Klimawandelindikatoren mit neuen Extremen
2023 war mit 1,45 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau das mit Abstand heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das bestätigt ein Bericht über den Zustand des Weltklimas, den die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Dienstag vorstellte. Das berichtet die Internetzeitung report-K.
„Noch nie waren wir – wenn auch nur vorübergehend – so nah an der 1,5 Grad-Untergrenze des Pariser Abkommens zum Klimawandel“, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. „Beim Klimawandel geht es um viel mehr als um Temperaturen. Was wir im Jahr 2023 erlebt haben, insbesondere die beispiellose Erwärmung der Ozeane, den Rückzug der Gletscher und den Verlust des antarktischen Meereises, gibt Anlass zu außerordentlicher Sorge.“
An einem durchschnittlichen Tag im Jahr 2023 sei fast ein Drittel des Ozeans von maritimen Hitzewellen betroffen gewesen, die Gletscher verzeichneten den größten Eisverlust seit 1950. Darüber hinaus sei die antarktische Meereisausdehnung bei weitem die geringste seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die Klimakrise sei „die entscheidende Herausforderung für die Menschheit“, so Celeste Saulo und „eng mit der Krise der Ungleichheit verknüpft, die anhand der zunehmenden Ernährungsunsicherheit, der Vertreibung der Bevölkerung und dem Verlust der biologischen Vielfalt bezeugt werden kann.“ Die Zahl der Menschen, die weltweit unter akuter Ernährungsunsicherheit leiden, habe sich mehr als verdoppelt. Wetterrisiken seien der WMO zufolge auch 2023 Auslöser für Flucht und Vertreibung.
Als Hoffnungsschimmer benennt die Weltwetterorganisation das rasante internationale Tempo bei der Energiewende. 2023 stieg der Zubau erneuerbarer Energien gegenüber 2022 um fast 50 Prozent auf insgesamt 510 Gigawatt (GW) – die höchste Rate, die in den letzten zwei Jahrzehnten verzeichnet wurde.
Beklagt werde hingegen eine Lücke bei der Finanzierung von Klimaschutz. Zwar hätten sich die klimabezogenen Finanzströme in den Jahren 2021 und 2022 gegenüber 2019 und 2020 fast verdoppelt. Dennoch werde bislang nur ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts für Klimaschutz ausgegeben. Zum Vergleich: Die WMO rechnet damit, dass eine Versechsfachung nötig wäre, um das Pariser Klimaziel von einer Erderhitzung von höchstens 1,5 Grad Celsius zu erreichen.