Wachrüttelmomente an der Wupper: Weltweit Forschende drängen auf mehr Öffentlichkeit beim Thema Umwelt­verschmutzung

Wie machen wir unseren Planeten zukunftsfähig? Was haben wir der fortschreitenden Umweltverschmutzung entgegenzusetzen, um Natur und menschliche Gesundheit zu schützen? Antworten auf diese großen Fragen der Gegenwart wurden im Rahmen der ICOBTE & ICHMET-Konferenz vom 6. bis 10. September an der Bergischen Universität Wuppertal diskutiert. Über 800 Teilnehmende aus allen Kontinenten, unter ihnen die renommiertesten Wissenschaftler:innen ihrer Forschungsgebiete, tauschten sich über neueste Erkenntnisse und Lösungen aus, mit denen sich der Zustand der Umwelt verbessern lässt.

Gut besuchte Vorträge, zahlreiche Projektpräsentationen und wertvolle Pausengespräche standen von Donnerstag bis Sonntag unter dem Motto: „Saubere Umwelt, menschliche Gesundheit. Unsere Zukunft.“ In ihnen spiegelte sich der aktuelle Stand der Forschung, der wissenschaftliche Austausch auf fachlich höchstem Niveau sowie die große Einigkeit über eine alternativlose Weichenstellung in der Umweltpolitik wider. „Nach den vier intensiven Tagen hier in Wuppertal muss nun absolut übergeordnetes Ziel bleiben, den Spirit aus der Fachwelt in den Alltag der Menschen zu transportieren und dadurch auch Druck auf die Entscheidungsprozesse der Politik zu entwickeln. Das sind wir den Menschen, der Umwelt und allen Lebewesen auf dieser Erde schuldig“, resümiert Organisator und Konferenzleiter Jörg Rinklebe. Der Professor für Boden- und Grundwassermanagement an der Bergischen Universität Wuppertal betonte bereits vor der Konferenz, dass Umweltverschmutzungen das größte Umweltproblem unserer Zeit seien, die auch den Klimawandel bedingten.

Schwermetalle und Spurenelemente im Fokus

Fachlich standen bei der Konferenz, die erstmals zwei international etablierte Tagungsformate miteinander verknüpfte (siehe Infobox I), Schwermetalle und Spurenelemente im Fokus; immer verbunden mit der Frage, woher sie kommen und wie sie sich auf unser Leben und unsere Gesundheit sowie auf alle Teile der Umwelt – wie Boden, Wasser, Pflanze, Luft – auswirken. Die besondere Stärke der Konferenz lag in der Vernetzung vieler verschiedener Fachgebiete. Sie hat einmal mehr verdeutlicht, dass Umweltschutz kein Einzelprojekt ist.

Hochaktuelle Themen wie Lithium und Seltene Erden wurden diskutiert: Elemente bzw. Rohstoffe, die auch für E-Autos, Solarzellen und alle elektronischen Geräte notwendig sind. Oft werden diese Rohstoffe dort gewonnen, wo es kein Mindestmaß an Umweltschutz und Arbeitssicherheit gibt. Auch die mangelnde Wiederverwertung oder oft unkontrollierte Entsorgung nach der Nutzung verursachen enorme Umweltprobleme. „Die Lösung kann nur eine globale Kreislaufwirtschaft hinsichtlich dieser und weiterer Rohstoffe sein, um eine globale soziale Gerechtigkeit und den Umweltschutz zu gewährleisten“, so Rinklebe.

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Ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie wichtig die Vernetzung bei diesem Thema ist: Wenn Schwermetalle als Industrieabfall in die Böden gelangen, von dort in die Pflanze, die auf ihnen wächst, und in den Körper des Menschen, dem diese Pflanze als Nahrungsmittel dient, braucht es das umfassende Wissen aus Biologie, Chemie, Toxikologie und Medizin, um die Prozesse dahinter und vor allem die Risiken für Mensch und Umwelt zu erforschen, zu bewerten sowie Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Darüber hinaus hatten sich die Organisator:innen auf die Fahnen geschrieben, eine Austauschplattform über konkrete Lösungsansätze zu bieten, entsprechend wurden auch umweltrelevante Technologieinnovationen vorgestellt, beispielsweise zur Sanierung verseuchter Böden.

Wissenschaft und Praxis

Für all das braucht es jedoch weit mehr als den fachlichen Austausch zwischen Spitzenforscher:innen – ihre Erkenntnisse müssen den Weg in die Anwendung finden. Umso optimistischer stimmte die Beteiligten, dass die Konferenz auch die Möglichkeit bot, sich mit Expertinnen aus der Praxis auszutauschen.

„Im Organisationskomitee sind wir uns einig: Hinter uns liegt eine sehr erfolgreiche Konferenz! Und auch das Feedback der Teilnehmenden ist außerordentlich positiv. Fünf Tage intensiver Austausch von Ideen und Wissen über die Umweltverschmutzung haben die Fortschritte in der Wissenschaft offengelegt, die es nun so aufzubereiten gilt, dass sie auch der Gesellschaft zu sichtbarem Fortschritt beim Thema Umweltverschmutzung verhelfen“, so Prof. Rinklebe nach der Abschlussveranstaltung.

Nach der Konferenz

Empfehlungen, Publikationen, Abschlussbericht – auf der Webseite https://icobte-ichmet-2023.com/ werden in den kommenden Wochen und Monaten Ergebnisse der Konferenz und relevante Informationen abgebildet.

Infobox I: Aus 2 mach 1 Ursprünglich sind die Konferenzen ICOBTE (International Conference on the Biogeochemistry of Trace Elements) und ICHMET (International Conference on Heavy Metals in the Environment) zwei eigenständige Formate mit jahrzehntelanger Tradition. Thematisch beschäftigt sich die ICOBTE mit den Auswirkungen von Spurenelementen und die ICHMET mit der Umweltverschmutzung durch Schwermetalle. Sie wurden in der Vergangenheit immer an unterschiedlichen Standorten der Welt abgehalten; in Wuppertal wurden sie nun erstmalig zusammengelegt, um den idealen Rahmen für den fachübergreifenden Austausch zu bieten. Das erfolgreiche Doppelformat wird fortgeführt: 2025 sind die Wissenschaftler*innen zu Gast in Seoul, Korea, und 2027 in Edmonton, Kanada.

Infobox II: In eigener Sache – Wuppertal beeindruckte Forschende aus aller Welt Viele der Teilnehmenden reisten bereits einige Tage vor der Konferenz an. So auch die Forschende Yoora Cho von der Korea University in der Millionenmetropole Seoul: „Wuppertal hat mich ziemlich überwältigt; meine Kolleginnen, Kollegen und ich haben uns hier besonders wohl gefühlt!“ Während man sich bei einer solchen Tagung normalerweise nur an bestimmten Orten bewege, seien sie diesmal in der gesamten Stadt und der Region unterwegs gewesen. Professor Yong Sik Ok, ebenfalls von der Korea University und außerplanmäßiger Professor im Lehr- und Forschungsgebiet von Prof. Rinklebe an der Bergischen Universität, kannte Wuppertal bereits von früheren Aufenthalten und schätzt die Stadt so sehr, dass er sie auch schon seiner Familie gezeigt hat. Wuppertal, so die Rückmeldungen, hat die Teilnehmenden als Austragungsort überzeugt und steht nun in einer Liste gemeinsam mit Millionenstädten wie Orlando, Paris, Peking, Florenz und Rio de Janeiro, in denen die Konferenzen in ihrer Vergangenheit schon stattgefunden haben.

Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt tauschten sich im Rahmen der Konferenz ICOBTE-ICHMET 2023 zu den großen Fragen des Umweltschutzes aus. // Foto Fotostudio Shooting Star

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