Schulen im Kreis setzen ein Zeichen • junge Künstlerinnen und Künstler gestalten Bänke • Aktionswoche im Kreis
Jede dritte Frau erlebt statistisch gesehen in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Betroffen sind Frauen aus allen Bildungs- und Einkommensschichten. Um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, beteiligt sich der Runde Tisch “Keine Gewalt gegen Frauen“ im Rheinisch-Bergischen Kreis auch in diesem Jahr wieder mit Aktionen am „Orange Day“. Das ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, der jährlich am 25. November stattfindet.
„Es ist wichtig, dieses Thema immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, um damit Barrieren abzubauen. Diese Aktion unterstützt dies. Betroffenen Frauen fällt es häufig sehr schwer, über die traumatischen Erlebnisse zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Daher ist es mir ein wichtiges Anliegen, ihnen Mut geben, sich Unterstützung zu suchen“, so Landrat Stephan Santelmann. Ziel ist es auch, Hilfsangebote im Kreis und das bundesweite Hilfetelefon für Frauen bekannter zu machen. „Wir möchten alle Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren, bei Problemen nicht wegzuschauen, sondern aktiv zu werden, denn häusliche Gewalt ist keine Privatsache“, erklärt Anja Möldgen, Gleichstellungsbeauftragte des Rheinisch-Bergischen Kreises.
Besonderes Kunstprojekt: Junge Kreative gestalten Bänke Bei ihrem Anliegen wurde die Gleichstellungsstelle des Kreises von kreativen Schülerinnen und Schülern aus dem Kreis unterstützt. Mitgemacht haben die Integrierte Gesamtschule Paffrath, das Albertus-Magnus-Gymnasium Bensberg, das Otto-Hahn-Gymnasium Bensberg, die Realschule Herkenrath, das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und die Albert Einstein Schule in Rösrath, die Gesamtschule Kürten, die Realschule Odenthal und das Paul-Klee-Gymnasium Overath.
Schülerinnen und Schüler gestalteten kreative Sitzbänke, die nun in den Schulen zum Verweilen einladen und auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen sollen. Dabei ließen die jungen Kreativen ihren Ideen freien Lauf und die Ergebnisse können sich sehen lassen: Von schlicht bis bunt ist alles dabei. So unterschiedlich die Ergebnisse auch sind, die Mission der Schülerinnen und Schüler ist dieselbe: auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen, sich mit dem Thema aktiv auseinandersetzen und zum Hinschauen motivieren. Geprägt sind die Werke von Zusammenhalt und Solidarität. Auch stellen die Schülerinnen und Schüler immer wieder heraus, dass Gewalt alle Menschen treffen kann – unabhängig von der Herkunft, dem Einkommen oder dem Alter.
Die Gleichstellungsstelle des Kreises wird eine Bank als Mahnmal gegen Gewalt an Frauen vor dem Amtsgericht in Bergisch Gladbach aufstellen.
Die Kunstaktion lehnt sich an die orangene Bank – ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen – an. Orange ist die Farbe der gemeinsamen Gegen-Gewalt-Kampagne von UN Women, Zonta International und den Vereinten Nationen und hat sich als „Antigewaltfarbe“ etabliert. Deshalb findet sie sich auch in den Aktionen wieder.
Flagge zeigen gegen Gewalt an Frauen
Seit 2001 ruft der Verein „Terre des Femmes“ in allen Regionen Deutschlands und weiteren Ländern jährlich dazu auf, am internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November die blauen Fahnen „Frei leben – ohne Gewalt“ zu hissen. Im Rheinisch-Bergischen Kreis sind auch in diesem Jahr alle öffentlichen kommunalen Gebäude der acht Städte und Gemeinden mit den Fahnen beflaggt. Vor dem Kreishaus wird die Flagge im Aktionszeitraum vom 21. bis 25. November zu sehen sein. „Somit wollen wir nicht nur an einem Tag auf die Problematik aufmerksam machen, sondern eine ganze Woche lang ein deutlich sichtbares Zeichen gegen Diskriminierung und Gewalt an Frauen und Mädchen setzen“, so Anja Möldgen.
Runder Tisch „Keine Gewalt an Frauen“ im Rheinisch-Bergischen Kreis
Der runde Tisch „Keine Gewalt an Frauen“ im Rheinisch-Bergischen Kreis wurde 2003 ins Leben gerufen. Er bringt unterschiedliche Akteurinnen und Akteure zusammen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, über das Thema Gewalt an Frauen aufzuklären und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Fünf- bis sechsmal im Jahr treffen sich die Beteiligten aus dem Frauenhaus Bergisch Gladbach, den Frauenberatungsstellen, Justiz und Staatsanwaltschaft, Polizei, Opferhilfe, Jugendämtern, Kinderschutzbund und Gleichstellungsstellen. Durch dieses Netzwerk und den Austausch werden Synergien optimal genutzt und Maßnahmen der einzelnen Organisationen – von der Prävention bis zur Begleitung und dem Schutz der Opfer – in den Kommunen kreisweit bekannt gemacht. Die Maßnahmen des runden Tischs werden vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert.
Frauen, die Hilfe benötigen, können sich neben den regionalen Beratungsstellen auch telefonisch an das Hilfetelefon, eine bundesweite professionelle Beratungshotline, unter 08000 116 016 wenden. Die Hilferufnummern sind jederzeit erreichbar. Weitere Informationen gibt es zudem auf der Website des Rheinisch-Bergischen Kreises www.rbk-direkt.de unter dem Stichwort „Gleichstellung“.
Informationen zu den einzelnen Kunstprojekten an den Schulen
Integrierte Gesamtschule Paffrath
Giulia und Loreen aus der 10. Klasse stehen stellvertretend für das Projekt, das im Fach Erziehungswissenschaften gestaltet wurde. Der Hintergedanke war, dass jeder Mensch von Gewalt betroffen sein kann, unabhängig vom Geschlecht. Deshalb ist die Bank rosa und blau. Die schwarzen Hände sollen für Diversität stehen. Auch die Seite der Bank wurde gestaltet – mit Rosen. Rosen stehen für die Liebe, aber sie haben auch Dornen.
Albertus-Magnus-Gymnasium Bensberg
18 Schülerinnen und Schüler haben die Bank mit eigenen Worten beschrieben und mit mehreren kleinen Symbolen bemalt. Hintergrund bei der Gestaltung der Bank war, Aufmerksamkeit zu erlangen, insbesondere durch Aufklärungsarbeit. Zu sehen sind beispielsweise das Handzeichen für den stillen Alarm, das ist ein Hilfe-Handzeichen, mit dem sich Frauen bei häuslicher Gewalt bemerkbar machen können, oder das Handzeichen für Stopp. Das Projekt wurde stufenübergreifend von allen Interessierten durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler haben das Projekt dann persönlich in den Klassen vorgestellt und Fragen dazu beantwortet.
Otto-Hahn-Gymnasium Bensberg
Sarah, Katharin, Carlo, Antonia und Schülersprecherin Jule haben sich für eine schlichte Variante entschieden. Die Bank soll ein Platz zum Verweilen und Schmökern sein. Der Hintergedanke bei der Gestaltung ist, dass die Bank als Leseplatz genutzt wird und sich alle mit dem Thema „Keine Gewalt an Frauen“ auseinandersetzen, inspiriert durch feministische Literatur und Biographien berühmter Frauen. Die Lebensgeschichten wurden ausgedruckt und an die Bank angeheftet.
Realschule Herkenrath
Die Schülerinnen und Schüler gestalteten gleich drei Bänke, dekoriert mit orangenen Ballons und Plakaten. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters: Das Projekt „Orange Bank“ wurde stufen- und fächerübergreifend gestaltet. Sowohl die Schülerinnen und Schüler der Garten-AG, von Jahrgang 5 bis 7, als auch die der Jahrgangsstufe 10, in Kunst und praktischer Philosophie, gestalteten kreativ die Bänke und aufklärende Plakate. Die Jugendlichen aus der Klasse 10 versuchten durch einen Perspektivwechsel die Seite der Frau empathisch zu durchleben. Hier ergaben sich interessante Dialoge zwischen Mädchen und Jungen. Die Schulgemeinschaft der Realschule Herkenrath steht hinter dem Projekt und freut sich, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Rösrath
Die jungen Künstlerinnen und Künstler gestalteten gleich zwei Bänke im evangelischen Religionsunterricht. Im Mittelpunkt der ersten Bank ist der Umriss einer Frau zu erkennen. Die Kontinente der ganzen Welt füllen ihren Körper aus. Dies soll zeigen, dass das Thema Frauen und Mädchen weltweit betrifft. Die Frauengestalt ist von einer roten Aura umhüllt, die ein Zeichen für Willenskraft und Stärke ist. Diese soll Frauen helfen, die Gewalt erfahren mussten und damit leben müssen. Die Silhouette, die aufrecht auf der Bank sitzt, soll darauf hinweisen, dass jede dritte Frau auf der Welt sexualisierte Gewalt erfahren muss. Dadurch, dass sie – wie viele andere auch – auf der Bank sitzt, wird gezeigt, dass diese Mädchen und Frauen mitten unter uns leben. Sie sind nicht allein mit dem Thema und mit der Last. Auf der zweiten Bank haben 182 Menschen unterschrieben. Durch die Unterschrift wird ein interaktives Zeichen gesetzt. Die Schülervertretung hat sich in dem Projekt besonders aktiv eingebracht. Die Idee der Schülervertretung war es, eine Möglichkeit zu schaffen, bei der alle, die gegen Gewalt an Frauen und Mädchen sind, durch ihre Unterschrift ihre Unterstützung ausdrücken können. Die orangene Bankfarbe steht mit den schwarzen Unterschriften in Kontrast und betont die klare Unterstützung dieses Statements.
Albert-Einstein-Schule Rösrath
Die Message wurde hier ins Positive gedreht – statt das Wort „Gewalt“ zu verwenden, hat sich die junge Künstlerin Johanna für „Girlpower“ entschieden. Die Mosaik-Steine sind ein Wiedererkennungsmerkmal der Schule, in der Kunst AG wird häufig mit Mosaik gearbeitet. Insgesamt haben sechs Schülerinnen und Schüler des Kunst-Ateliers der Albert-Einstein-Schule an der Gestaltung mitgewirkt.
Gesamtschule Kürten
Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7a, 8c und 8e überlegten gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Annika Berghaus und Svenja Ischer, welche Wörter und Symbole sie mit dem Thema verbinden. Sie kamen dann auf Fäuste und auf Zusammenhalt: Alle können Opfer von Gewalt werden. Hierbei spielen Herkunft, soziale Schichten oder Bildungsstand keine Rolle. Auch Schulleiter Dr. Markus Hintze-Neumann unterstützt die Aktion.
Realschule Odenthal
Die Schülerinnen und Schüler machten sich Gedanken, wie sie eine Bank zum Thema Gewalt gegen Frauen gestalten können. Heraus kam ein sehr künstlerisches Ergebnis mit viele Frauengesichtern unterschiedlicher Herkunft. Hintergedanke bei der Gestaltung war, dass jede Frau betroffen sein kann, unabhängig von der Hautfarbe, dem Alter, der Herkunft, ob arm oder reich. Wichtig sei, dass betroffene Personen zusammenhalten und man sich bewusst machen, dass sie niemals allein sind. Die Bank wurde im Kunst-Kurs gestaltet.
Paul-Klee-Gymnasium Overath
Kornelia, Julius, Hedda und Hanna aus der 6d gestalteten eine Bank mit dem Schriftzug „Partnerschaft auf Augenhöhe“. Hier war der Hintergedanke, dass jegliche Partnerschaft auf Augenhöhe stattfinden muss – was ebenfalls wieder inhaltlich passend ist, denn im Schullogo findet sich auch ein offenes Auge wieder. Zudem symbolisieren die weit geöffneten Augen, dass man nicht wegschauen soll. Das Schulkürzel kommt auch vor: PKG – Partnerschaftlich – respeKtvoll – Gleichberechtigt. Die jungen Künstlerinnen und Künstler wurden von ihrer Lehrerin Britta von Krüchten unterstützt.
Unter folgendem Link können Fotos der einzelnen Schulen und Projekte heruntergeladen werden: https://we.tl/t-81Spz2GPjZ Bildquelle ist Joachim Rieger.
Beitragsfoto: Landrat Stephan Santelmann macht gemeinsam mit Anja Möldgen (2.v.l.), Süheyla Bas (r.) und Ann-Kristin Jäger (l.) aus der Gleichstellungsstelle des Kreises auf den Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam © Joachim Rieger
Hier die Bänke der verschiedenen Schulprojekte (Mit dem Klick auf ein Bild können Sie es vergrößert ansehen):