Fachlicher Austausch: Lösungsansätze für Gewässerentwicklung und Klimafolgenanpassung
Pressemitteilung des Wupperverbandes und der Bezirksregierung Düsseldorf
Wasser ist unsere lebenswichtige Ressource, die Flüsse und Bäche sind Lebensadern und Lebensraum für Tiere und Pflanzen und Wege für den Hochwasserabfluss. Wie wir sie schützen und erhalten, aktuelle Herausforderungen angehen, uns auf die Folgen des Klimawandels einstellen und Anpassungsstrategien entwickeln, sind zentrale Themen beim Symposium Flussgebietsmanagement von Wupperverband und Bezirksregierung Düsseldorf in Wuppertal. Der Informationsaustausch von Fachleuten der Wasserwirtschaft findet bereits zum 27. Mal statt.
Ein wichtiger Aspekt und seit vielen Jahren Themenschwerpunkt des Symposiums und Gebietsforums ist die naturnahe Entwicklung der Wupper und ihrer Nebenbäche. Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sollen die Gewässer in Europa den „guten Zustand“ erreichen. Dazu gehören neben der Wasserqualität auch natürliche Flussläufe sowie der Bestand an Fischen, Kleinstlebewesen, Algen und Pflanzen.
„Der Klimawandel mit seinen veränderten Temperaturen und den immer ungleichmäßigeren Niederschlägen belastet zunehmend auch die Zielerreichung der Wasserrahmenrichtlinie. Gleichzeitig wirken sich gerade die Renaturierungs- und Aufweitungsmaßnahmen nicht nur vorteilhaft auf die Widerstandsfähigkeit der Gewässer und ihrer Biologie aus, sondern sie nehmen auch Hochwässer wie ein Schwamm auf und verringern so die Folgen,“ so Jörg Matthes, Hauptdezernent Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Düsseldorf.
Mit zahlreichen Projekten hat der Wupperverband im Einzugsgebiet der Wupper bereits erfolgreich eine positive Entwicklung hin zu mehr Natur in Gang gesetzt: „Wir haben in unserem ambitionierten Programm mit 1.225 Einzelprojekten inzwischen bereits Halbzeit erreicht“, berichtet Wupperverbands-Vorstand Ingo Noppen. „Lebendige Flussabschnitte mit viel Dynamik, dies nehmen auch die Fische und andere Arten, wie Eisvögel und Wasseramseln, an. Wir sind sehr stolz auf die bisherigen Ergebnisse. Natürliche Gewässer sind nicht nur gut für die Ökologie, sondern auch für die Hochwasservorsorge.“
Guter Zustand schon bei 32 % der Flussabschnitte erreicht
Der Umsetzungsfahrplan des Wupperverbandes für die EU-WRRL umfasst im Zeitraum von 2018 bis 2030 insgesamt Investitionen – inklusive Fördergelder des Landes – von 14 Mio. Euro. Der Wupperverband entfernt unter anderem künstliche Uferbefestigungen und Verrohrungen an Bachläufen, schafft natürliche und abwechslungsreiche Strukturen mit Steinen, Inseln und Totholzbäumen, weitet Gewässer auf – auch für einen besseren Abfluss – und aktiviert wo es möglich ist die natürlichen Auen.
Durch die vielfältigen Projekte der letzten Jahre hat der Verband im Wuppergebiet aktuell bereits bei 32 % der Flussabschnitte den guten Zustand erreicht. Damit liegt er deutlich über dem Bundesdurchschnitt der Flüsse im guten Zustand von 13 %.
Aktuelle Projekte sind zum Beispiel die naturnahe Gestaltung der Wupper in Kooperation mit der Stadt Wuppertal, die Renaturierung des Murbachs im Bereich der privaten Diepentalsperre und die Renaturierung der Oberen Wupper in den kommenden Jahren. Die Gewässerentwicklung geht in vielen Bereichen auch Hand in Hand mit einem verbesserten Hochwasserschutz. Denn mehr Raum zur Entfaltung für den Fluss bedeutet höhere Aufnahmekapazität für das Wasser bei Regen. So profitieren Mensch und Natur.
Anpassung an den Klimawandel
Welchen Einfluss hat der Klimawandel und welche Anpassungsstrategien erarbeiten die verschiedenen Akteure jeweils in ihrem Aufgabenbereich? Zu dieser Thematik zeigte das Symposium verschiedene Perspektiven auf. Bei der Klimafolgenanpassung ist die gesamte Gesellschaft gefragt. Unsere Städte müssen klimaresilienter werden, damit wir mit Extremen wie Hitze, Dürre, Starkregen, Hochwasser besser zurechtkommen. Das bedeutet z. B. mehr Grün in den Städten, Flächen zur Versickerung von Regenwasser, zur Speicherung von Regenwasser, wie es Schwammstadtkonzepte vorsehen. Hier sind sowohl die Planer von urbanen Räumen gefragt als auch jeder Grundstückseigentümer, der z. B. Flächen entsiegeln, Dächer begrünen oder Regenwasser speichern kann. Hochwassersicheres Bauen und Eigenvorsorge sind wichtige Themen für jeden Eigentümer und auch Mieter können sich z.B. durch mobile kleine Hochwasserschotts schützen.
Im Wupper- und Aggergebiet haben sich die Kreise, kreisfreien Städte und Wasserverbände zu einer Kooperation zum Schutz gegen Hochwasser und Starkregen zusammengeschlossen. Gemeinsam bearbeiten sie die Themenfelder Schutz der Infrastruktur, Warnung der Bevölkerung und auch Sensibilisierung der Bevölkerung für die Themen Hochwasserschutz bis Eigenvorsorge. Im Fokus der Kommunen und Kreise steht hierbei z. B. die Berücksichtigung von Überschwemmungsgebieten in Baugebieten und auch Verfügbarkeit von Flächen für Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge.
Der Wupperverband bearbeitet mit seinem Zukunftsprogramm Hochwasserschutz sowohl „zu viel Wasser“ (Hochwasser) als auch „zu wenig Wasser“ (Trockenheit, Dürre). Die Bandbreite umfasst
- technischen Hochwasserschutz, z. B. Bau und Betrieb von Hochwasserrückhaltebecken
- grünen Hochwasserschutz, Renaturierung von Flussabschnitten und Auenreaktivierung
- Talsperrenbewirtschaftung, z. B. Sommerretention, d.h. freier Puffer in Talsperren im Sommerhalbjahr
- Messdaten und Modellentwicklung, z. B. Erweiterung des Messnetzes (Pegel und Niederschlagsstationen)
- Information und Meldeketten, z. B. automatisierte Information bei Erreichen von Meldegrenzen, Videokanal
- Schadensbeseitigung, Räumung von Gewässern bei Verstopfung durch Treibgut oder Schotter
Aktuelle Projekte des Wupperverbandes sind z. B. die Anpassung der Talsperrensteuerung, das Projekt Bergisches Hochwasserschutzsystem 4.0 mit weiteren Partnern, Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Bornberg in Wuppertal sowie viele Planungen für Projekte wie den Ophovener Weiher in Leverkusen, ein grünes Hochwasserrückhaltebecken am Murbach / Diepental und vieles mehr.
Nutzungsansprüche priorisieren
Neben der Betrachtung von Wassermengen, zum Beispiel bei der Bewirtschaftung der Brauchwassertalsperren des Wupperverbandes im Spannungsfeld ihrer Aufgaben Hochwasserschutz und Niedrigwasseraufhöhung richtete sich der Blick auch auf die Wasserqualität.
Für den Wupperverband bedeutet das Freihalten von Stauraum für den Hochwasserschutz im Sommerhalbjahr weniger Wasservorrat für die Niedrigwasseraufhöhung. Denn mit Talsperrenwasser unterstützt der Verband in Trockenperioden das Ökosystem Wupper und gewährleistet eine Mindestwasserführung. Dies ist ein Beispiel für einen Nutzungskonflikt, wie es sie – bedingt durch den Klimawandel – auch an anderen Stellen gibt. Hier sind auch der Gesetzgeber und die Landesbehörden, die Politik und letztlich unsere Gesellschaft gefordert, Nutzungen zu priorisieren, zum Beispiel den Vorrang für die Trinkwasserversorgung gegenüber anderen Ansprüchen.
Links:
https://www.wupperverband.de/unsere-aufgaben/gewaesserentwicklung
https://www.wupperverband.de/zukunftsprogramm-hochwasserschutz