„Die aktuellen Messwerte geben keinen Anlass zur Entwarnung“, so der Wupperverband und der Remscheider Energieversorger EWR als Eigentümer nach dem erneuten Gülle-Gau in einem Zulauf zur Neyetalsperre bei Wipperfürth. Die Messergebnisse nach dem Vorfall in der ersten Septemberwoche liegen nun vor und bereiten den Verantwortlichen Sorge.
Die beteiligten Experten können jetzt keine Entwarnung für die Trinkwasser-Talsperre aussprechen. Die schädlichen Auswirkungen, verstärkte Eintrübung und Algenentwicklung und erhöhtes Blaualgen-Risiko, werden sich wohl erst im kommenden Jahr deutlicher zeigen. Im Herbst vermischen sich die Wasserschichten und damit wird auch die Gülle verteilt.
Durch den Vorfall ist es im betroffenen Zulauf der Neye schon zu einem Fisch-Sterben gekommen. Am Freitag sind weitere Proben entnommen worden, die zeigen sollen, wie es um die immens wichtigen Kleinstlebewesen dort steht. Die Auswertung ist für kommende Woche geplant. Wie viel Gülle dieses Mal in die Talsperre gelangt ist, kann nur geschätzt werden. Insgesamt sind mehrere 100.000 Liter Gülle von einem Hof in Halver-Kotten in den Neye-Zulauf gelangt.
Es ist nicht der erste Vorfall im Zusammenhang mit diesem landwirtschaftlichen Betrieb: Im März 2015 waren schon einmal 1,7 Millionen Liter Gülle in die Neyetalsperre geraten und hatten zur größten Umweltkatastrophe der oberbergischen Nachkriegszeit geführt.
Hier die komplette Pressemitteilung von Wupperverband und EWR:
Gülleeintrag in die Neyetalsperre: Aktuelle Messwerte geben keinen Anlass zur Entwarnung
Untersuchung der Kleinstlebewesen im Neyebach
Gemeinsame Pressemitteilung von EWR GmbH und Wupperverband vom 20.09.2024
Wie berichtet, gelangten in der ersten Septemberwoche von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Halver-Kotten im Märkischen Kreis mehrere 100 Kubikmeter Gülle in den Bachzulauf Neye II zur Neyetalsperre der EWR GmbH. Die Umweltkatastrophe beschäftigt seitdem sowohl die Polizei als auch die Umweltbehörden des Oberbergischen und Märkischen Kreises.
Gemeinsam mit dem Wupperverband als Betreiber der Talsperre für die EWR GmbH wird im Rahmen umfangreicher Begleituntersuchungen das Ausmaß des Schadens an den betroffenen Gewässern ermittelt. Der Märkische Kreis hatte sich der Verhinderung der weiteren Verdriftung und der Beseitigung eingebrachter Gülle im Bachverlauf angenommen.
Die bisherigen Untersuchungen des betroffenen Gewässerabschnittes zeigten, dass die Fließgewässer zwischen der Eintragsstelle am Hof und der Talsperre durch den Gülleeintrag extrem belastet wurden. Sehr geringe Sauerstoffkonzentrationen und hohe Konzentrationen von Nährstoffen und dem für Gewässerorganismen toxischen Ammoniak führten zu einem Fischsterben im betroffenen Zulauf der Talsperre.
Das Limnologische Labor des Wupperverbandes beprobt am heutigen Freitag zusätzlich die Kleinstlebewesen in den betroffenen Fließgewässerabschnitten. Sie sind neben z.B. Fischen und Pflanzen ein wichtiger Indikator für den ökologischen Zustand von Bächen und Flüssen. Die aufwändige Auswertung der heutigen Untersuchung erfolgt in der kommenden Woche.
Die Messergebnisse der Proben zur Wasserqualität der Neyetalsperre, welche von einem beauftragten Wasserlabor analysiert worden waren, wurden angespannt erwartet und liegen nun vor. Insbesondere die EWR als Eigentümer der Trinkwassertalsperre schaut mit Sorge auf mögliche Verunreinigungen und Langzeitschäden des Wasserkörpers.
Leider können die beteiligten Fachleute von Wupperverband und EWR bei den aktuellen Messergebnissen für die Talsperre keine Entwarnung aussprechen – dafür sei es noch zu früh. Da sich im Herbst die über die Sommermonate eingestellte Temperaturschichtung in der Talsperre aufhebt und sich die unterschiedlichen Wasserschichten vermischen, werden sich auch die durch die Gülle eingetragenen Nährstoffe mit der Durchmischung weiter in der Talsperre verteilen.
Bereits im Jahr 2015 war von diesem Betrieb aus einem Güllebehälter Gülle in die Talsperre geflossen. Anders als bei dem Vorfall in 2015 hat sich die Gülle dieses Mal nicht in Form einer hochkonzentrierten “Gülleblase” am Grund der Talsperre angereichert. Da die Menge der bei dem aktuellen Ereignis in die Talsperre gelangten Gülle nur geschätzt werden kann und eine stärkere Einmischung im Wasserkörper im Vergleich zum Güllevorfall in 2015 erfolgte, ist eine exakte Einschätzung des entstandenen Schadens für die Talsperre zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich.
Nach Aussage der Fachleute zeigen sich die schädlichen Auswirkungen des Gülleeintrags erst deutlicher im nächsten Jahr, wenn sich mit der Erwärmung der Talsperre eine erneute Schichtung über die Sommermonate einstellt. Als Folgen werden eine verstärkte Eintrübung und Algenentwicklung sowie ein erhöhtes Risiko für das Auftreten giftiger Blaualgenblüten erwartet. Um die Schädigung des Ökosystems und die nachhaltigen Auswirkungen auf die Wasserqualität zu überwachen, wird das Messprogramm in der Talsperre und seinen Zuläufen über einen längeren Zeitraum fortgeführt.
Die EWR als Eigentümer und verantwortlicher Trinkwasserversorger Remscheids und der Wupperverband als Betreiber wünschen sich, dass nach diesem dritten Vorfall der Gefahr eines weiteren Gülleeintrages in Zukunft ein eindeutiger, konsequenter Riegel vorgeschoben wird. In der vergangenen Woche hatte ein Spezialunternehmen auf Veranlassung des Märkischen Kreises noch vorhandene Verunreinigungen von den betroffenen Flächen entlang der Ufer im Bachverlauf aufgenommen. Das dort gesammelte Gemisch aus Gülle und Wasser war per LKW zur Kläranlage Hückeswagen des Wupperverbandes transportiert worden. Insgesamt waren es rund218 Kubikmeter Gülle-Wasser-Gemisch. In Abstimmung mit der Bezirksregierung hat der Verband im Laufe dieser Woche das Gemisch in der Kläranlage dem kommunalen Abwasser beigemischt und gereinigt.