Mit Erzählungen nachhaltig die Zukunft gestalten

Neues Projekt an der Bergischen Uni gestartet

Wie sprechen und berichten wir über Zukunft? Reden wir von Krisen- und Katastrophenszenarien oder von Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten? Narrative, also Erzählungen, könnten die Art, wie wir handeln, beeinflussen und sind daher besonders mit Blick auf eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft von großer Bedeutung. Welche Narrative geeignet sind, um den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit zu unterstützen und Individuen sowie Gesellschaften zum Handeln zu motivieren, das erforscht ab Mai ein Projektteam am Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit der Bergischen Universität Wuppertal, kurz transzent, unter Leitung von Prof. Dr. Karoline Augenstein.

Zukunft gestalten bedeutet, Transformationsprozesse in Gang zu bringen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind dabei nachhaltigkeitsorientierte Strategien gefragt. Eine bislang unbeantwortete Frage in der Erforschung dieser Veränderungsprozesse ist, wie mithilfe von Erzählungen über Zukunft – also wie beispielsweise Politiker:innen, Personen des öffentlichen Lebens, Unternehmen und Medien über sie sprechen und berichten – das konkrete Handeln für eine gesellschaftliche Transformation beeinflusst wird.

Dieser Frage stellt sich nun das Projektteam an der Bergischen Universität Wuppertal und geht noch weiter. Politikwissenschaftlerin und Transformationsforscherin Prof. Dr. Karoline Augenstein konkretisiert: „Da die Zukunft grundsätzlich unsicher ist, besteht eine zentrale Herausforderung auch darin, zu verstehen, wie diese Erzählungen gestaltet sein müssen, um Menschen zu befähigen und zu motivieren, sich kritisch mit Nachhaltigkeitsherausforderungen auseinanderzusetzen, sodass sie nachhaltigkeitsorientierte Prozesse mittragen und deren Umsetzung unterstützen können.“

Ihre Erkenntnisse wollen die Wissenschaftler:innen in die Transformationsforschung einbringen und darüber hinaus eine Basis schaffen, die es Akteurinnen in der Praxis ermöglicht, ihre Kommunikationsstrategien zu reflektieren sowie zukunfts- und nachhaltigkeitsorientierte Handlungsoptionen zu entdecken.

Vorgehensweise im Projekt

Dafür untersucht das Team Narrative in der Klimabewegung und im Bereich der urbanen Transformation, also dem Leben in der Stadt und in Quartieren. Ein Beispiel: „Für unsere Vorstellungen von der Zukunft und die Einschätzung unserer Gestaltungsmöglichkeiten macht es einen Unterschied, ob wir negativ von drohender Apokalypse oder positiv, optimistisch von wünschenswerten Zukünften einer nachhaltigeren und gerechteren Welt sprechen, bei der Akteure auf unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Ebenen zur Bewältigung vieler Herausforderungen beitragen können“, so Prof. Augenstein.

Die Wissenschaftler:innen untersuchen eine Vielzahl verschiedener Narrative in sozialen Medien, politischen Leitbildern und öffentlichen Diskursen und wenden dabei einen sogenannten Mixed-Methods-Ansatz an. Mit unterschiedlichen, teils computergestützten quantitativen und qualitativen Analysen versuchen sie beispielsweise, bestimmte Muster in Texten zu finden, mit deren Hilfe sie fundierte Aussagen über den Aufbau und die Wirkung der Narrative treffen können. Diese innovativen theoretischen Erkenntnisse können dann auch in der Praxis Anwendung finden: Auf ihnen aufbauend lässt sich erarbeiten, wie Erzählungen von gesellschaftlichen Akteurinnen angelegt werden müssen, damit sie für viele Menschen einen Zugang zur Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit bieten und neue Handlungsmöglichkeiten für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft eröffnen.

Das Projekt unter dem Titel „Narrative Futures: Entwicklung eines inter- und transdisziplinären Ansatzes für die Konstruktion von Zukünften und die Gestaltung von Transformationsprozessen durch Narrative“ wird in den nächsten drei Jahren von der VolkswagenStiftung mit 454.500 Euro gefördert.

Beitragsfoto: Welche Narrative geeignet sind, um den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit zu unterstützen und Individuen sowie Gesellschaften zum Handeln zu motivieren, das erforscht ab Mai ein Projektteam der Bergischen Universität Wuppertal. // Foto Colourbox

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