Zahl der psychosomatischen Störungen steigt

Die Pressemitteilung des Sana-Klinikums Remscheid entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid

Eigentlich sollten jedes Kind und jeder Jugendliche glücklich und unbelastet aufwachsen. Doch die Realität sieht leider anders aus. Wie das Sana-Klinikum in Remscheid beobachtet, nehmen psychosomatische Störungen im Kindes- und Jugendalter zu. Vor acht Jahren wurde die Psychosomatik als ein Schwerpunkt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Remscheider Sana-Klinikum gegründet und etabliert. „Damals fiel auf, dass diese Altersgruppen immer häufiger mit Symptomen wie Bauch- oder Kopfschmerzen und sogar mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme gefahren wurden, ohne dass man in der Folge dafür körperliche Ursachen feststellen konnte“, erinnert sich Psychotherapeutin Tanja Witte-Sieker, die den Bereich aufgebaut hat und leitet. Tatsächlich habe den jungen Patientinnen und Patienten „die Seele zu schaffen gemacht“.

Psychosomatische Erkrankungen lösen körperliche Beschwerden aus, die sich – anders als vielfach vermutet – die Betroffenen nicht einbilden. Ursächlich dafür sind unter anderem seelische Faktoren, psychische Probleme oder anhaltender Stress. Es liegt auf der Hand, dass hier häufig Ursachenforschung, eine umfangreiche Diagnostik und dann eine fortgesetzte Therapie stattfinden muss, um den jungen Menschen nachhaltig und dauerhaft zu helfen. „Ziel ist, dass die Patientinnen und Patienten sich selbst besser annehmen, sie ihre Potenziale ausleben und mit ihren Problemen besser umgehen können. Damit sie gestärkt in den Alltag zurückkehren können“, erläutert Dr. Ansgar Thimm, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Remscheider Sana-Klinikum.

Wichtig ist die Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter aber auch für diejenigen, die unter einer chronischen Erkrankung wie zum Beispiel Diabetes, Herzkrankheiten, Autoimmunerkrankungen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden. Diese Krankheiten verlangen den Betroffenen einiges ab, mit dem Altersgenossen in der Regel nicht konfrontiert werden. Ein Jugendlicher mit Diabetes zum Beispiel muss seinen Blutzucker mehrfach täglich kontrollieren, teilweise auch selbst Insulin spritzen und sich regelmäßig auch zur ärztlichen Untersuchung vorstellen. Gerade im Jugendalter ist es schwer, dafür die notwendige Disziplin aufzubringen und auch das Selbstwertgefühl kann leiden, wissen die Psychotherapeutin und der Mediziner. „Und dann beginnt der Kreislauf genau wie oft bei übergewichtigen jungen Menschen. Ich bin traurig, weil ich zu dick bin, zur Bewältigung esse ich noch mehr. Und schon sind die Patienten in einer Schleife, aus der sie alleine nicht mehr herausfinden“, erklärt Dr. Thimm.

Die Behandlung bei psychosomatischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter erfolgt im Sana-Klinikum Remscheid stationär, das Wochenende verbringen die Patienten allerdings in ihren Familien oder dort, wo sie gemeinhin leben. „Dieser Ablauf gehört zu unserem Konzept. Denn was nützt es, wenn sich in der Klinik eine Besserung einstellt, es im häuslichen Umfeld aber nicht klappt?“, so Tanja Witte-Sieker. Schnittstellen und Zusammenarbeit gibt es auch mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Remscheider Sana-Klinikum. Sollte eine Behandlung – etwa wegen einer schweren depressiven Störung – dort erforderlich sein, sind die Wege kurz. „Wir als Kinderärzte haben allerdings gemerkt, dass in den Fällen psychosomatischer Erkrankungen die Hemmschwelle, Hilfe aufzusuchen, deutlich geringer ist, wenn man in der Klinik für Kinder und Jugendliche einen Anlaufpunkt hat. Das macht es vielen Familien leichter“, weiß Chefarzt Thimm. Bei der Therapie setzt das multiprofessionelle Team nicht in erster Linie auf Medikamente, sondern auf zielgerichtete Therapie. Dazu gehören klassische psychotherapeutische Einzelgespräche genauso wie Kunst- oder Bewegungstherapie. Die Bereichsleiterin freut sich, dass das Spektrum mit einer erfahrenen Musiktherapeutin nun noch einmal erweitert wird.

Dass der Bedarf steigt, liegt auch an den Nachwirkungen von Corona mit monatelangen Schulschließungen, dem Umgang mit Social Media und weitere gesellschaftliche Entwicklungen. So gibt es Wartelisten, wobei aber immer individuell geschaut wird, wo Diagnostik- und Behandlung besonders dringend erscheinen. „Die Psychosomatik ist eine Spezialisierung unserer Klinik für Kinder- und Jugendliche, die vielen jungen Patientinnen und Patienten geholfen hat, ihren Weg in ein zufriedenes und erfülltes Leben zurückzufinden. Davon profitieren die jungen Menschen selbst, aber ganz sicher auch ihre Familien“, sagt Svenja Ehlers, Geschäftsführerin des Remscheider Sana-Klinikums.

Der größte Teil der Patientinnen und Patienten der Psychosomatik in der Klinik für Kinder und Jugendliche ist im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Doch auch jüngere Patientinnen und Patienten können hier Hilfe finden. Zum interdisziplinären Team gehören auch examinierte Pflegekräfte. Wer sich für diesen Bereich der Kinder- und Jugendmedizin interessiert, kann gerne unter Telefon RS 135469 oder per Mail an Tanja.Witte-Sieker@Sana.de” Kontakt zum Sana-Klinikum aufnehmen.

Beitragsfoto: Im Gespräch mit einer Patientin – Chefarzt Dr. med. Ansgar Thimm und Tanja Witte-Sieker, Therapeutische Leitung. Foto: Sana-Klinikum Remscheid

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