Reisekoffer rollen im Rheinisch-Bergischen Kreis fleißig übers „Touri-Pflaster“: 490.500 Übernachtungen
4.090 Gastro-Beschäftigte im Rheinisch-Bergischen Kreis | NGG fordert 14 Prozent mehr Lohn
Der Rheinisch-Bergische Kreis liegt im „Touri-Trend“: Vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung – im Rheinisch-Bergischen Kreis gab es im vergangenen Jahr rund 490.500 Übernachtungen. Das sind 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt blieben die Gäste 2,5 Tage im Kreis. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Köln beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).
„Vom Reisekoffer der Touristen bis zum Aktenkoffer der Geschäftsleute: Die Menschen haben den Rheinisch-Bergischen Kreis auf dem Reise-Ticket. Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. Und genau daran hapert es oft. Die Branche braucht Fachkräfte. Also Profis, die ihren Job gelernt haben – von der Hotel-Rezeption über die Bar bis zum Spa. Für das Housekeeping braucht die Branche genauso Know-how wie für die Haustechnik. Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen. Genau das versucht die Branche aber gerade“, sagt Marc Kissinger von der NGG Köln.
Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe im Rheinisch-Bergischen Kreis deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche noch längst nicht erholt. Im Gegenteil: „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, so NGG-Geschäftsführer Kissinger. Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Marc Kissinger.
Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht: „Gute Leute bekommt die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapert es: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden“, sagt NGG-Geschäftsführer Marc Kissinger.
Deshalb müsse sich für die rund 4.090 Beschäftigten der Gastro-Branche im Rheinisch-Bergischen Kreis beim Lohn dringend etwas ändern. Die NGG Nordrein-Westfalen werde im Sommer mit den Arbeitgebern vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga NRW) über einen neuen Tarifvertrag verhandeln. Die Forderung dazu liege bereits auf dem Tisch: Die NGG will ein Lohn-Plus von 14 Prozent erreichen. Davon sollen auch Azubis profitieren.
Es sei dringend notwendig, mehr in den Nachwuchs zu investieren, so Marc Kissinger. Denn die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Nordrhein-Westfalen liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen. „Die Gründe dafür, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, sind ganz unterschiedlich: Die Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben. Dazu kommt, dass das Klima zum Beispiel in den Küchen oft rau ist. Da hilft es auch nicht, wenn Gäste mit dem Trinkgeld quasi ein Trostpflaster kleben“, sagt Marc Kissinger.