Nur noch 28 Azubis in Bäckereien und Filialen

NGG warnt vor „Azubi-Vakuum“ in Bäckereien – „Keine Wette auf die Sonntagsbrötchen 2030“ 

Rheinisch-Bergischer Kreis: Nachwuchs ins „Frühaufsteher-Handwerk“ holen | Bessere Azubi-Vergütung gefordert

Brot, Brötchen, Butterkuchen – die Bäckereien im Rheinisch-Bergischen Kreis haben viele Rezepte, um gut zu backen. „Aber vielen fehlt der Nachwuchs“, sagt Helge Adolphs von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Er warnt vor einem „Azubi-Vakuum“. Verantwortlich dafür seien vor allem die Ausbildungsbedingungen im Bäckerhandwerk. „Die Azubis in Bäckereien rangieren bei der Vergütung im unteren Drittel aller Ausbildungsberufe. Bei der Abbrecherquote dagegen sind sie im Spitzenfeld“, so der Geschäftsführer der NGG Köln.

Damit werde es immer schwieriger, junge Menschen für das Backen als „Frühaufsteher-Handwerk“ zu begeistern. Das Bäckerhandwerk müsse dem Nachwuchs mehr bieten. „Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt: Mit 680 Euro im ersten und 885 Euro im dritten Ausbildungsjahr kann man junge Menschen weder in die Backstube noch an die Verkaufstheke locken. Denn mit so wenig Geld kommt keiner mehr klar“, so Adolphs. 

Die Zahl der Bäckerei-Azubis sei bereits rapide nach unten gegangen: In den 25 Bäckereien und 21 Verkaufsfilialen im Rheinisch-Bergischen Kreis gab es im Herbst vergangenen Jahres noch 28 Auszubildende. Vor knapp zehn Jahren – im Herbst 2013 – waren es noch 87 Azubis in der Herstellung und im Verkauf von Backwaren. Die NGG Köln beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. 

Die Botschaft an die Bäckereien sei damit klar: „Die Bäckereien müssen ihre Ausbildung attraktiver machen – am Backofen genauso wie am Verkaufstresen. Und das geht vor allem auch übers Geld“, sagt Helge Adolphs. Er fordert die Anhebung der Ausbildungsvergütung auf 850 Euro im ersten und auf 1.075 Euro pro Monat im dritten Ausbildungsjahr. In einem zweiten Schritt müssten Bäckerei-Azubis dann 950 Euro bekommen, wenn sie ihre Ausbildung anfangen. Im letzten Ausbildungsjahr will die NGG schließlich 1.100 Euro pro Monat für den Bäckerei-Nachwuchs erreichen. Zusätzlich fordert die NGG ein „Ausbildungs-Ticket“ von 49 Euro, um die Azubis mobil zu machen. 

„Das sind zentrale Forderungen, die schon auf dem Tisch liegen. Sie sollten eigentlich bundesweit für das gesamte Bäckereihandwerk gelten. Dann haben die Arbeitgeber aber einen Rückzieher gemacht“, so Helge Adolphs. Die Verhandlungen zwischen der NGG und dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks über einen neuen bundesweiten Tarifvertrag für Auszubildende seien damit vorerst gescheitert. Es komme jetzt darauf an, dass das Bäckerhandwerk im Rheinisch-Bergischen Kreis Druck auf den eigenen Innungsverband mache. 

„Andernfalls würde ich für 2030 keine Wette mehr auf das Sortiment und die Fülle an frischen Sonntagsbrötchen, die die Bäckereien heute noch bieten, mehr abschließen“, sagt NGG-Geschäftsführer Helge Adolphs.

Beitragsfoto © NGG

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