Mehrsprachigkeit an Schulen neu denken

Landesintegrationsrat NRW fordert politische Kehrtwende

Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache am 21. Februar 2025


Anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache am 21. Februar 2025 kritisiert der Landesintegrationsrat NRW die Entscheidung der Landtagsfraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, den Antrag der SPD zur Förderung von Mehrsprachigkeit an Schulen abzulehnen. In einem offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden fordert Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrats NRW, ein Umdenken und ein klares Bekenntnis zur mehrsprachigen Bildung.

Der abgelehnte Antrag „Mehrsprachigkeit an Schulen neu denken – Bildung und mehr Chancengleichheit für Kinder mit internationaler Familiengeschichte!“ hätte eine koordinierte Förderung von Mehrsprachigkeit an Schulen und Kindertagesstätten angestoßen. „Die Ablehnung dieses Antrags ist ein schwerwiegender politischer und strategischer Fehler“, erklärt Keltek. “Mehrsprachigkeit ist kein Hindernis, sondern ein Potenzial, das wir in NRW dringend stärker nutzen müssen.”

Bereits seit 2019 setzt sich der Landesintegrationsrat NRW mit einer Bildungsoffensive für mehrsprachige Erziehung und Didaktik ein. Durch Positionspapiere und den ständigen Austausch mit schulpolitischen Sprecherinnen und Sprechern wurden konkrete Umsetzungsszenarien entwickelt. Auch eine Expertenanhörung im Landtag am 10. September 2024 bestätigte mit überwältigender Mehrheit die Notwendigkeit einer fördernden Mehrsprachigkeitspolitik. Dennoch bleibt die praktische Umsetzung aus.

Keltek weist darauf hin, dass das Argument mangelnder Ressourcen nicht überzeuge: „Selbst wenn Ressourcen vorhanden sind, werden bestehende Angebote nicht ausgeweitet.“ Andere Bundesländer wie Berlin zeigen, dass bilinguale Programme trotz begrenzter Mittel erfolgreich etabliert werden können, wie etwa die „Staatlichen Europaschulen Berlin“.

Ein weiteres Problem sieht der Landesintegrationsrat in der monolingualen Ausrichtung der Curricula: „Unsere Schulen sind weiterhin auf eine monokulturelle Schülerschaft ausgerichtet, obwohl die gesellschaftliche Realität längst eine andere ist.“ Studien belegen, dass Mehrsprachigkeit nicht zur Überforderung führt, sondern sprachliche Kompetenzen insgesamt stärkt.

Neben bildungspolitischen Folgen warnt Keltek auch vor gesellschaftlichen Auswirkungen: “Die Missachtung der natürlichen Mehrsprachigkeit führt dazu, dass Kinder und Jugendliche mit internationaler Familiengeschichte nicht ihr volles Potenzial entfalten können. Gleichzeitig wird ihnen signalisiert, dass ihre Identität weniger wert ist.” Dies sei besonders fatal in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte.

Der Landesintegrationsrat NRW appelliert an die regierungstragenden Fraktionen, ihre Entscheidung zu überdenken und sich aktiv an der Gestaltung einer chancengerechten Bildungspolitik zu beteiligen. „NRW ist und bleibt mehrsprachig und multikulturell – das muss sich endlich auch im Bildungssystem widerspiegeln“, fordert Keltek abschließend.

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