Ein Kommentar des Wuppertaler Instituts für bildungsökonomische Forschung (WIB) an der Bergischen Universität Wuppertal
Das Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung ist eine fakultätsübergreifende Einrichtung der Bergischen Universität Wuppertal. Gegenstand der Forschung sind aktuelle und relevante Fragen der Bildungsökonomik und Bildungspolitik.
Die PISA-Ergebnisse fördern altbekannte Probleme zu Tage. Nicht der Leistungsabfall in allen drei Kompetenzbereichen ist erschreckend – dieser ist auch OECD-weit zu beobachten – sondern die immer gleichen Problemanzeigen, ohne wirkliche Lösungsvorschläge.
Wieder werden Investitionen in Bildung gefordert. Ein Reflex: Das Ergebnis stimmt nicht, also muss mehr Geld in das System gegeben werden. Aber das Geld muss auch wirksam und zielgerichtet ausgegeben werden. Und machen wir es uns nicht auch zu leicht, wenn wir hoffen, dass mehr Geld es schon richten wird? Wir müssen den Mut haben, Probleme, Erfolge und auch Misserfolge der Bildungspolitik offen zu legen. Denn nur so kann Bildungspolitik lernen.
Die Menschen in Deutschland haben das Recht auf transparente Bildungspolitik – in allen Bundesländern. Der Bildungsföderalismus hat Deutschland eine Vielzahl an Bildungssystemen beschert. Die ursprüngliche Hoffnung, den Wettbewerb der Ideen zwischen den Bundesländern für die Weiterentwicklung des Bildungssystems zu nutzen, ist gescheitert. Wettbewerb kann nicht funktionieren, wenn Ergebnisse von Bildungspolitik für die Verantwortlichen ohne Konsequenzen bleiben und aus Vergleichen nicht gelernt wird. Die Bundesländer müssen sich schneller und besser koordinieren und es muss abgestimmte und gemeinsam verantwortete Strukturen geben. Auch die Bildungsfinanzierung, die aus einem Flickenteppich an Fördertöpfen und Zuständigkeiten (Bund, Länder, Kommunen) besteht, ist dringend reformbedürftig. Es muss zudem bezweifelt werden, dass die Geldgeber immer wissen, wie die Mittel genutzt werden und ob und wie sie wirken. All diese Probleme sind lange bekannt. Warum schaffen wir es in Deutschland nicht, sie zu lösen?
Das deutsche Bildungssystem braucht mehr Transparenz! Es gibt in Deutschland keine flächendeckenden Daten zu Bildungsverläufen. So warten wir seit 2001 regelmäßig darauf, dass PISA uns bescheinigt, was wir alles nicht können und unsere Kinder nicht wissen. Warum ist der Leistungstand der Schülerinnen und Schüler nicht bekannt? Er sollte durch deutschlandweite Kompetenzmessungen regelmäßig erhoben und zur gezielten Steuerung genutzt werden. Was ist falsch an Leistungsvergleichen? Wenn uns andere Länder in der OECD davoneilen, dann sind wir relativ schlechter und müssen das ändern. Und was zwischen Ländern gilt, das gilt auch auf der Ebene von Bundesländern, Schulen und Schülerinnen und Schülern.
Wir brauchen auch auf Ebene der Schule und der Schülerinnen und Schüler mehr Transparenz und Monitoring. Nur das macht ein gezieltes Fordern und Fördern möglich – der leistungsschwachen und der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler. Digitale Lernausgangs- und Lernverlaufsdiagnostiken an den Schulen werden längst in anderen Ländern eingesetzt. Es braucht also nur Mut und die Möglichkeiten, eigene Schwächen zu erkennen, denn nur so sind Verbesserungen möglich.
Vielleicht haben wir das Lernen aus Fehlern verlernt. Die regelmäßige Betroffenheit jedenfalls, wenn die Schwächen des Bildungssystems durch PISA offenbar werden, reicht nicht aus und bringt niemanden weiter. Geld allein wird die Probleme nicht lösen, sie sind struktureller Art. Wir müssen jetzt umdenken.
Prof. Dr. Kerstin Schneider,
Dr. Anna M. Makles,
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