VON KATHRIN KELLERMANN
Das große Interesse an Geschichte hat Udo Heidemeyer von seinem Vater mitbekommen: „Er kam eines Tages mit den Unterlagen für den Bergischen Geschichtsverein zuhause an und seitdem sind wir alle Mitglied im Verein“, erzählt der 67-Jährige, der nach eigenen Aussagen „seit über 30 Jahren historisch unterwegs ist.“
Besonders freut er sich, „wenn ich ein besonderes Highlight finde“, verrät er. Wie beispielsweise den Bauplan der Schule in Sonne von 1826! Diese Kostbarkeit hat der Hobby-Historiker, der in Dhünn lebt, im Internet aufgestöbert. „Ich gebe regelmäßig bei Ebay und anderen Portalen ‚Dhuenn‘ ein und stöbere dann alle Angebote, die auftauchen, durch. Man findet nicht immer etwas und es ist zeitaufwendig und mühselig, aber manchmal ist die Belohnung dafür auch einfach schön“, erzählt Udo Heidemeyer, der vor etwa fünf Jahren beim Stöbern im Internet auf den Bauplan stieß, den ein Remscheider zum Verkauf angeboten hatte.
Etwa 30 Euro hat er für die Zeichnung aus dem Jahr 1826 bezahlt, erinnert er sich. „Aber der historische Wert ist natürlich viel höher.“ Damit das Fundstück für die Nachwelt erhalten bleibt, hat Heidemeyer zunächst Kontakt mit seinem BGV-Kollegen Volker Ernst aufgenommen. „Im Stadtarchiv befindet sich bereits die original Schulchronik der Schule Sonne und deshalb fanden wir es passend, dass auch die Bauzeichnung einen Platz im Stadtarchiv findet“, erzählt Volker Ernst, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, der eng mit Stadtarchivarin Tina Nötzel zusammenarbeitet. Letztere zeigte sich begeistert von dem Fund, denn: „Wir haben im Archiv der Stadt noch einige Lücken im Bereich der Schulangelegenheiten. Von daher bin ich immer sehr erfreut, wenn uns ein historischer Schatz zur Verfügung gestellt wird.“
Die historische Zeichnung bleibt zwar im Besitz von Udo Heidemeyer, wird dem Stadtarchiv jedoch als Depositum, also quasi als Dauerleihgabe, zur Verfügung gestellt. Dafür wurde jetzt im Rathaus der entsprechende Depositalvertrag von Besitzer und Stadtarchivarin unterschrieben.
Damit der alte, historische Plan auf Papier, der aktuell hinter Glas gerahmt ist, erhalten bleibt, „werden wir es nun archivarisch verpacken und vor allem liegend lagern“, berichtet Tina Nötzel, die bereits ein Digitalisat von dem Plan erstellt hat.
Vor allem mit Blick auf das anstehende Jubiläum der Stadt in diesem Jahr – vor 150 Jahren wurde Wermelskirchen die Stadtrechte verliehen – sei die neue Leihgabe ein „besonderer Schatz“, weil sich um die ehemalige Schule in Sonne auch charmante Überlieferungen ranken. Neu gebaut werden musste sie nämlich, weil die ehemalige Schule, die sich seit mindestens 1806 in Osminghausen befand, zu klein wurde. Ein neuer Standort an der heutigen L101 erschien damals sinnvoll. „Pfarrer Keller machte dann bei der Einweihung des Neubaus 1828 den Vorschlag, die Schule zur ‚Sonne‘ zu nennen, weil die Vorderseite des Hauses der Sonne zugewendet sei und damit das Licht aus erster Hand erhalte. Die Schule solle der Sonne gleichen und Licht und Wärme in die Kinderherzen bringen.“, erzählt Volker Ernst. „Seitdem heißen sowohl der Schulbezirk, als auch der Ortsteil Sonne.“
Eine schönes Stück Stadtgeschichte, das die Dauerleihgabe von Udo Heidemeyer noch ein wenig besonderer fürs Stadtarchiv macht. Mit der Suche nach besonderen Fundstücken und der Sammelleidenschaft historischer Stücke wird der 67-Jährige wohl auch nicht aufhören. Obwohl Ehefrau Lydia ihn mit seinen historischen Schätzen in ein Extrazimmer „verbannt hat“, wie er lachend gesteht. „Mein liebstes Objekt ist eine Bergische Goldwaage aus der Zeit um 18O0, die noch vollständig erhalten ist“, erzählt der Besitzer von acht Dröppelminnas. Auch Familienerbstücke haben ihren Platz in einer Vitrine im Historien-Zimmer gefunden: „Ein Kaffee-Service, das mein Uropa im Jahr 1886 seinen Eltern geschenkt hat“, sagt Udo Heidemeyer und fügt schmunzelnd hinzu, dass die filigranen Mocca-Tässchen natürlich nicht benutzt werden.
Die Zeichnung des Bauplans hingegen findet nun einen Platz im Stadtarchiv: „Für unsere Stadtgeschichte ist es wichtig und wertvoll, wenn wir solche Unikate haben und sie sichern können“, sagt Stadtarchivarin Tina Nötzel. Sie und Volker Ernst tippen, dass vielleicht auf dem einen oder anderen Dachboden in Wermelskirchen noch weitere historische Funde bisher unentdeckt lagern.
„Wir schauen uns gerne alte Postkarten mit Motiven der Stadt, Fotos oder andere Fundstücke an, um sie zu digitalisieren oder auch, um sie bei uns beispielsweise als Leihgabe zu archivieren“, sagt die Archivarin.
Mittlerweile sind das Stadtarchiv und auch das Archiv des Bergischen Geschichtsvereins zwar sehr umfangreich und in vielen Teilen durch die enge Kooperation fast vollständig, „aber es gibt immer wieder etwas neues Altes zu entdecken“, so Tina Nötzel.
Info
Stadtarchiv: Wer noch alte Dokumente zur Stadtgeschichte Wermelskirchens besitzt, kann diese Stadtarchivarin Tina Nötzel zeigen und von ihr begutachten lassen. „Wir fertigen auch gerne Digitalisate für das Archiv von den Originalen an“, sagt sie. Tina Nötzel ist per Mail unter t.noetzel10@wermelskirchen.de oder telefonisch unter 02196 / 720 – 124 zu erreichen.
Beitragsfoto: Udo Heidemeyer (links) unterschreibt den Depositalvertrag im Beisein von Stadtarchivarin Tina Nötzel und BGV-Vorsitzenden Volker Ernst. Foto: Stadt Wermelskirchen / Kellermann