Verkehrsverbund will Tarife um 9,4 Prozent erhöhen

Die Pressemitteilung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid

Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) hat in seiner gestrigen Sitzung einer Preisanpassung bei den VRR-Tickets um durchschnittlich 9,4 Prozent zum 1. Januar 2024 zugestimmt. Nachdem der VRR die Ticketpreise im Jahr 2023 deutlich unter der Inflationsrate erhöht hat, machen die hohen und stetig steigenden Betriebskosten bei den Verkehrsunternehmen eine Tarifanpassung notwendig. Die höhere Preise sind nötig, damit die Verkehrsunternehmen im Verbundraum ihr ÖPNV-Angebot aufrechterhalten können. Das DeutschlandTicket und somit Kundinnen, die das bundesweite Ticket nutzen oder dahin wechseln – bis zum Jahr 2024 werden dies rund 80 Prozent der Fahrgäste im VRR sein – betrifft die Preismaßnahme nicht.

„Die Tariferhöhung bewegt sich in einem für die künftige Finanzierung des öffentlichen Verkehrs durch die Kommunen zwingend notwendigen, aber längst nicht ausreichenden Rahmen. Sie ist alternativlos und soll die Verkehrsunternehmen zumindest zu einem Teil dabei unterstützen, ihr Verkehrsangebot zu sichern“, sagt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR.

Das aktuelle ÖPNV-Angebot kann selbst durch diese Tarifmaßnahme allerdings nur zum Teil finanziert werden. Die jetzt beschlossene Preismaßnahme ist der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Monate geschuldet. Denn die Verkehrsunternehmen bekommen, trotz der Hilfen von Bund und Land, nach wie vor die aktuell angespannte Preisentwicklung zu spüren. Neben den allgemein steigenden Kosten für Personal sind es die Kosten für Energie und die Kosten der Antriebswende, die es zu finanzieren gilt. Nach aktuellen Hochrechnungen ergibt sich für 2024 ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf für den Nahverkehr im VRR von circa 340 Millionen Euro pro Jahr. Auch für den finanziellen Schaden, der den Verkehrsunternehmen durch geringere Einnahmen seit Einführung des DeutschlandTickets entstanden ist, ist die Tariferhöhung nötig. „Wir hoffen, dass wir ab dem Jahr 2025 mit Bund und Land eine andere Systematik finden, mit der die Bestandsverkehre, der Angebotsausbau sowie das DeutschlandTicket finanziert werden und Preismaßnahmen dieser Art überflüssig machen. Auch die Preise für die Ticketprodukte des NRW-Tarifs erhöhen sich zu Jahresbeginn 2024 um 9 Prozent.

Gemeinsam mit den anderen NRW-Verbünden und -Tarifgemeinschaften und mit dem NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) hat der VRR eine DeutschlandTicket-Lösung für alle SozialTicket-Kund:innen und Wohngeldempfänger:innen in NRW erarbeitet. Ab dem 1. Dezember können Anspruchsberechtigte im VRR mit dem Ticket bundesweit im Nahverkehr unterwegs sein. Das Ticket wird 39 Euro Kosten und wird gemäß der bundesweiten Tarifbestimmungen als Abonnement ausgegeben. „Im VRR haben wir uns sehr frühzeitig und proaktiv dem Thema im Sinne der Kundinnen und Kunden angenommen und das VRR-SozialTicket seit August für verbundweite Fahrten geöffnet. Die landesweite Lösung ist der logische nächste Schritt“, sagt José Luis Castrillo.

Damit Schülerinnen und Schüler im VRR auch weiterhin den Nahverkehr für ihre Schulwege nutzen können und um den ÖPNV attraktiv zu halten, stellt der Verbund ihnen seit dem 1. August ein preislich reduziertes DeutschlandTicket zur Verfügung. Damit können sie in den meisten Städten im Verbundraum für 29 Euro pro Monat im Abo den Nahverkehr für ihren Weg zur Schule und darüber hinaus in ganz Deutschland nutzen. Nahezu alle kommunalen Schulträger haben sich in den zurückliegenden Wochen für die Umwandlung des SchokoTickets zu einem DeutschlandTicket Schule entschieden. Im VRR wird dieses Modell in Ergänzung zum bestehenden SchokoTicket als Übergangslösung angeboten. Zusammen mit den Kommunen, Landkreisen, den Tarifverantwortlichen in NRW sowie dem Land NRW soll bis zum Schuljahr 2024/2025 ein dauerhaftes Modell entwickelt werden. „Wir würden es im Sinne des Bürokratieabbaus und der Digitalisierung begrüßen, wenn das Land NRW perspektivisch die Regelungen zu den Schülerfahrkosten überarbeitet“, sagt José Luis Castrillo.

Für Studierende bleibt das NRW-Semesterticket mit landesweiter Gültigkeit vorerst erhalten. Zusätzlich können Studierende im VRR durch eine fakultative Zahlung eines Aufpreises in Höhe von 12,33 Euro eine Aufstockung zum DeutschlandTicket vornehmen. Auf Bundesebene wird das deutschlandweite Solidarmodell für eine Einführung ab 2024 weiter diskutiert.

„Aus unserer Sicht ist es zwingend notwendig, an diesem erfolgreichen Modell festzuhalten und auch auf Bundesebene ein überarbeitetes Solidarmodell umzusetzen, sodass den Studierenden im Verbundraum ein günstigeres Semesterticket angeboten werden kann, mit dem sie dann deutschlandweit unterwegs sein können. Wir brauchen jetzt kurzfristig eine Einigung von Bund und Land zu den Rand- und Rahmenbedingungen. Dann setzen wir zusammen mit den Verkehrsunternehmen das DeutschlandTicket im Solidaransatz schnellstmöglich für die Studierendenschaften um“, sagt Castrillo. „Sollte es keine Einigung von Bund und Ländern zur Finanzierung eines bundesweiten Semestertickets geben, setzen wir uns dafür ein, dass es für die 280.000 Studierenden im VRR weiterhin ein attraktives Angebot gibt.“

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