Note 4,31 im ADFC-Fahrradklima-Test 2022

Radfahren in Wermelskirchen erhält nur einmal die Note „gut -“

VON SABINE KRÄMER-KOX

Am 24. April 2023 wurden die mit Spannung erwarteten Ergebnisse in Berlin präsentiert. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Bei den Bewertungen handelt es sich jeweils um subjektive Einschätzungen der Radfahrenden vor Ort, d.h. die „gefühlte“ Situation auf den Straßen und öffentlichen Flächen ihrer Heimatstadt. Während des Befragungszeitraums von September bis November 2022 haben bundesweit 245.000 Radfahrende 1.114 Städte und Gemeinden bewertet. Auch Wermelskirchen hat mit 127 Teilnehmern an der Online-Umfrage zum wiederholten Mal die die Wertung erreicht.

Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu aufzuwerten. Je besser das Angebot an Fahrrad-Infrastruktur, desto mehr Menschen steigen auf das Fahrrad um und tragen somit zur einer erhöhten Aufenthaltsqualität in den Innenstädten und zum Klimaschutz bei.

Gesamtnote für Wermelskirchen 4,31

Mit der Gesamtnote 4,31 liegt Wermelskirchen bundesweit in der Kategorie der Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern auf Platz 381 von 447, im Landesvergleich NRW auf Platz 114 von 125 in der Ortsgrößenklasse. Beim letzten Test im Jahr 2020 erreichte Wermelskirchen Platz 313 von 415 im bundesweiten Vergleich, Rangplatz 88 von 116 im Landesvergleich NRW. 2020 lautete die Gesamtbewertung 4,17. 

Benotung im Vergleich zu Nachbarkommunen im Rheinisch Bergischen Kreis

Innerhalb der acht Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis, die die Wertung 2022 erreicht haben, rangiert Wermelskirchen in der Gesamtbenotung auf Platz fünf, 2020 war es noch Rang drei. Die Nachbargemeinde Burscheid führt die Skala mit einer Gesamtnote von 3,8 an. Am schlechtesten schneidet Kürten mit einer Gesamtbewertung von 4,65 ab.

Bewertungskriterien

Die Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs deckt folgende fünf Hauptthemenbereiche mit jeweils fünf bis sieben Unterpunkten ab: Fahrrad- und Verkehrsklima, Stellenwert des Radfahrens, Sicherheit beim Radfahren, Komfort beim Radfahren sowie Infrastruktur und Radverkehrsnetz. In den übergeordneten Bereichen schnitt Wermelskirchen wie folgt ab: in Bezug auf Rad- und Verkehrsklima Durchschnittsnote 4,0 (2020: 3,9); für Infrastruktur und Radverkehrsnetz eine 4.0 (2020: 4,0); in Sachen Sicherheit beim Radfahren die Note 4,2 (2020: 4,1); in Fragen des Komforts beim Radfahren 4,6 (2020: 4,3) und bezüglich Stellenwert des Radfahrens 4,8 (2020: 4,7). 

Notenspiegel

Von den 27 Fragepunkten wurde nur ein Mal die Note „gut“ (Fahrraddiebstahl) vergeben, vier Kriterien erhielten ein „Befriedigend“ und 18 Aspekte des Radfahrens waren in den Augen der Wermelskirchener Bürger:innen lediglich „ausreichend“, vier sogar „mangelhaft“ (Einbahnstraßenöffnung, Winterdienst, Wegbreite und Führung in Baustellen). Die Radfahrenden in Wermelskirchen sind offenbar mit der Fahrrad-Infrastruktur ihrer Stadt wenig zufrieden. Seit dem Befragungszeitraum wurde inzwischen für eine Verbesserung gesorgt, insbesondere beim Winterdienst und der Verkehrsführung an der Baustelle in Hünger.

Stärken des Radfahrens in Wermelskirchen (Einzelbewertung)

Die beste Note, 2,7, erhält die niedrige Anzahl von Fahrraddiebstählen in Wermelskirchen. Ebenfalls positiv betrachten die Bürger:innen die Verfügbarkeit öffentlicher Fahrräder (Note 3,0). Dass in Wermelskirchen alle Altersgruppen mit dem Fahrrad unterwegs seien sowie die Wegweisung für Radfahrende liegen jeweils mit den Noten 3,6 bzw. 3,7 im mittleren Zufriedenheitsbereich.

2020 hatten Radfahrende in Wermelskirchen ebenfalls eine geringe Diebstahlquote (Note 2,5), die Verfügbarkeit öffentlicher Fahrräder (Note 2,8) sowie dass in der Stadt Jung und Alt auf dem Fahrrad unterwegs sind (Note 3,5) als positiv angesehen.

Schwächen des Radfahrens in Wermelskirchen (Einzelbewertung)

Als mangelhaft bewerten Wermelskirchener Radfahrer:innen die fehlende Breite von Radwegen (5.0). Darüber hinaus seien sichere Umleitungen für den Radverkehr an Baustellen kaum vorhanden und/oder nicht ausgeschildert (5,0). Fehlenden Winterdienst auf Radwegen ( Note 5,2) sowie zu wenige für den gegenläufigen Radverkehr geöffnete Einbahnstraßen (Note 5,3) empfinden Radfahrende in Wermelskirchen ebenfalls als mangelhaft. Auch bei der bereits in der Vergangenheit wiederholt bemängelten Falschparkerkontrolle auf den Fahrradschutzstreifen ist 2022 mit einem Urteil von jeweils 4,8 keine Verbesserung ablesbar.

Schwächen des Radfahrens im Vergleich zu 2020 unverändert

Bereits 2020 hatten Wermelskirchener Radfahrer:innen die Situation bezüglich gegenläufig geöffneter Einbahnstraßen (5,5), Ampelschaltungen (5,0) und Winterdienst auf Radwegen (5,0) als mangelhaft empfunden. Darüber hinaus seien sichere Umleitungen für den Radverkehr an Baustellen kaum vorhanden und/oder nicht ausgeschildert (4,9). 

Zusatzfragen zum Radfahren im ländlichen Raum

Offenbar sind Wermelskirchener Radfahrerinnen und Radfahrer mit ihrer Situation im ländlichen Raum nur ausreichend zufrieden. Dies spiegelt die Benotung der Kriterien „Erreichbarkeit von Nachbarorten“ mit 4,14, „Soziale Sicherheit der Wege zu Nachbarorten“ mit 3,83 und „Verkehrssicherheit der Wege zu Nachbarorten“ mit 4,38 wider. Für für die eigenständige Radmobilität von Kindern und Jugendlichen muss laut Meinung der Wermelskirchener Eltern einiges getan werden, damit Kinder und Jugendliche vor allem sicher zur Schule, zu Freunden oder zum Sport radeln können. Dies zeigt die Benotung mit 4,76.

Umstieg aufs Rad durch verbesserte Infrastruktur

Die Vorsitzende des ADFC Wermelskirchen/Burscheid, Sabine Krämer-Kox, erklärt, die Ortsgruppe Wermelskirchen/Burscheid werde sich weiterhin aktiv für eine Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur für Alltagsradler einsetzen, insbesondere für eine sichere Anbindung der Außenlagen und Neubaugebiete – um bis 2025 zu einer Verlagerung von 25 % des Verkehrs auf das umweltfreundliche Fahrrad und Entlastung des Klimas und zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Stadtkern beizutragen.

Über den ADFC Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 220.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Dem ADFC RheinBerg-Oberberg e. V. gehören derzeit knapp 1.700 Mitglieder an.

Links: Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 finden Sie auf www.fahrradklima-test.adfc.de

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.