Für eine sichere Fahrrad-Infrastruktur,
auf der man/frau/kind nicht mutig sein muss
Gemeinsame Stellungnahme von ADFC RheinBerg-Oberberg, Kidical Mass Bergisch Gladbach, Klimafreunde Rhein-Berg, Initiative Klimagerecht Leben, Pro Velo Bergisch Gladbach, VCD Bergisches Land
Anfang 2024 wurde ein städtisches Radverkehrsnetz beschlossen, das den Ausbau von 19 Radrouten vorsieht. Diese “Hauptstraßen für den Radverkehr” beruhen auf einer Bürgerbefragung im Frühjahr 2023 und sollen dazu beitragen, dass Fahrradfahren im
Stadtgebiet spürbar komfortabler und sicherer wird. Innerhalb des Netzes sollen Fahrradstraßen eingerichtet werden, auf denen Radfahrende Vorrang haben – wobei Autos (insbesondere der Anwohnerschaft) die Straßen weiterhin nutzen dürfen.
Fahrradstraße Siegenstraße: Ein kleiner Schritt mit großen Vorteilen
Doch die geplante Umwidmung der Siegenstraße in Refrath zur Fahrradstraße mit Verlagerung der Parkplätze auf den Seitenstreifen stößt auf Widerstand: Einige Anwohnende sehen keinen Mehrwert und fürchten Einschränkungen für Fußverkehr, Familien sowie Besuchs- und Lieferverkehr. Doch diese Bedenken sind unbegründet. Die Siegenstraße wird bereits stark vom Radverkehr genutzt, und die Einrichtung einer Fahrradstraße schafft klare Regeln: Hier gilt grundsätzlich Tempo 30, jedoch haben Radfahrende Vorrang vor dem KFZ-Verkehr. Der Autoverkehr wird zu besonderer Rücksicht verpflichtet. Durch die Verringerung des Durchgangsverkehrs wird die Straße sicherer, ruhiger und lebenswerter – für alle.
Es wäre fatal, wenn Politik und Verwaltung schon beim ersten Schritt zur Umsetzung des Radverkehrsnetzes einknicken und das öffentliche Interesse an einer Stärkung der Fahrrad-Mobilität dem Interesse Einzelner unterordnen würden. Zumal die Siegenstraße das ideale Pilotprojekt ist: Die Kosten der Umgestaltung zur Fahrradstraße und die Einschränkungen für den motorisierten Verkehr sind gering. Gleichzeitig ist die Straße (ebenso wie der Hasenweg in Frankenforst) wichtiger Teil der Radroute F2 von Bensberg über Refrath nach Köln.
Anderswo längst bewährt, in Bergisch Gladbach “Neuland”
Fahrradstraßen sind eine bewährte Führungsform für den Radverkehr – und eine Alternative zu Radfahrstreifen und eigenständigen Radwegen, für die der Platz oft nicht ausreicht. Als kleinere, autoarme Straßen sind sie gerade für jene Radfahrende attraktiv, die sich auf stark befahrenen Hauptstraßen nicht sicher fühlen. Straßen werden von der Allgemeinheit finanziert und dienen als Verkehrswege allen Verkehrsteilnehmern. In der Praxis sind sie jedoch fast ausschließlich auf Kraftfahrzeuge zugeschnitten; Radfahrende sind bestenfalls geduldete Gäste. Das hat Folgen: Viele Menschen fahren zwar in der Freizeit auf Waldwegen gerne Fahrrad, trauen sich das jedoch im Alltag des Stadtverkehrs nicht. Beim ‘Fahrradklimatest’ des ADFC landet Bergisch Gladbach regelmäßig auf einem der letzten Plätze.
Unsere Forderungen an die Politik
Der Umstieg auf nachhaltige Mobilität mit all seinen gesundheitlichen, ökologischen und finanziellen Vorteilen beginnt mit kleinen, pragmatischen Schritten. Ebnen Sie einer zügigen Umgestaltung der Siegenstraße den Weg, statt sie zum Stolperstein werden zu lassen!
Ziel sollte eine echte Gleichberechtigung der Verkehrsmittel sein: Alle Menschen müssen (angst-)frei wählen können, ob sie Fuß und Fahrrad, ÖPNV oder Auto nutzen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Autos etwa zehnmal soviel Fläche benötigen. Wenn Bergisch Gladbach trotz wachsender Bevölkerung nicht im Stau ersticken will, muss der Anteil der “sanften Verkehre” zunehmen.
Andere Städte sind viel weiter – worauf warten wir noch?
- -> Nehmen Sie die Interessen der schwächeren Verkehrsteilnehmenden ernst. Gerade Kinder und ältere Menschen wollen radfahren und sich dabei sicher und unbeschwert fühlen!
- -> Einladende Fahrrad-Infrastruktur für Alle – statt Radwege “nur für Mutige”!
- -> Sichere Radwege zu allen Schulen!
- -> Zügiger Ausbau des beschlossenen Radverkehrsnetzes inklusive Fahrradstraßen!
Beitragsfoto © David Bartus