Volkstrauertag 2024 – Zentrale Gedenkfeier in Wermelskirchen
Die zentrale Gedenkfeier zum diesjährigen Volkstrauertag im Rheinisch-Bergischen Kreis richteten der Kreisverband Rheinisch-Bergischer Kreis und der Ortsverband Wermelskirchen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am Mahnmal im Hüpptal in Wermelskirchen gemeinsam aus.
Nach einleitender Musik zu Beginn durch den Posaunenchor Wermelskirchen unter der Leitung von Dr. Martin Weidner begrüßte und mahnte Friedel Burghoff, als Vertreter des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge Wermelskirchen, “dass man nichts vergessen darf!”. Darin nahm er Bezug darauf, was Kriege an nachhaltigem Leid für alle Beteiligten bedeute. „Wir müssen uns jetzt für Frieden und Zusammenhalt einsetzen, wo radikale Parteien und Personen wieder an Macht gewinnen, und menschenverachtende Äußerungen wieder zu hören sind, und der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.”
Auch Wermelskirchens Bürgermeisterin Marion Holthaus betonte, wie wichtig der Frieden sei, gerade auch für eine Stadt. Daher müsse der Volkstrauertag dem Innehalten und der Mahnung dienen – „weil Frieden und Freiheit zerbrechlich sind.“
Die beiden Schülerinnen Jill Helsper und Inga Matthies vom städtischen Gymnasiums Wermelskirchen berichteten über ihre Eindrücke und Schlussfolgerungen nach einem Auschwitzbesuch.
Dorothea Hoffrogge von der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ übersetzte die live vorgetragenen Worte von Victor Dmytruk, eines zu Kriegsbeginn als einer der ersten aus der Ukraine geflüchteten Mannes, der seine bewegenden Gedanken vortrug. „Ihr habt zusammen mit uns diese schrecklichen Momente des Krieges durchlebt – eines Krieges, der nicht euer eigener war, aber der euch erinnert… Mögen unsere Augen nicht verschlossen bleiben, mögen unsere Lippen nicht verstummen.”
In seiner Gedenkrede betonte Landrat Stephan Santelmann, unter dem diesjährigen Thema des Volksbundes „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“, dass noch immer die Narben der zurückliegenden Kriege sichtbar nachwirkten. Die Versöhnung über den Gräbern und die Mahnung zum Frieden seien daher – gerade in Zeiten von zunehmendem Extremismus und Kriegshandlungen in Europa und dem Nahen Osten – aktueller denn je. Die Kriegsgräberfürsorge des Volksbundes und der damit verbundene Versöhnungsgedanke leisteten dabei einen wichtigen Beitrag.
Als letzte und unumkehrbare Folge von Hass, Hetze und Gewalt mahne das „stumme“ Kriegsgrab zum Frieden und zur Einhaltung und Durchsetzung der Menschenrechte! Denn die Überlebenden des Zweiten Weltkrieges, und damit die Zeitzeugen, seien nun weitestgehend verstummt. Daher sei es deshalb so wichtig, dass sich die junge Generation für die Erinnerung an das Grauen des Krieges einsetze und sie wachhalte! Schließlich hänge es von allen ab, wie sich die Gesellschaft entwickle und ob man in Frieden leben dürfen!
Für Landrat Santelmann sei Resilienz ein zentrales Stichwort – nicht an Widerständen zu zerbrechen, sondern sich als widerstandsfähig zu erweisen. Die Frage sei, wie man gerade junge Menschen stark mache gegen den Populismus in Teilen der Gesellschaft? Nur mit einem „stummen“ Kriegsgrab?. Er setze dabei auf die Jugend- und Bildungsarbeit, wie sie an den Schulen und Bildungseinrichtungen und in den Kulturämtern im Rheinisch-Bergischen Kreis geleistet werde: “Damit die „junge Generation“, neben dem „stummen Kriegsgrab“, laut bleibe, mit Texten, Meldungen, Bildern und Aufrufen”.
Es gelte, die europäischen Werte wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Respekt und Toleranz zu verteidigen.
„Nie wieder“ müsse daher auch heißen, nicht „die Angst“ zur politischen Ratgeberin zu machen, sondern sich jeden Tag, nicht nur am Volkstrauertag, „selbstbewusst und klar zu den europäischen Werten zu bekennen“ und so das demokratische Europa zu verteidigen. Dies sei die Botschaft jedes einzelnen „stummen Kriegsgrabes“ an alle!
Santelmann erinnerte auch an zwei zentrale Ereignisse vor 80 Jahren, im Jahr 1944: Die Landung der Alliierten in der Normandie und der Warschauer Aufstand. Beide Ereignisse stünden symbolisch für den Mut, den Widerstand und die Entschlossenheit, die in Zeiten der größten Dunkelheit notwendig seien. Auch heute noch, 80 Jahre später, seien sie Inspiration und Verpflichtung – auch für die europäischen Partner.
Ebenso verwies er auf den Bombenabwurf über Wermelskirchen-Hünger am 4. November 1944: “Unvorstellbare 80 Jahre her, aber der Schreckenstag wirkt bis heute nach”. Damit verwies er auch auf die Bombenangriffe am 4. und 5. November 1944 auf die benachbarte Solinger Altstadt. Die Wunden im Solinger Stadtbild seien bis heute erkennbar und dienten für immer als Mahnung, so wie auch der diesjährige „Messerangriff von Solingen“.
Das Gedenken an diese „lokalen“ Ereignisse müsse alle darin bestärken, entschieden gegen jedes Anzeichen von totalitärem Denken einzutreten!
„Nur wenn wir aus den Fehlern unserer Geschichte lernen, werden wir diese Fehler heute und morgen nicht wiederholen! Insofern verstehen wir die Devise des Volksbundes: „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“ als einen Handlungsauftrag für uns alle“.
Im Anschluss an die Gedenkrede erfolgte das Totengedenken durch Pfarrerin Sarah Kannemann von der evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen mit anschließender Kranzniederlegung durch Landrat Stephan Santelmann, Wermelskirchens Bürgermeisterin Marion Holthaus sowie den beiden stellvertretenden Wermelskirchener Bürgermeistern Stefan Leßenich und Norbert Galonska.
Beitragsfoto (v.l.n.r.): Stellvertretender Bürgermeister von Wermelskirchen, Stefan Leßenich, Landrat Stephan Santelmann, Bürgermeisterin von Wermelskirchen, Marion Holthaus, Stellvertretender Bürgermeister von Wermelskirchen, Norbert Galonska