Halbzeit bei Renaturierungen und Großprojekte in Arbeit

Wupperverband zieht positive Bilanz – Verbandsversammlung in Wuppertal

Bei der Verbandsversammlung des Wupperverbandes am 5. Dezember in Wuppertal zog Vorstand Ingo Noppen in seinem Jahresrückblick eine positive Bilanz: „2024 war in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Jahr. Wir sind in unseren Aufgabenfeldern ein großes Stück vorangekommen. Politisch wurden wichtige Weichen gestellt, zum Beispiel die Verabschiedung der Kommunalabwasserrichtlinie. Und wasserwirtschaftlich lagen wir mit viel Regen deutlich im Plus, was nach mehreren Trockenjahren eine Entspannung bedeutete.“

Das Wasserwirtschaftsjahr 2024 (1.11.2023 bis 31.10.2024) belegte Platz 2 in der Rangliste der nassen Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen an der Bever-Talsperre. Die Jahressumme betrug 1.816 Liter pro Quadratmeter. Noch nasser war an dieser Messstelle lediglich das Jahr 1948 mit 1.855 Litern Niederschlag. Das Hochwasser über Weihnachten und Silvester konnte der Verband mit dem proaktiven Talsperrenmanagement gut bewältigen. Von Klimafolgen mit Schadensausmaß wie extremem Starkregen oder Dürre blieb das Wuppergebiet im Wasserwirtschaftsjahr 2024 verschont.

Auf die Talsperren wirkte sich der Regen im Frühjahr positiv aus, sie konnten mit einem komfortablen Wasservorrat durch die Sommersaison gehen. Auf den Forstflächen des Verbandes konnte sich das natürliche Wachstum von Gehölzen nach Dürrejahren, Schädlingsbefall und Wildverbiss in 2024 positiver entwickeln.

In einer Langzeitaufgabe – der Renaturierung der Wupper und ihrer Nebenbäche – hat der Wupperverband in diesem Jahr Halbzeit erreicht. Zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die für die Gewässer einen guten Zustand mit natürlichen Strukturen fordert, hat der Verband einen Maßnahmenplan mit insgesamt rund 1.200 Einzelmaßnahmen in Bearbeitung. Davon waren Anfang des Jahres 2024 bereits 615 umgesetzt.

Renaturierter Abschnitt der Uelfe in Radevormwald © Wupperverband

Aktuelle Gewässerprojekte in diesem Jahr waren u.a. die Fortsetzung der naturnahen Umgestaltung der Wupper zusammen mit der Stadt Wuppertal in zwei Flussabschnitten – Robert-Daum-Platz bis Ohligsmühle sowie Pestalozzistraße / Werksgelände Bayer – und Entfesselung eines Flussabschnitts an der oberen Wupper / Wipper in Wipperfürth. An Nebenbächen hat der Verband u.a. ein Projekt an der Uelfe in Radevormwald umgesetzt. Am Murbach wurde das Projekt Durchgängigkeit am Rosenthaler Teich unterhalb der privaten Diepentalsperre abgeschlossen. Der Murbach ist im Bereich des ehemaligen Teichs ist für Fische und Kleinstlebewesen passierbar, ein Amphibienteich wurde neu angelegt.

Siedlungswasserwirtschaft an neue Anforderungen anpassen

Der größte Geschäftsbereich des Wupperverbandes ist der Bereich Siedlungswasserwirtschaft mit den 11 Kläranlagen, einer Schlammverbrennungsanlage (SVA) sowie zahlreichen Abwassersammlern und Sonderbauwerken, z. B. Regenbecken.

Neben der Optimierung und Instandhaltung dieser Anlagen richtet sich der Verband auf die Zukunft aus:

In Leverkusen wird er eine komplette neue Kläranlage bauen. Nach Ablauf des derzeitigen Vertrags mit Currenta zur Reinigung des kommunalen Abwassers in der Gemeinschaftskläranlage wird dieses ab 2032 vollständig in einer eigenen Kläranlage gereinigt. Diese strategisch geprägte Vorgehensweise ermöglicht es dem Verband, die neue Anlage gezielt auf die Anforderungen des kommunalen Abwassers auszurichten und zu optimieren.

Die neue Kommunalabwasserrichtlinie, die auf EU-Ebene beschlossen wurde und in nationales Recht umgesetzt wird, enthält erhöhte Anforderungen an die Abwasserreinigung, z. B. Energieneutralität von Kläranlagen sowie Entfernung von Spurenstoffen wie Arzneimittelrückständen. Auch auf diese steigenden Anforderungen stellt sich der Wupperverband ein.

Ein weiteres Großprojekt ist der Bau der neuen Klärschlammverbrennungsanlage der KVB GmbH am Standort Buchenhofen in Wuppertal. Die öffentlich-rechtlichen Gesellschafter, u.a. der Wupperverband, planen eine neue hochmoderne Anlage, die ab 2028 in Betrieb gehen soll. Die Genehmigung liegt bereits vor, die Ausschreibung für verschiedene Baulose ist erfolgt.

Standort Buchenhofen mit Schlammverbrennung (vorne) und Kläranlage © Wupperverband

Talsperren für die Zukunft rüsten

Auch an seinen Talsperren setzt der Verband Optimierungs- und Instandhaltungsprojekte um. So wird die Bausubstanz der historischen Staumauern erhalten und mit modernster Technik ausgestattet. In 2024 kam die Sanierung der Luftseite der Kerspe-Talsperre zum Abschluss. Die Talsperre verfügt nun außerdem über ein neues Prozessleitsystem. Dieses System setzt der Wupperverband im Rahmen seiner Digitalisierungsstrategie schrittweise auch an anderen Betriebsstandorten um.

Sanierte Luftseite der Staumauer, Kerspe-Talsperre © Wupperverband

Meilensteine im Zukunftsprogramm Hochwasserschutz

Bei der Verbesserung der Hochwasservorsorge hat der Wupperverband im Rahmen seines Zukunftsprogramms Hochwasserschutz vieles vorangebracht.

Das kombinierte Hochwasser- und Regenrückhaltebecken Bornberg in Wuppertal – ein Gemeinschaftsprojekt mit den städtischen Partnern – ist fertiggestellt. Hochwasserhotspots am Mirker Bach werden dadurch entschärft.

Mit dem Bau von vier neuen Pegeln in 2024 hat der Verband sein Messnetz erweitert. Darüber hinaus hat er im Rahmen des Forschungsprojektes Bergisches Hochwasserschutzsystem 4.0 inzwischen 60 IoT – Sensoren im Wuppergebiet installiert.

Bei der Steuerung der Talsperren steht die Anpassung an die Klimafolgen Hochwasser und Dürre im Fokus. Um die Talsperren flexibler zu steuern, wurden die Betriebspläne der Wupper- und Bever-Talsperre neu entwickelt und bei der Aufsichtsbehörde eingereicht. Unter anderem enthalten sie die schon erprobten Sommerretentionsräume, also freie Kapazitäten für Sommerniederschläge.

Auch die Trinkwassertalsperre Große Dhünn soll flexibler bewirtschaftet werden. Hier ist eine Änderung der Planfeststellung erforderlich. In diesem Verfahren wurde bereits ein Betriebsplan erstellt und genehmigt, um nach Herauslösung der starren Werte aus der Planfeststellung weiterhin festgeschriebene Steuerungsregeln zu haben. Diese Herauslösung ist notwendig, um den Betriebsplan bedarfsgerecht an Klimaveränderungen anpassen zu können. 

Wirtschaftsplan 2025: Beitragsbedarf angepasst

Der Wirtschaftsplan des Verbandes für das Jahr 2025 sieht eine Anpassung des Beitragsbedarfs vor.

Im Geschäftsbereich Kläranlagen /Sammler und Entsorgung wird der Beitragsbedarf entsprechend der Zielvereinbarung mit den Mitgliedern für 2025 um 3 % auf 74,3 Mio. Euro erhöht. Die strategischen Ziele der Substanzerhaltung, Anpassung an demografische Veränderungen sowie Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung werden weiter umgesetzt.

Im Geschäftsbereich Talsperren und Stauanlagen bleibt der Beitragsbedarf für 2025 auf dem Niveau des Vorjahres. Für die Jahre 2024 und 2025 hatten die Mitglieder einer Übergangszielvereinbarung zugestimmt. Diese sieht für die Jahre 2024 und 2025 einen Betragsbedarf von jeweils 8,61 Mio. Euro vor.

Der Geschäftsbereich 9500 Gewässerunterhaltung entwickelt sich gemäß der bestehenden Zielvereinbarung. Der Beitragsbedarf liegt in 2025 bei 4,81 Mio. Euro.

Siedlungswasserwirtschaft: Kommunen unterstützen

An der Schnittstelle Kanal /Kläranlage arbeitet der Wupperverband im Sinne des ganzheitlichen Flussgebietsmanagements mit Mitgliedskommunen zusammen und unterstützt auf Wunsch der Kommune bei Aufgaben im Themenfeld Kanalnetzbewirtschaftung.

Zum 1. Januar 2024 hatte die Stadt Hückeswagen ihr Kanalnetz an den Verband übertragen. Weitere Kommunen, z. B. Marienheide, Burscheid und Odenthal, unterstützt der Wupperverband im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen.

Die Delegierten der Verbandsversammlung beschlossen, dass die bereits bestehenden Vereinbarungen mit der Gemeinde Odenthal und der Stadt Burscheid erweitert und zusätzliche Aufgabenfelder vom Wupperverband betreut werden.

Verbandsversammlung

Die Verbandsversammlung ist das oberste Organ des Wupperverbands. Sie besteht aus bis zu 100 Delegierten der Mitgliedergruppen: Kommunen und Kreise, Unternehmen und Träger der öffentlichen Wasserversorgung, gewerbliche Unternehmen und Eigentümer von Anlagen am Gewässer.

Wupperverband

Der Wupperverband wurde 1930 gegründet mit der Zielsetzung, die wasserwirtschaftlichen Aufgaben im 813 km² großen Einzugsgebiet der Wupper über kommunale Grenzen hinweg zu erfüllen. Für den Verband stehen als öffentlich-rechtliches Unternehmen nicht Gewinnorientierung, sondern der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser im Mittelpunkt.

Der Wupperverband betreibt 14 Talsperren, 11 Klärwerke, eine Schlammverbrennungsanlage und weitere Anlagen, z. B. Hochwasserrückhaltebecken und Regenbecken. Er unterhält insgesamt rund 2.000 Kilometer Flüsse und Bäche. Verbandsmitglieder sind Städte und Gemeinden, Kreise, Wasserversorgungsunternehmen, Industrie sowie Gewerbe im Wuppergebiet.

Beitragsfoto: Verbandsversammlung am 5. Dezember 2024 © Wupperverband

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