IG BAU warnt: Dem Bau im Kreis droht Streik und ein „Wegrutschen von Fachkräften“

Bau-Tarifstreit: Heimische Bauunternehmen sollen Druck auf Arbeitgeberverbände machen

Auf den Baustellen im Rheinisch-Bergischen Kreis könnten sie bald stillstehen: „Bagger, Kräne, Betonmischer – alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, warnt Mehmet Perisan. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Köln-Bonn spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft im Rheinisch-Bergischen Kreis“.

Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. Wenn sie als Dauer-Nein-Sager weiter auf stur schalten, dann gibt es einen Bau-Streik. Und der wird auch im Rheinisch-Bergischen Kreis richtig weh tun“, so Mehmet Perisan.

Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 265 Bauunternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis. Aktuell arbeiten dort mehr als 1.700 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so Perisan. Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Köln-Bonn erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Mehmet Perisan deutlich.

Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf die Füße treten“: „Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen“, warnt Perisan.

Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk und Bauindustrie in Nordrhein-Westfalen hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“. Viel Zeit bleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.

Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Rheinisch-Bergischen Kreis beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen. „Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann“, macht IG BAU-Bezirksvorsitzender Perisan deutlich.

Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG BAU, von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so Bau-Schlichter Schlegel. Eine Trendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“.

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