VON MARCEL NAU*
Die Glaubensgemeinde von Jehovas Zeugen aus Wermelskirchen trauert um Ingeborg Eichhorn, geb. Brosius. Sie verstarb plötzlich und unerwartet am 19. Mai in ihrem Haus in der Wielstraße. Viele Nachbarn, Bekannte und Freunde brachten ihr Mitgefühl zum Ausdruck, kannten sie doch die bis zuletzt aktive Zeugin Jehovas sehr gut. Ingeborg Eichhorn war die letzte Tochter des Wermelskirchener NS-Opfers Friedrich Brosius und, wie schon ihr Vater, für ihren festen Glauben als Zeugin Jehovas bekannt.
Ingeborg hielt zeitlebens die Erinnerung an ihren Vater Friedrich wach, der acht Jahre Haft im KZ-Buchenwald überlebte. Während dieser Zeit zog Ingeborgs Mutter mit ihren beiden Töchtern zu ihren Eltern nach Dresden. Sie überlebten das Dresdner-Bomben-Inferno in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945, das Tausenden das Leben kostete. Nach der Bombardierung fanden sie eine kleine Wohnung im Erzgebirge, in der sie auch der Vater Friedrich nach der Befreiung des KZs wiederfinden sollte. Auf dem Heimweg ins Rheinland zeigte er seiner Familie das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. „Überall lagen Tote herum“, erinnerte sich Ingeborg. Das habe sie ihr Leben lang nicht vergessen können.
Ingeborgs Tochter, Daniela Müller, erzählt: „Auch wenn meiner Mama nur wenig über die acht Jahre Haft meines Großvaters erzählt wurde, so war ihr eines immer deutlich: ihr Papa hegte trotz des Traumas keinen Hass und war ein sehr verzeihender Mensch. Das nahm sich Mama zeitlebens zum Vorbild.“
Ingeborg Eichhorn lebte wie schon ihr Vater ihren Glauben als Zeugin Jehovas bis zuletzt aktiv aus und war darum in Wermelskirchen und Umgebung sehr bekannt. Ein öffentlicher Gedenkgottesdienst, zu dem jeder, der sich verabschieden möchte, eingeladen ist, wird am 16. Juni um 13.30 Uhr in der Trauerhalle des Wermelskirchener Waldfriedhofs Eickerberg in ihrem Sinne abgehalten werden. Die Beisetzung erfolgt im engsten Familienkreis.
*Marcel Nau ist Regionaler Sprecher von Jehovas Zeugen in Nordrhein-Westfalen.
Das Forum Wermelskirchen hat anlässlich der Stolpersteinverlegung von Karl Noske auch auf die Lebensgesichte von Ingeborg Eichhorn und ihrem Vater Friedrich Brosius unter dem Titel: Ein Stolperstein für Karl Noske hingewiesen. Am 26.01. diesen Jahres berichtete Frau Ingeborg Eichhorn dem RGA und der Rheinischen Post anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus über Ihre bewegende Lebensgeschichte.
Beitragsfoto: Ingeborg Eichhorn © Daniela Müller