­Sexuelle Bildung und Medienpädagogik multiprofessionell gestalten

Tagung Pornografie-Kompetenz in der
Akademie der Kulturellen Bildung

Am 4. Juni untersuchten die Fachbereiche Medien und Bildende Kunst der Akademie der Kulturellen Bildung bei der Tagung „Pornografie-Kompetenz“ gute Wege, um Kinder und Jugendliche im Umgang mit Pornografie zu stärken. Die Tagung brachte erstmals Perspektiven aus Medien-, Kunst- und Sexualpädagogik zusammen.

In seinem Eröffnungsvortrag umriss Prof. Andreas Büsch (Katholische Hochschule Mainz) den Begriff Pornografie-Kompetenz. Die medienpädagogische Begleitung von Jugendlichen benannte er als ein Ziel, um einen kompetenten Umgang mit pornografischen Inhalten zu entwickeln. Dafür sei eine sexualpädagogische Professionalisierung aller pädagogisch arbeitenden Menschen erforderlich, so Büsch.

Dr. Marion Thuswald (Akademie der bildenden Künste Wien) betrachtete Pornografie im Anschluss aus sexualpädagogischer Perspektive. Eine gelungene sexuelle Bildung biete Wissen, um Pornografie einzuordnen. Es sei wichtig, zu informieren und zu differenzieren, anstatt zu moralisieren und zu skandalisieren. Heranwachsende müssten beim Thema Pornos und Sexualität in ihrer Wahrnehmung durch Eltern wie Pädagog:innen ernst genommen werden.

Kulturwissenschaftlerin und Bestseller-Autorin Madita Oeming räumte in ihrem Input mit Mythen rund um die Nutzung von Pornos durch Jugendliche auf. Sie warb für einen aufgeschlossenen und unaufgeregten Umgang mit pornografischen Inhalten. Die Diskussion um Pornografie sei zu oft geprägt von einer wertorientierten Agenda und neige dazu, Ängste zu schüren, erklärte Oeming.

Workshops boten am Nachmittag wertvolle Ansätze für die pädagogische Praxis. Sie thematisierten medien- und kunstpädagogische Methoden, die zur Sensibilisierung und Stärkung von Kindern und Jugendlichen beitragen. Das abschließende Podiumsgespräch, moderiert von Martin Geisler (Ernst-Abbe-Hochschule Jena) und aufgezeichnet für das WDR3 Forum, führte die verschiedenen Sichtweisen nochmals zusammen. Die Diskussionsrunde mit Denise Schönnenbeck (Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz), Medienkünstler Ruja Kiss, Marion Thuswald und Andreas Büsch bot eine Plattform für Perspektiven auf die pädagogische Praxis.

Alle Expert:innen warben für eine Enttabuisierung des Themas – gerade im Kontext von Bildung und Beratung. Pornos müssten dabei als inszenierte Medienproduktionen unserer Sexualkultur verstanden werden. Die Kompetenz-Förderung dürfe nicht nur Kinder und Jugendliche berücksichtigen, sondern sollte auch Eltern, Lehrerinnen und Fachkräfte einbeziehen. Ein Ziel muss sein, alle Beteiligten über Pornografie gesprächsfähig zu machen, um Kinder und Jugendliche mit ihren Erfahrungen nicht allein zu lassen.

Horst Pohlmann (FB Medien) und Brigitte Dietze (FB Bildende Kunst) fassen zusammen: „Die Tagung hat gezeigt, dass pädagogische Fachkräfte, Eltern, Kinder und Jugendliche eine Verantwortungsgemeinschaft bilden. Für eine umfassende sexuelle Bildung und medienpädagogische Kompetenzförderung ist eine multiprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Schule, Sexual-, Kunst- und Medienpädagogik sowie Sozialarbeit nötig. Nur so lässt sich klären, welche pädagogischen Ziele wir in Pornokompetenz-Projekten erreichen wollen. Auch mit Blick auf eine kritische Haltung zu Pornokonsum und den kommerziellen Strukturen, die dahinterstehen.

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