlossen entgegenzutreten, um den Frieden in unserer Heimat zu bewahren.

Wir haben keine Zeit zu verlieren. In 184 Tagen wählt Remscheid einen neuen Oberbürgermeister. In diesen unsicheren Zeiten brauchen die Menschen jemanden: Der eine klare Richtung vorgibt. Der erfahren ist. Auf den sie sich verlassen können. Der führt. Und der weiß, wie man es macht! Viele Menschen haben mir gesagt: So einer bist Du! – Und ich weiß, dass ich das kann. Gemeinsam gewinnen wir diese Wahl!“

Beitragsfoto: Volles Haus bei der Kandidatenkür © Lothar Kaiser

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