VON HORST-WALTER SCHENK
Horst Walter Schenk war einst Stadtverordneter der FDP, hat später die Fraktion verlassen und ist heute nicht mehr Mitglied der Partei. Schenk ist mit den kommunalpolitischen Angelegenheiten nach wie vor sehr vertraut.
Verschleiß von Fachkräften – Wermelskirchen und der FC Bayern spielen in ihrer eigenen Liga
Beim FC Bayern ging es in den letzten Monaten hoch her. Nach außen rettete die Last-Minute-Meisterschaft den gewohnten Glanz, doch im Innern brodelt(e) es heftig. Stars suchten ihr Heil in der Flucht. Und auch Mitarbeiter, die lange Jahre Garanten des Erfolgs waren, zweifelten plötzlich am „Mia san mia“-Gefühl.
In der Kleinstadt mit Herz „Wermelskirchen“ spielen wir gerne – genau wie der FC Bayern – die Gefühlskarte aus. Mia san mia – im bergischen Dialekt klingt das anders, aber im Herzen tragen wir die gleiche Überzeugung. Wir verstehen uns. Wir mögen uns. Wir helfen uns. Wir feiern zusammen und wir feiern uns.
Im Bürgermeisterwahlkampf war es das Motto einer Kandidatin: I Love WK. Wie gut wir „in Gefühlen“ sind, zeigte zuletzt das Stadtfest. Schlechte Vorbereitung, aber dann kam die Hilfe von WIW und vielen ehrenamtlichen Bürgern. Ergebnis: Begeisterung, Euphorie und Glücksgefühle. Das Paradies und jeder Ponyhof werden sich an der guten Laune messen lassen müssen.
Aber die Realität ist ein hartnäckiger Zeitgenosse. Schon wenige Tage nach dem schönen Event sind wir wieder dort, wo wir zuletzt oft waren: im Tal der Tränen.
Die Frage drängt sich auf: Ist gute Laune beim Stadtfest wirklich ein Indikator für das Glück und die Zufriedenheit der Bürger. Vieles spricht dafür, dass das Fest genutzt wurde, um die Probleme der Stadt – zumindest für einen Tag – vergessen zu können. Aber das nette Lächeln der Bürgermeisterin und ihr hübsches Kostüm können die Probleme, die es seit ihrem Amtsantritt gibt, nicht verbergen.
Als Rainer Bleek ungewollt seinen Hut nehmen musste, prägte ein nach außen unauffälliges Miteinander die Arbeit der Stadtverwaltung. Bleek hatte in seinen Jahren den Nutzen der Verwaltungsexperten erkannt und akzeptiert. Er repräsentierte fortan die Stadt. Die wichtigen Verwaltungsentscheidungen überließ er den Profis und ihrem Knowhow.
Marion Lück hat mit dieser Regierungsform komplett gebrochen. Die neue Bürgermeisterin liebt es, auch in Verwaltungs- und Personalfragen Ansagen zu machen; das letzte Wort zu haben. Kontinuität und Teamgeist kennen wir allenfalls noch im rudimentären Sprachgebrauch.
Von außen betrachtet ist es ein großer Scherbenhaufen, dem die Bürgermeisterin in der Halbzeit ihrer Amtsperiode vorsteht. Beim FC Bayern gab es angesichts ungenügender Leadership-Leistungen des Vorstandschefs lautes öffentliches Geraune. In Wermelskirchen ist das anders. Die Bürgermeisterin wird immer noch von einzelnen Stadträten protegiert.
In Wermelskirchen müssen Mitarbeiter der Stadtverwaltung (in Führungspositionen) die Suppe auslöffeln. Einzelne erkranken, fallen über Monate aus, und wenn Sie zurückkommen, müssen sie nicht hoffen oder erwarten, dass man sie mit Begeisterung willkommen heißt. Im Gegenteil, es ist ungewiss, ob sie Gnade finden und ihre ursprünglichen Verantwortungsbereiche wieder anvertraut bekommen.
Neu ist auch der Verschleiß, den wir an Technischen Beigeordneten haben. Innerhalb eines Jahres mussten wir den Technischen Beigeordneten Thomas Marner und nun – darüber informiert eine Pressemitteilung der Stadt – auch den Ersatzmann, den Technischen Beigeordneten Christian Pohl ziehen lassen.
Was sagt es über das Betriebsklima in einer Stadtverwaltung aus, wenn der Beigeordnete, der erst im Februar 2023 sein Amt antrat, wenige „Wochen“ später aufgibt. Beim städtebaulichen Vertrag mit den Rhombus-Eigentümern von der Bürgermeisterin noch hofiert und zum Beurkundungstermin mitgenommen, hatte er für sich die Zelte in Wermelskirchen innerlich schon längst abgebrochen.
Als wäre dies nicht genug, verstärken andere Ereignisse der letzten beiden Jahre das große Fragezeichen, welches viele Bürger hinter die Führungsqualitäten der Bürgermeisterin setzen.
Eine Gleichstellungsbeauftragte, die von Marion Lück angestellt wurde, brauchte nur ca. drei Monate, um zu erkennen, dass sie unter dieser Vorgesetzten nicht arbeiten kann. Kurzfristig nahm sie beruflich Reißaus.
Traurig ist auch die Geschichte einer Amtsleiterin, die in ihrem souveränen und aufopfernden Dienst für die Stadt in vielen Jahren ihrer Anstellung Gutes bewirkte, und jetzt nach mehr als 30 Jahren Dienstzeit der Stadt den Rücken kehrt (kehren muss). Freiwillig? Sicher nicht!
Vielleicht ist alles nur ein großer Zufall. Die Ausfälle, Erkrankungen, Kündigungen und fluchtartigen Abschiede von Führungskräften der Verwaltung, den Garanten unseres städtischen Erfolges, könnten nur Teil einer unglücklichen Verkettung von Umständen sein. Vielleicht ist es ein schlechtes Karma. Vielleicht verschließen wir aber auch nur zu gern die Augen vor den offensichtlichen Fakten, und freuen uns auf das nächste Stadtfest mit einer wieder mal smart lächelnden Bürgermeisterin.
Fast nicht vorstellbar, dass wir uns alle blind unserem Schicksal ergeben. Oder etwa doch? I love WK.
Ach ja: Bei Bayern München mußten der Vorstandschef und der Sportdirektor nach der Deutschen Meisterschaft gehen.
Ich gehöre zu der Fraktion “Mia san Mia”, der Bericht spiegelt die Situation sehr gut.
Führung ist das a und o.
Mia san Mia… nur der FCB… die haben es vorgemacht…. jetzt läuft es wieder.
echt gut geschrieben … und leider wahr.
Ich hoffe doch das die betroffene Person das zur Kenntnis nimmt.
Liebe Leser,
die Liste mit Beispielen von langjährigen Mitarbeitern, die es in der aktuellen Situation nicht mehr ausgehalten haben, könnte ich spontan noch verlängern….traurig aber wahr….
Leider wird das aber in der Öffentlichkeit praktisch nicht wahrgenommen.
Nach meinem Eindruck wird dieses Thema auch im Stadtrat nicht ausreichend diskutiert. Ich selbst bin auch Führungskraft und lasse mich unter anderem an der Fluktuationsrate meiner direkten Mitarbeiter messen. Das ist ein sehr wichtige und anerkannte Kenngröße was die Führungskompetenz betrifft.
Warum lassen die Fraktionen (und Bürger) es der Bürgermeisterin durchgehen, dass unsere Stadt in diesem Punkt so schwach abschneidet?
P.S.
Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich den FCB mal als positives Lehrbeispiel nennen würde. Hier ist es aber der Fall
Es könnte sein dass wir einen schwachen Stadtrat haben bzw. die Politik einiges deckelt.
Vielleicht ist es auch so dass die neue Führung eine höhere Messlatte zu Grunde legt und die Mitarbeiter der Verwaltung den alten Arbeitseinsatz im Gedächtnis haben.
Keine Ahnung was da los ist bzw schief läuft.
Im Interesse der Bürger ist das nicht… und wie reagieren unsere örtliche Medien?
Der Rat ist nicht schwach, sondern muss sich an die Geschäftsordnung halten. Personalpolitik und damit Führungsverantwortung für die Angestellten der Verwaltung obliegt der Bürgermeisterin und NICHT dem Rat. Diese Verantwortung ist in der Gemeindeordnung NRW § 62 GO, 74GO u.a. geregelt. Ausnahmen sind Wahlbeamte und unter bestimmten Voraussetzungen auch wenige Führungspositionen bei der der Rat mitbestimmt. Ohne eindeutige Fakten über z.B. Dienstverletzungen oder Handlungen, die zum Schaden der Stadt Wermelskirchen sind, kann der Rat nicht zu internen Personalangelegenheiten Stellung nehmen. Werden allerdings schwerwiegende Vorwürfe faktisch klar dargestellt, würde sich sicherlich auch die Politik einmischen.