Gedenken an Patricia Wright
Den Beitrag von Georg Watzlawek entnehmen wir dem Bürgerportal Bergisch Gladbach
Mit einer Stele erinnert Bergisch Gladbach an Patricia Wright, die vor 27 Jahren von einem Rechtsradikalen in ihrer Wohnung in Hand vergewaltigt und ermordet wurde. Die Tat liege zwar lange zurück, doch rechtsextreme und frauenverachtende Einstellungen seien „nach wie vor absolut aktuell“, sagte der Gladbacher Bürgermeister Frank Stein bei der Enthüllung der Stele. Das Gedenken geht auf die Initiative einer Gruppe junger Student:innen zurück.
Mit dem Motto „Kein Einzelfall – Kein Vergessen – Kein Wegschauen“ schlägt die neue Gedenktafel für Patricia Wright auf dem Konrad-Adenauer-Platz eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart.
„Diese grausame Tat war eindeutig rechtsextrem und frauenverachtend motiviert. Eine solche Gesinnung können wir in unserer Mitte nicht dulden und haben die gemeinsame Pflicht, alles zu tun, um künftige Gewaltverbrechen dieser Art zu verhindern,“ sagte Bürgermeister Frank Stein bei einer kleinen Zeremonie zur Enthüllung der Stele am Montag.
Die Tafel erinnert an die Bergisch Gladbacherin Patricia Wright, die vor 27 Jahren in ihrer eigenen Wohnung auf grausamste Art und Weise vergewaltigt und ermordet worden war. Ihr Schicksal war danach rasch in Vergessenheit geraten – bis die „Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach“ mit einer Aktion am Hindenburgplatz in Bensberg auf sie aufmerksam machte.
Patricia Wright und ihr Schicksal – als Beispiel für viele andere Schicksale von Opfern rechtsextremer und neonazistischer Gewalt – wird nicht vergessen werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo Hass und Gewalt wieder seltsame Blüten in unserer Gesellschaft treiben, müssen wir uns erinnern. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen wegen ihrer Gesinnung, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Sprache Spott, Verachtung und körperliche Leiden erdulden müssen. Seien wir wachsam und sensibel, dass diese Kräfte keine Überhand gewinnen.
Frank Stein
Der Forderung der Initiative von rund zehn Bergisch Gladbacher Student:innen, den Hindenburgplatz in Patricia-Wright-Straße umzubenennen, waren Stadtrat und Stadtverwaltung nicht gefolgt. Zur Begründung heißt es jetzt, dass sich die Anwohner:innen bereits zuvor in einem anderen Zusammenhang gegen einen Adresswechsel ausgesprochen hatten. Damals ging es v.a. um den benachbarten Deutschen Platz.
Aber auch bei den Initiator:innen gab es einen Meinungswandel. Sie hatten inzwischen mit den Hinterbliebenen des Mordopfers Kontakt aufgenommen und erlebt, wie aufwühlend die erneute Debatte für die Familie war. Damit sei „eine andere Ernsthaftigkeit“ in der Gruppe eingekehrt, berichtet jetzt Georg Gläser, einer der Sprecher.
Zur Person: Patricia Wright hatte sich als 23-Jährige mit einem „Nazis raus“-Sticker positioniert und war in Hagen auf den rechtsextremen Mörder Thomas Lemke gestoßen. Unter dem Vorwand, selbst Antifaschist zu sein, erschlich sich der Täter Telefonnummer und Adresse. Am 3. Februar 1996 tauchte Lemke in der Wohnung in der Marijampolestraße auf, in Begleitung eines Komplizen, um sie gezielt zu vergewaltigen und zu ermorden.
Der Haupttäter, der zwei weitere Morde verübte (Dagmar Kohlmann – 16. Juli 1995 – und Martin Kemming – 15. März 1996), wurde gefasst und zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Auch sein Mittäter erhielt eine Freiheitsstrafe.
Und damit sei auch die Idee gereift, eine Gedenktafel an einem zentralen Ort im Stadtgebiet aufzustellen. Die Initiative brachte den Vorschlag über den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden in den Stadtrat ein, im März 2023 beschloss der Hauptausschuss einstimmig, die Stele „im Umfeld des Konrad-Adenauer-Platz“ zu installieren.
Bürgermeister Stein war es allerdings wichtig, diese Stele nicht irgendwo aufzustellen, sondern sehr zentral dort, wo viele Personen vorbei kommen. Daher steht die Stele jetzt unter dem Baumrondell mitten auf dem Platz, vor der Villa Zanders.
„Wir sind gemeinsam mit der Familie sehr froh darüber, dass es nun diesen öffentlichen Anker gibt, der den Fokus bewusst nicht auf den Täter, sondern auf das Opfer der Tat lenkt“, sagt Gläser. Die Initiative betrachte die Tafel als „eine starke Positionierungsmöglichkeit für die Stadt – für Demokratie, Vielfalt und gegen rechte Gewalt.“
Auf der Stele ist auch ein QR-Code angebracht, der auf eine Website der Stadt verweist, mit weiteren Informationen zu Patricia Wright.
Die „Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach“ sieht ihr Anliegen damit als erfüllt an. Ob und in welcher Form es weitere öffentliche Aktivitäten der Gruppe geben werde, sei im Moment noch offen, berichtet Gläser.
Beitragsfoto: Bürgermeister Frank Stein und Georg Gläser von der „Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach“. Foto: Thomas Merkenich