Kommunen und Bürger müssen sich weiter gedulden

Nach Hacker-Angriff auf Südwestfalen-IT: Inbetriebnahme des Basisbetriebs wird länger dauern als erwartet

Die Südwestfalen-IT wurde Ende Oktober Opfer eines der größten Cyberangriffe einer professionellen Hackergruppe auf die öffentlicheVerwaltung, den es in Deutschland bisher gab. Bis die betroffenen Verwaltungen wieder regulär arbeiten können, werde es länger dauern als erwartet, teilt das Unternehmen mit. Die Städte, Gemeinden und Kreise hätten festgelegt, welche Fachanwendungen sie ganz besonders dringend benötigen. Die Südwestfalen-IT starte in der kommenden Woche mit Pilot-Tests für die Wiederinbetriebnahme der ersten drei Verfahren in einem Basisbetrieb. Die Tests der übrigen priorisierten Fachverfahren folgten bis Weihnachten.

Die vollständige Wiederherstellung in den Kommunen werde sich allerdings stärker verzögern als erwartet. Die Ursachen dafür seien nochmals deutlich erhöhte Sicherheitsanforderungen und komplexe, ineinandergreifende IT-Systeme. Bürgerinnen und Bürger müssten daher mit eingeschränkten Dienstleistungen und längeren Wartezeiten rechnen. Die Wiederinbetriebnahme von Basisanwendungen in den Kommunen erfordere mehr Zeit erfordern als ursprünglich geplant.

Dafür gebe es mehrere Gründe. Die Komplexität der Wiederherstellung sei größer als nach den ersten fachlichen Einschätzungen erwartet und in den vergangenen zwei Wochen seien die Sicherheitsanforderungen noch einmal deutlich erhöht worden. Darüber hinaus zeigte sich der parallele Aufbau der ineinandergreifenden IT-Systeme viel komplizierter als ursprünglich angenommen. Diese Faktoren zwängen zu besonderer Sorgfalt und einem schrittweisen Vorgehen – es gelte das Prinzip „Sicherheit vor Geschwindigkeit“.

Weil die Probleme so komplex sind, könne die Südwestfalen-IT noch nicht sagen, wann die ersten Fachanwendungen wieder zuverlässig funktionierten. Zeitpläne für jede einzelne Kommune seien daher erst schrittweise zu erwarten. Die Ursache dafür liege ausdrücklich nicht bei den Kommunen – diese können erst Pläne vorlegen, wenn die Südwestfalen-IT ihnen die Voraussetzungen dafür schafft.

Die Fachverfahren, mit denen in der kommenden Woche der Roll-Out des Basisbetriebs beginnen wird, umfassen die Bereiche Finanz- und Standesamtswesen. Zuvor konnte im Norden des Verbandsgebiets bereits mit dem Basisbetrieb für das Meldeauskunftssystem für Sicherheitsbehörden und im Sozialwesen begonnen werden. Bis Weihnachten sind die ersten Pilotbetriebe für den Basisbetrieb weiterer Fachfahren für Melde- und Kraftfahrzeugwesen sowie im Sozialbereich vorgesehen. Diese Fachverfahren bilden die Grundlage für eine ganze Reihe öffentlicher Dienstleistungen, darunter u.a. das Ausstellen von Ausweisen, Pässen und Führerscheinen, die Anmeldung von Geburten, Todesfällen und Hochzeiten, die Auszahlung von aktuell berechneten Sozialhilfeleistungen und Wohngeld, die KFZ-Zulassung sowie Dienste der Ausländerbehörden.

„Es wäre falsch, unrealistische Versprechungen zu machen“, erklärt Verbandsvorsteher Theo Melcher und bittet alle Betroffenen um Geduld und Verständnis. Insgesamt arbeiten nahezu 170 Personen bei der Südwestfalen-IT an der Bewältigung der Auswirkungen des Cyberangriffs. Neun externe Dienstleister unterstützen diese Arbeiten. Mehrere Hundert Server und Tausende Clients müssen neu aufgebaut und installiert werden.

Beitragsfoto © Massimo Botturi auf Unsplash

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