Den Beitrag von Georg Watzlawek übernehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach
Als zweite Kirche im ganzen Erzbistum ist die Herz-Jesu-Kirche in Schildgen mit einer Photovoltaik-Anlage bestückt worden. Die Gemeinde will damit einen „Leuchtturm“ setzen, für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung. Ausgerechnet auf der von Gottfried Böhm gebauten Kirche – und beweist so nebenbei, dass Solarstrom auch auf denkmalgeschützen Gebäuden möglich ist.
Leuchttürme sind gemeinhin weit sichtbar, doch den neuen Leuchtturm der Katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu in Schildgen zeichnet aus, dass er nicht sichtbar ist. Genau das war die Voraussetzung dafür, dass die Architektenfamilie Böhm und der Denkmalschutz die Zustimmung gaben, einen Teil des Dachs der geschützten Kirche mit Solarmodulen zu belegen.
Unsichtbar, aber dennoch soll dieses Projekt ausstrahlen: „Wir wollen als Kirche vor Ort zeigen, dass wir in Zeiten der spürbaren Klimaveränderung Verantwortung übernehmen und aktiv werden“, sagt Pfarrer Wilhelm Darscheid. Als engagierte Christen wolle die Gemeinde nicht in Hoffnungslosigkeit verfallen, sondern einen eigenen kleinen Beitrag leisten – „für das Klima, für die Gesellschaft und für unsere Nachkommen“.
Das Engagement für die Solaranlage kam tatsächlich aus dem ehrenamtlichen Gemeindevorstand, in Person von Achim Rieks und Rolf Büchel und einigen Mitstreitern, die bereits vor mehr als zwei Jahren erste Pläne schmiedeten.
Wohl wissend, dass die Herz-Jesu-Kirche, die von Gottfried Böhm entworfen und 1960 fertig gestellt worden war, eine besondere Kirche ist und unter Denkmalschutz steht. Was eigentlich lange Zeit als Ausschlusskriterium für Photovoltaik-Anlagen galt.
Die Schildgener fanden aber im Erzbistum Köln Unterstützung, im Fachbereich Schöpfungsverantwortung mit eigenen Umweltbeauftragten und Energie-Experten. Gemeinsam wurde ein Konzept entworfen und sowohl den Denkmalschutzbehörden als auch der Böhm-Familie vorgestellt.
„Absolutes Kriterium war, dass von unten nichts zu sehen ist“, berichtet Achim Rieks. Daher installierte das Projektteam ein paar Dummy-Panele auf dem Dach, machte Drohnenaufnahmen und überzeugte damit auch die Skeptiker. Das gelang auch deshalb relativ leicht, weil das Flachdach der Kirche von einer 50 cm hohen Brüstung umfasst ist – die Solaranlage kann man tatsächlich nur aus dem Flugzeug oder Fesselballon sehen.
Belegt worden ist nur ein Teil der Dachfläche, die nach Süden hin ausgerichtet ist und einen optimalen Ertrag liefert, berichtet Philipp Weingarten, der das Projekt für das Erzbistum begleitet. Auch für das Erzbistum sei die Herz Jesu Kirche, zusammen mit einer Kirche in Zülpich, ein echtes Pionierprojekt. Zwar seien schon einige Gebäude im Eigentum des Erzbistums mit PV belegt worden, aber keine weiteren Kirchen.
Großer Teil des Stroms wird abgegeben
Installiert worden sind 58 Module mit jeweils 410 Watt auf rund der Hälfte der 600 Quadratmeter Dachfläche, insgesamt kann eine maximale Leistung von 23,8 KWp produziert worden. Rund ein Viertel davon werden direkt in der Kirche und im Pfarrsaal verbraucht, der Rest ins Netz eingespeist.
Das insgesamt rund 50.000 Euro teure Projekt sei zwar wirtschaftlich kalkuliert und trage sich über 20 Jahre gerechnet selbst, sei ab nicht auf einen maximalen wirtschaftlichen Ertrag hin optimiert worden, erläutert Weingarten.
Es gehe der Gemeinde ja nicht um einen ökonomischen Vorteil, ergänzt Pfarrer Darscheid, sondern darum, einen möglichst großen Beitrag für Klimaschutz zu leisten und einen Impuls für die Nachahmung zu setzen. Daher habe man kein Problem damit, dass große Teil des Stroms gegen ein nur sehr geringes Entgelt in das allgemeine Netz fließt.
Die Kirche kann mit der Anlage rund die Hälfte ihres eigenen Strombedarfs decken und muss nur zukaufen, wenn die Sonne nicht scheint. Im nächsten Schritt wäre es möglich, die bislang mit Gas betriebene Heizung der Kirche auf eine elektrische Sitzbank-Heizung umzustellen, sagt Weingarten, das sei bislang aber noch nicht konkret angedacht.
Denkbar wäre es auch, künftig Wallboxen für Elektroautos auf dem Parkplatz der Kirche zu installieren, und so den Solarstrom an die Stadtgesellschaft abzugeben, sagt Rieks. Räumt aber auch ein, dass dafür einige schwierige (steuer-)rechtliche Fragen zu klären sind.
Beitragsfoto: Ein Teil der Böhm-Kirche in Schildgen ist mit einer Solaranlage bestückt worden. Foto: Kirchengemeinde Herz Jesu