Verbraucherzentrale in Bergisch Gladbach stellt Jahresbericht 2022 vor
- Rund 5.000 Menschen wenden sich mit ihren Anliegen an die Beratungsstelle Bergisch Gladbach.
- Turbulenter Energiemarkt und Teuerungen in nahezu allen Lebensbereichen führen bei vielen Haushalten zu massiver Belastung.
- Verbraucherzentrale unterstützt schnell und zuverlässig und baut digitale Angebote aus.
- Probleme mit Fakeshops, untergeschobenen Verträgen, nicht gelieferten Waren und Inkasso bleiben auf der Tagesordnung.
Die hohen Energiepreise und die gestiegene Inflation in Folge des russischen Angriffskrieges haben 2022 zu einer großen Belastung und Verunsicherung bei vielen Verbraucher:innen im Rheinisch-Bergischen Kreis geführt. Dies zeigte sich in einem wahren Ansturm auf die Beratungsstelle: Fast 5.000 Ratsuchende wandten sich an die Verbraucherschützer:innen und erhielten aktuelle Informationen und rechtliche Beratung.
„Zusätzlich zur Pandemie haben wir ein Krisenjahr erlebt, das bei vielen Menschen bestehende Probleme verschärft und neue aufgetan hat“, so Brigitte Becker, Leiterin der Beratungsstelle, bei der Vorstellung des Jahresberichts. Gasmangellage, Lieferstopps, massenhafte Preiserhöhungsschreiben der Energieversorger, Entlastungspakete – die oft nicht vorhersehbaren Entwicklungen und darauf folgenden Anfragewellen stellten auch die Beratungskräfte vor große Herausforderungen. „Mit laufenden Fortbildungen einerseits und der Weiterentwicklung digitaler Angebote andererseits konnten wir qualifiziert und zeitnah auf die vielfältigen Fragen und Sorgen eingehen“, sagte Becker.
Von laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie der zentralen Hotline profitierten auch die Bürger:innen des Rheinisch-Bergischen Kreises.
Rat zu Energierecht, Energiesparen und bei Zahlungsproblemen
Im Schnitt dreimal mehr als zuvor mussten die Haushalte 2022 für Gas bezahlen, für Strom etwa doppelt so viel. Nicht nur Menschen mit geringen Einkommen brachte das in finanzielle Nöte. Die Beratungsstelle gab Rat zur Rechtmäßigkeit von Preiserhöhungen, prüfte die Korrektheit von Abschlagsberechnungen, informierte zu möglichen Sozialleistungen und half bei drohenden Energiesperren durch die Versorger. Zugleich waren Informationen zum Energiesparen und zu Investitionen in energetische Sanierungen und erneuerbare Energien sehr gefragt.
Erfolgreich für die Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt
Daneben beschäftigten die Beratungskräfte die ohnehin bestehenden Probleme der Verbraucher:innen etwa mit untergeschobenen Verträgen, Fakeshops im Internet, betrügerischen Inkassoschreiben sowie Ärger mit Reiseanbietern oder Telekommunikationsunternehmen.
Bei über 2.000 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer:innen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. In einem Fall etwa erhöhte ein Stromanbieter trotz eingeschränkter Preisgarantie den Preis und auch die Abschläge. Erst nach Einschaltung der Beratungsstelle wurden statt 4.029,30 € für drei Monate 269,35 € berechnet. Zusätzlich erfolgte mit Vertragsbeendigung eine Erstattung aus einer Überzahlung in Höhe von 624,13 €.
Krisenzeit sorgt für Lieferengpässe und ruft Betrüger auf den Plan
Ob E-Bikes, elektronische Geräte oder Möbel: Die weltweit gestörten Lieferketten führten im vergangenen Jahr zu teils langen Wartezeiten auf bestellte Waren. „Vor allem, wenn schon Vorkasse geleistet wurde, war der Frust groß“, berichtete die Beratungsstellenleiterin. Die Verbraucherschützer:innen halfen mit Informationen rund um das Kaufrecht und gegebenenfalls auch dabei, von Verträgen zurückzutreten und bereits überwiesenes Geld zurückzuholen.
Dass manche Dinge knapp, begehrt oder in seriösen Shops gar nicht zu haben waren, rief auch vermehrt betrügerische Internetanbieter auf den Plan. In den täuschend echt aussehenden Fakeshops gab es Brennholz, Generatoren und Solaranlagen, aber auch Gaming-Zubehör oder Haushaltsgeräte zu scheinbar unschlagbaren Preisen. „Wer hereingefallen war und Vorkasse geleistet hatte, sah sein Geld in der Regel nicht wieder und konnte nur Anzeige erstatten. Mit dem Online-Tool Fakeshop-Finder hat die Verbraucherzentrale 2022 aber ein nützliches Werkzeug geschaffen, um vorab die Seriosität von Shops zu prüfen“, so Becker.
Bedrohliche Forderungen von Inkasso-Unternehmen abgewendet
Auch 2022 sorgten massenhaft falsche Inkassoschreiben für Schrecken bei den Verbraucher:innen im Rheinisch-Bergischen Kreis. Angesichts drohender Mahnbescheide, Zwangsvollstreckungen oder Pfändungen von vermeintlichen Anwaltskanzleien oder Behörden fühlten sich viele gedrängt, die verlangten Summen etwa für ein angeblich abgeschlossenes Glücksspiel-Abo zu bezahlen. Die Beratungsstelle sorgte für Aufklärung und riet, den Forderungen zu widersprechen. Nach wie vor berechnen Inkassounternehmen zudem bei berechtigten Forderung zu hohe Verzugskosten.
Beratung zu Reiserecht stark gefragt
Die teilweise chaotischen Zustände an den NRW-Flughäfen vermiesten im vergangenen Jahr vielen Flugreisenden den Urlaub. Streiks, gestrichene Verbindungen, verpasste Flieger wegen stundenlanger Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen, verlorenes oder zu spät geliefertes Gepäck: Die Beratungsstelle klärte über Fluggastrechte auf und half bei der Forderung nach Erstattungen oder Entschädigungen. „Nicht immer klappte auch die Erstattung der sogenannten Corona-Gutscheine, die Reiseveranstalter dazu verpflichteten, geleistete Vorauszahlungen für später coronabedingt abgesagte Pauschalreisen zurückzuzahlen”, erläuterte die Beratungsstellenleiterin.
Unterstützung bei Fragen rund um die Pflege
Viele Fragen und Probleme können auftreten, wenn ein Mensch pflegebedürftig wird: Welche Leistungen der Pflegekasse sind die richtigen? Reicht das Geld, um einen Platz im Pflegeheim zu bezahlen? Können ausländische Kräfte legal beschäftigt werden? Die Pflegerechtsberatung der Verbraucherzentrale stand Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen mit Informationen zur Seite, lotste zu örtlichen Hilfsangeboten und half, wenn die Pflegekassen Anträge ablehnten oder dem erwarteten Pflegegrad nicht zustimmten. „In komplizierten Fällen gibt es auch anwaltliche Unterstützung, um Interessen der Ratsuchenden außergerichtlich durchzusetzen“, so Brigitte Becker.
Weiterführende Links: www.verbraucherzentrale.nrw/bergischgladbach-jahresbericht2022
Beitragsfoto © Verbraucherzentrale NRW