SPD-Fraktion möchte Erklärung der Verwaltung
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Wermelskirchen, Jochen Bilstein, nimmt in einem Schreiben an die Bürgermeisterin, Marion Lück, das auch der Presse zugeleitet worden ist, Stellung zur Debatte um die Zügigkeit der neuen Gesamtschule. Das kann bereits als erstes Ergebnis der öffentlichen Debatte und der in Gang gesetzten Petition zur Errichtung der Sechszügigkeit, also von maximal sechs Parallelklassen, angesehen werden.
Guten Tag Frau Lück,
die Diskussion um die Zügigkeit der Gesamtschule nimmt leider öffentlich Fahrt auf und droht schon kurz nach dem Start, ihre Entwicklung zu beeinträchtigen. Damit bekommt die von den Befürwortern einer Fünfzügigkeit vorgebrachte Begründung eine wesentliche Bedeutung. Der Rat hat in seiner Mehrheit eine vierzügige Gesamtschule mit einem Raumprogramm ggf. auch für eine Fünfzügigkeit beschlossen, die wegen der hohen Anmeldezahlen von der Bezirksregierung ausnahmsweise für eine Sechszügigkeit für einen Jahrgang genehmigt wurde. Die Fünfzügigkeit wurde im Schulausschuss von den Vertretern von SPD, CDU, BüFo und WNK mit dem für diese entscheidenden Argument begründet, dass eine sechszügige Gesamtschule auf dem derzeit zur Verfügung stehenden Gelände nicht umsetzbar ist.
Die Verwaltung hat zwar einen Beschlussvorschlag für eine Fünfzügigkeit vorgelegt, sich aber nicht hinreichend deutlich dazu geäußert, dass eine Sechszügigkeit auf der derzeitigen Fläche definitiv nicht möglich ist und man nicht mit Erweiterungsgrundstücken planen kann, die nicht bereits im Eigentum der Stadt sind. Ein Antrag an die Bezirksregierung wäre auch erfolglos, weil das erforderliche Raumprogramm für 6 Züge nicht vorgelegt werden könnte.
Ich erwarte daher von der Verwaltung spätestens in der Ratssitzung am kommenden Montag dazu eine eindeutige Aussage. Auch sollte die Verwaltung deutlich machen, dass eine dringend notwendige zeitnahe Planung der notwendigen Um- und Ausbaumaßnahmen ohne eine klare Aussage zur Zügigkeit nicht möglich ist und der daraus entstehende Zeitverzug schwere Nachteile für die aufwachsende Schule haben würde.
Die Aussage des Dezernenten in der Schulausschusssitzung, dass mit dem Beschluss einer Fünfzügigkeit die Weichen für das kommende Jahrzehnt gestellt seien, ist für mich nicht zutreffend. Sollten in den kommenden Jahren das bestehende Gelände der Gesamtschule oder eine wie auch immer gelagerte Auslagerung der Oberstufe an anderer Stelle im Stadtgebiet sinnvoll und möglich sein, wäre auch eine Erweiterung der Gesamtschule auf eine Sechszügigkeit umsetzbar, wenn der entsprechende Bedarf besteht.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Bilstein
Ich finde es erstaunlich, dass der Vorsitzende des Schulausschusses sich darüber mokiert, dass die Eltern der Grundschulkinder sich über die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder Sorgen machen und auch gehört werden wollen. Viel mehr sollte sich die SPD und die CDU darüber Gedanken machen, warum der auch von Ihnen abgenickte Schulentwicklungsplan nicht als valide Grundlage herangezogen wird. Da steht auf Seite 64 liebe CDU: “Nachdem die Schüler in
den Grundschulen im Mittel eines Jahrgangs – in der Stadt Wermelskirchen
von 289 Kindern im Schuljahr 2015/
16 bis zum Schuljahr 2020/21 auf 296 Kinder gestiegen ist, wird sich diese jüngste Entwicklung in den näch-
sten Jahren stärker fortsetzen: Bis zu dem Schuljahr 2026/27 wird die mittlere
Jahrgangsbreite in den Grundschulen der Stadt Wermelskirchen insgesamt
auf 346 Kinder.” Wo sollen denn all diese schon geborenen Kinder hin? Und wohin sollen die Kinder, die am Gymnasium scheitern? Und ich dachte immer unsere Kinder sind unsere Zukunft in die wir investieren müssen. Waren aber wohl nur Sonntagsreden!
Vielleicht sollte die Stadt Wermelskirchen darüber sinnieren ob man am Standort der ehemaligen Realschule ein Oberstufenzentrum für Wermelskirchen errichtet. Wenn die Untersuchung einer möglichen 6-Zügigkeit der Gesamtschule die Oberstufe mit berücksichtigt sollte ohne diese eine 6-Zügige Gesamtschule möglich sein, sofern bei der Untersuchung von mindestens 2-3 Klassenzügen pro Oberstufe ausgegangen wurde. So ergeben sich bei einer 5 zügigen Gesamtschule 30 Klassen in der Unterstufe, bei 6-zügig demnach 36 Klassen. Rechnet man bei der 5-zügigen die 6 Oberstufenklassen hinzu kommt man ebenfalls auf 36 Klassen. Sollte sogar mit mehr als 6 Oberstufenklassen gerechnet worden sein, bleibt noch Platz übrig! Die Entscheidung dahin muss dennoch gefällt werden damit Planung und Umsetzung starten können! Eine Stadt sollte in der Lage sein der Bildungsverantwortung gerecht zu werden und das für alle Kinder, insbesondere unter Berücksichtigung der SCHULPFLICHT!
Eine solche Einlassung nennt der Volksmund Zurückrudern. Statt sich zum vermeintlich pflichtbewussten Erfüllungsgehilfen einer offenbar völlig überforderten Stadtspitze zu machen, hielt ich es für angebrachter, die dem Stadtrat Kraft Amtes verliehene Kontrollfunktion auszuüben. Die derzeitige Beschlusslage ist der Grundstein der Wand an die die nächste Schule gefahren werden wird. Dies begründet sich aus den erfolgten hohen Anmeldungen und dem vorliegenden Schulentwicklungsplan. Einlassungen im Schulauschuss, hier handele es sich um ein „Wolkenkuckucksheim“zeugen allenfalls von nicht vorhandenem Sachverstand. Es ist sicherzustellen, dass unsere Kinder und Enkelkinder auch in Wermelskirchen zur Schule gehen können.
Lieber Jochen Bilstein,
leider gehst Du mit keinem Wort auf ein gewichtiges Argument der Befürworter einer Sechszügigkeit ein. Es gibt ein zentrales Grundstück was durchaus für z.B. ein Oberstufenzentrum geeignet wäre UND sich im Besitz der Stadt befindet. Es gibt viele Argumente die für eine solche Lösung sprechen würde, u.a. wäre dort z.B. auch zusätzlich Platz für den Bau einer Sporthalle. Deine Aussage, Zitat: “dass eine Sechszügigkeit auf der derzeitigen Fläche definitiv nicht möglich ist und man nicht mit Erweiterungsgrundstücken planen kann, die nicht bereits im Eigentum der Stadt sind.” stimmt so einfach nicht. Wir sollten als Rat den Mut haben weiter zu denken um Eltern und Kindern eine wirklich sichere Zukunftsperspektive in der Gesamtschule bieten zu können.
Anscheinend haben die Verantwortlichen in der Stadt Wermelskirchen immer noch nicht erkannt, dass die Gesamtschule eine Wunschschule der Eltern ist. Das war schon der Fall, als auf Grund der geringen Anmeldezahlen bei der Hauptschule, der damalige Wunsch der Eltern nach einer Gesamtschule geblockt wurde und stattdessen die Sekundarschule (auch halbherzig) gegründet wurde. Eigentlich sollte man daraus gelernt haben und es jetzt besser machen. Oder gibt es nicht ausgesprochene Gründe, warum der Wunsch der Eltern nicht umgesetzt wird?