Den Beitrag übernehmen wir vom Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid:
Mohamed Boudih, der Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), war gestern der Hauptredner auf der Maikundgebung des DGB-Stadtverbands Remscheid. Er freute sich über die vielen Fahnen und Transparente „unserer Gewerkschaftsfamilie IG BCE, IG BAU, EVG, GEW, IG Metall, GdP, Verdi, NGG, und darüber, dass die Gewerkschaftsjugend, unsere Frauen im DGB und auch viele Organisationen dabei sind, die uns nahestehen und unsere Ideale teilen!“ Deshalb gelte sein erster Gruß allen Beschäftigten in den Fabriken, Verwaltungen, in den Schulen und Kitas, in den Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen, in den Polizei- und Feuerwachen, in den Hotels und Gaststätten dieser Stadt: „Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Sie sind es, die dafür sorgen, dass der Laden jeden Tag läuft. Ihnen gilt unser Respekt, unsere Anerkennung und unsere ungebrochene Solidarität!“
Boudih erinnerte daran, dass soziale Gerechtigkeit, ein Leben in Frieden und Demokratie und die Rechte von abhängig Beschäftigten keine Selbstverständlichkeit sind, „sondern von unseren Müttern und Vätern, von unseren Großeltern zum Teil hart erkämpft werden mussten. Aber auch daran, dass diese Errungenschaften selbst im Jahr 2023 längst nicht für jeden und für jede Realität sind. Und dafür müssen wir nicht ins Ausland oder in die dritte Welt blicken.“ Auch in Deutschland lebten viel zu viele Menschen in prekären Verhältnissen und würden mit Löhnen abgespeist, die zum Leben nicht reichen, viel zu viele müssten mit einer Rente auskommen, die nichts mit einem würdevollen Lebensabend zu tun habe. „Viel zu viele Frauen stecken in der Teilzeitfalle fest und werden bei gleicher Arbeit deutlich schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Viel zu viele Kinder bekommen eine schlechte Bildung, bloß weil sie aus armen Familien kommen und das Pech haben, nicht dort aufwachsen zu können, wo das Geld wohnt. Viel zu viele Jugendliche stehen ohne Ausbildungsplatz und ohne Perspektive da. Es ist also noch lange nicht alles gut, es gibt noch viel zu tun, für uns Gewerkschaften, für die Politik und für unsere Gesellschaft insgesamt!“

Der 1. Mai 2023 falle in Zeiten des Krieges, fuhr der Landesbezirksvorsitzende fort. „Am 24. Februar 2022 ist das Undenkbare geschehen: Mitten in Europa hat ein Land sein Nachbarland angegriffen. Seit mehr als einem Jahr wütet der Krieg in der Ukraine mit all seinen hässlichen Erscheinungen: Tod und Zerstörung, Flucht und Elend. ‚Ungebrochen solidarisch‘ heißt deshalb für uns Gewerkschafter:innen auch: Wir sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine! Dieser Krieg ist falsch, er ist völkerrechtswidrig, er ist ein Verbrechen!“
Sorgen bereite den Menschen aber auch die Klimakrise, die Transformation der Industrie und die historisch hohe Inflation. Auch diese Krisen müssten solidarisch und sozial gerecht bewältigt werden. „Während den einen jeden Tag das Geld an der Tankstelle und im Supermarkt immer knapper wird, da rasen die anderen mit Tempo 180 auf der Autobahn, weil es ihnen egal ist, wie teuer das Benzin ist. Gerade kleine und mittlere Einkommen sind am härtesten von der Inflation betroffen. Und gleichzeitig fahren nicht wenige Konzerne riesige Gewinne ein und schütten fleißig Dividenden aus. Diese Entwicklung macht diejenigen, die ohnehin wenig haben, noch ärmer und macht die Reichsten noch reicher!“ Und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) wolle „uns für doof verkaufen! Er will, dass wir die Zeche bezahlen, damit seine reichen Freunde ungeschoren davonkommen können. Selbst die Kindergrundsicherung wird in Frage gestellt! Was für ein Armutszeugnis stellt sich Lindner da selbst aus!“
Wenn Politik nicht dafür sorge, dass Reiche und Vermögende einen gerechten Anteil an der Finanzierung unseres Gemeinwesens und der Krisenkosten übernähmen, müssten allein die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Rentnerinnen und Rentner, die Zeche teuer zahlen mit einem unterfinanzierten Gesundheitssystem, maroden Schulen und Kitas; mit kaputten Straßen und Brücken und mit geschlossenen Schwimmbädern. „Es gibt noch viel zu tun, solange wir nicht in wahrhaft gerechten und sozialen Verhältnissen leben“, beendete Mohamed Boudih seine energisch vorgetragene Rede. „Solange braucht es starke Gewerkschaften, die ihre Stimme für die Schwächsten in unserem Land erheben. (…) Lasst uns gemeinsam kämpfen für gute Arbeit, für auskömmliche Löhne, für eine solidarische, für eine sozial gerechte Gesellschaft!“
Beitragsfoto: Mohamed Boudih © Lothar Kaiser