Seit dem 27.07.2023 sind sechs Linienbusse der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) und der wupsi GmbH hauptsächlich im Bereich Bergisch Gladbach mit einer Heckbeklebung unterwegs, die auf den Mindest-Seitenabstand beim Überholen von Radfahrenden hinweist. Vielen Verkehrsteilnehmern ist oft nicht bewusst, dass das Überholen von Radfahrenden mit einem Sicherheitsabstand von 1,5 Metern innerorts kein reines Entgegenkommen gegenüber den Radfahrenden ist, sondern in § 5, Abs. 4 der Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt ist. Außerorts beträgt der erforderliche Sicherheitsabstand sogar 2 Meter. Zu Rad fahrenden Kindern muss generell ein Abstand von 2 Metern eingehalten werden.
Sicherheits-Seitenabstand immer einhalten
Diese Abstände sind immer einzuhalten. Ist zu wenig Platz vorhanden, muss der Autofahrer so lange hinter dem Fahrrad bleiben, bis ein sicherer Überholvorgang gewährleistet ist. Dabei sind auch eventuell entgegen kommende Radfahrende zu beachten. Sind Radfahrende auf einem Schutzstreifen oder Radweg unterwegs, so gilt nicht die Markierung auf der Fahrbahn als Begrenzung, sondern ebenfalls ein Abstand von 1,5 Metern ab Lenkerende.
Gemeinsame Aktion für mehr Sicherheit
Mit einer gemeinsamen Aktion machen die Stadtverkehrsgesellschaft Bergisch Gladbach, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club RheinBerg-Oberberg (ADFC), die Regionalverkehr Köln (RVK) und die wupsi auf den neu geregelten Mindestabstand von 1,5 Meter innerorts zwischen Kraftfahrzeugen und Fahrrädern jetzt aufmerksam. Die auffällige, großflächige Werbung auf den Bushecks erreicht täglich viele Verkehrsteilnehmer entlang der Strecken, die die Busse zurücklegen, schwerpunktmäßig jedoch Kraftfahrer. Sie zeigt eine Radfahrerin mit einem Kind im Fahrradsitz, die von einem Auto überholt wird. Zwischen ihnen wird deutlich ein Abstand von 1,5 Meter gezeigt. Klar erkennbar ist, dass der Mindestabstand zwischen Lenkerende des Fahrrades und Außenspiegel des Autos, d. h. den äußersten Punkten der beiden Fahrzeuge gemessen, wird.

Über dem Motiv wird auch in Textform auf den vorgeschriebenen Mindestabstand hingewiesen.
Weniger Unfälle durch Prävention
2022 gab es laut statistischem Bundesamt in Deutschland 97.664 registrierte Fahrradunfälle. Damit steigerte sich die Anzahl im Vergleich zu 2021 um 16 Prozent. Die gemeinsame Aktion soll für mehr Achtung aufeinander im Straßenverkehr beitragen und fügt sich in die regelmäßigen Verkehrssicherheitsaktionen der Stadtverkehrsgesellschaft mit den ansässigen Verkehrsunternehmen.
Willi Schmitz, Geschäftsführer der Stadtverkehrsgesellschaft Bergisch Gladbach mbH: „Prävention statt Reaktion! So lautet seit 5 Jahren unser Motto für Verkehrssicherheit in Bergisch Gladbach. Die jüngst veröffentlichten Unfallzahlen für 2022 zeigen zum Beispiel bei Radfahrenden einen Anstieg um 16 % gegenüber dem Vorjahr. Viele dieser Unfälle sind auch darauf zurückzuführen, dass Autofahrende oftmals beim Überholen von Radfahrenden einen zu geringen Abstand einhalten und könnten vermieden werden, wenn sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Regeln der Straßenverkehrsordnung halten würden. Mit unserer Aktion auf den Hecks der Busse von wupsi und RVK möchten wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, das Miteinander im Straßenverkehr wieder mehr ins Bewusstsein aller zu rufen.“
Bernhard Werheid, Vorstand des ADFC RheinBerg-Oberberg: „Fahrradunfälle sind ein wichtiges Thema für die Verkehrssicherheit, und es ist entscheidend, dass alle Verkehrsteilnehmer die geltenden Vorschriften beachten, um solche Unfälle zu vermeiden. Das Einhalten angemessener Seitenabstände beim Überholen von Radfahrern ist eine Maßnahme, die dazu beitragen kann, das Risiko von Unfällen zu reduzieren“. Sabine Krämer-Kox, ebenfalls ADFC RheinBerg-Oberberg, verdeutlicht, dass Radfahrende viel weniger Platz im öffentlichen Raum einnehmen und ihnen oftmals von Kraftfahrern nicht einmal die Sicherheitsabstände von 1,5 bzw. 2 Metern zugestanden werden. „Um ein paar Sekunden einzusparen, nehmen Autofahrer oftmals riskante Überholmanöver in Kauf, weiß Krämer-Kox aus eigener Erfahrung. Durch zu geringe Abstände beim Überholvorgang fühlen sich vor allem ältere Radfahrende verunsichert und trauen sich deshalb nicht, in der Stadt Rad zu fahren, sagt sie. Dabei sei es gerade Ziel der Mobilitätswende, Strecken von weniger als 5 Kilometern vom Auto auf das Fahrrad zu verlagern.
Ein Zeichen setzen für die Mobilitätswende

Dr. Marcel Frank, Geschäftsführer Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) schildert die Situation folgendermaßen: „Für uns als umweltbewusstes Unternehmen ist es schön zu sehen, dass statistisch immer mehr Menschen auch ein Rad nutzen.“ Gerade deshalb sei es wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Acht geben und Sicherheit an erster Stelle steht. „Wir mussten nicht lange zögern, als es darum ging, auch auf unseren Bussen ein Zeichen für mehr Abstand zu setzen.“
Marc Kretkowski, Geschäftsführer der wupsi GmbH: „Um die Mobilitätswende zu erreichen, müssen die Menschen vom motorisierten Individualverkehr auf andere Mobilitätsangebote wechseln, das Rad spielt hierbei eine sehr wichtige Rolle. Dies kann aber nur funktionieren, wenn sich alle Verkehrsteilnehmen sicher fühlen. Darauf wollen wir mit unserer gemeinsamen Aktion aufmerksam machen.“
Die Fahrradinfrastruktur zu verbessern, ist ein langwieriger Prozess, Rücksichtnahme für ein sicheres Miteinander dagegen ist sofort umsetzbar.
Beitragsfoto: Lothar Wirths (ADFC), Dr. Marcel Frank (RVK), Sabine Krämer-Kox (ADFC), Marc Kretkowski (wupsi), Bernhard Werheid (ADFC), Willi Schmitz (SVB) © ADFC Rheinberg