Heißer Disput von Eltern und Politik um die neue Gesamtschule
Die Vorsitzende der Schulpflegschaft der neuen Gesamtschule in Wermelskirchen, Katrin Thulke, hatte gestern einen Offenen Brief an den SPD-Fraktionsvorsitzenden, Jochen Bilstein, geschrieben, der zugleich Vorsitzender des Schulausschusses der Stadt ist. Die Schulpolitik in Wermelskirchen zerstöre das Vertrauen der Eltern heißt es dort. Und an die Politiker in Wermelskirchen gehe die Frage: “Auf was warten unsere Politiker? Wollen sie die Schule erst kleinhalten, dann zuschauen, wie in den nächsten Jahren wieder Kinder abwandern (müssen) und Familien wieder einem enormen Druck und Stress ausgesetzt werden?”
Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat, Jochen Bilstein, antwortet auf diesen Offenen Brief der Schulpflegschaftsvorsitzenden der Gesamtschule.
Guten Tag Frau Thulke,
ich habe Ihren offenen Brief erhalten. Natürlich ist es die ureigene Entscheidung der Schulpflegschaft, sich für eine Kommunikationsform zu entscheiden, ich hätte es allerdings für sinnvoller gehalten, zuerst das gemeinsame Gespräch zu suchen, dem ich mich gewiss nicht verweigert hätte. Dann hätten vielleicht Behauptungen und Vorwürfe Ihrerseits vermieden oder relativiert werden können.
Der Vorwurf in dem Brief, „Schulpolitik in Wk zerstört das Vertrauen der Eltern“, ist für mich, der ich seit 2 Jahren für eine Gesamtschule gekämpft habe und weiter kämpfe, böse und unfair. Ihre Behauptung, wir hätten unsere Versprechungen gebrochen, die wir in den Elternabenden im Vorfeld der Schulgründung gemacht hätten, ist unwahr. Wir haben Ihnen, Ihren Kindern und der Schule unsere Unterstützung zugesagt und haben dieses Versprechen auch gehalten. Sonst gäbe es keine Schulpflegschaft der Gesamtschule.
Ein Versprechen können wir allerdings gegenwärtig nicht einhalten: Dass alle Kinder angenommen werden können, wenn die neue Schule weiterhin so einen hohen Zuspruch erhält. Der Grund dafür ist nicht, dass wir, wie sie schreiben, die Schule klein halten wollen. Der Grund ist: Das Gelände, das für die Gesamtschule zur Verfügung steht, reicht definitiv nicht aus für die Schülerzahlen einer sechszügigen Gesamtschule. Ich gehe davon aus, dass Ihnen das auch die Verwaltung noch einmal deutlich machen wird. Und wenn die Fläche für sechs Züge nicht ausreicht, kann man logischerweise auch kein Raumprogramm für sechs Züge erfüllen. Und in diesem Fall wird auch die Bezirksregierung keine Genehmigung erteilen. Dass wir es „in der Sitzung augenscheinlich locker“ hingenommen haben, dass Familien zukünftig vielleicht eine Absage bekommen, ist eine ungehörige Unterstellung, die mir nur wieder einmal zeigt, wie wenig sachorientiert und stattdessen persönlich diffamierend es bei aller Betroffenheit in der Öffentlichkeit bei Auseinandersetzungen zugeht.
Feststeht, dass wir im Interesse der Schülerinnen und Schüler wie des Lehrerkollegiums einen zügigen Aus- und Umbau der Räumlichkeiten brauchen. Den kann die Verwaltung aber nur sicherstellen, wenn am kommenden Montag eine Entscheidung für eine Zügigkeit getroffen wird. Und die kann, wenn man nicht mit Grundstücken, die einem nicht gehören, und nicht ausgegorenen Oberstufenmodellen argumentiert, nur in einer Fünfzügigkeit bestehen. Sie und Ihre Mitstreiter wären mit Sicherheit die ersten, die einen offenen Brief schreiben würden, wenn eine Planung für eine Sechszügigkeit erfolglos sein würde, was sie nach dem, was wir wissen, auch wäre und damit entscheidende Monate für eine realistische Planung und Bauausführung vertan worden wären.
Ein Letztes: Es trifft meiner Ansicht nach nicht zu, was der Dezernent Herrn Görnert in der Schulausschusssitzung gesagt hat, dass die Zügigkeit für lange Zeit festgeschrieben ist. Wenn es der Verwaltung gelingt, Grundstücke im Umfeld der Schule zu erwerben oder wenn es ein tragfähiges Modell für ein Oberstufenzentrum gibt und wenn der Bedarf an einer Sechszügigkeit besteht, dann kann über eine Erweiterung der Gesamtschule gesprochen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Bilstein
Hallo Jochen Bilstein,
hier werden doch einige Dinge durcheinander geworfen. Fakt ist, vor den Sommerferien hast Du und die SPD noch die Notwendigkeit einer sechzügigen Gesamtschule gesehen und auch dazu einen schlecht plazierten “Antrag” im Schulausschuss eingebracht. 3 Monate später hast Du “noch einmal nachgedacht” und deine Meinung aufgrund der Platzverhältnisse geändert. Das hat aber nichts mit den Schülerzahlen zu tun! Die sind immer noch so wie vor den Sommerferien.
Deshalb ist ja auch ein möglicher 2. (städtischer) Standort ins Spiel gebracht worden, der von der Verwaltung geprüft werden soll. Und das habt ihr abgelehnt. Mindestens ein städtisches Grundstück fällt mir sofort ein, das alte Gelände der Realschule. Das gilt aber nur für den Fall, falls am jetztigen Standort eine Sechszügigkeit nicht möglich ist.
Ich glaube Herrn Görnert (und Herr Pohl hat eine ähnliche Aussage im Schulausschuss vor den Sommerferien getätigt) schon und ich bin mir sicher, dass die Verwaltung Planungssicherheit braucht. Deshalb sollten wir uns jetzt für eine zukunftsweisende Schulgröße entscheiden, den Eltern ebenfalls Planungssicherheit geben und unserer Verantwortung gegenüber den Kindern gerecht werden.