KultIn schnürt ein skandinavisches Paket mit Americana-Dessert
VON THOMAS WINTGEN
Die Kulturinitiative (KultIn) Wermelskirchen lädt für Freitag, 21., und Samstag, 22. April, zu einem skandinavischen Doppelkonzert, wozu sich am Samstag ein Abend mit nordischem Bluesrock und Americana gesellt – im Sinne einer Melange aus Blues, Country, Bluegrass, Rock und Folk. Im Einzelnen:
Los geht es am Freitag (20 Uhr, Einlass 19 Uhr) mit Lauri Manner und zwei Musiker-Kollegen; das Trio beschreibt seinen Stil als traditionelle finnische Country-Musik. Die Band hat zehn Auftritte in England sowie wenige in Frankreich hinter sich. Manner ist ein Fingerpicking-Gitarrist aus Rovaniemi. „Ich spiele hypnotische, rhythmische und wurzelige instrumentale Akustikgitarren-Musik unter dem Künstlernamen Kadonnut Manner („Der verlorene Kontinent”).
Joose Keskitalo ist ein anerkannter finnischer Singer-Songwriter, der seit 2004 zehn Alben als Solokünstler und mit verschiedenen Begleitbands veröffentlicht hat. Er ist Teil der „Finnish-Forest-Folk”-Bewegung der frühen 00er Jahre und auch ein häufiger Mitarbeiter des Paavoharju-Kollektivs (Fonal Records), das in den letzten Jahren gelegentlich reaktiviert wurde.
Das Schreiben und Singen auf Englisch ist für Keskitalo eigentlich ganz selbstverständlich, da er als Kind einige Zeit in London lebte. Die Songs auf „New Songs For Old Motifs“ reichen von wehmütig bis ominös und beinhalten Elemente aus britischen und amerikanischen Folk-Balladen-Traditionen. Man kann auch Echos von beispielsweise Leonard Cohen und Will Oldham hören. Die Arrangements sind minimal und erdig und schaffen ein leise hypnotisierendes Album. Im Haus Eifgen spielt Joose (Gitarre und Gesang) Musik aus „New Songs For Old Motifs“, begleitet vom Multiinstrumentalisten Ville Linna (Banjo, Hackbrett und Hintergrundgesang).
Kadonnut Manner („Der verlorene Kontinent”) ist der Künstlername von Lauri Manner. Seine Musik, die Einflüsse aus der John-Fahey-Schule des amerikanischen primitiven Gitarrenspiels, Country-Blues von Skip James und Mississippi John Hurt sowie finnische Volksmusik bezieht, wurde als filmisch, rau und emotional beschrieben, mit vielen offenen Stimmungen, heißen Synkopen und treibenden Rhythmen und Erweiterung der Form des Country Blues mit Anleihen aus verschiedenen Volkstraditionen, klassischer Musik des 20. Jahrhunderts und anderen inspirierenden Quellen.
Der Eintritt ist frei (Hut geht rum); zu essen gibt es an diesem Abend Lohikeitto – eine finnische Lachssuppe. Am Samstag sind zu Gast ein Hochkaräter der Americana-Szene – Arjan VanderLinde – sowie ein Newcomer aus Schweden: die Patrik-Jansson-Band, die um 18 Uhr den Aufschlag hat. Sie kommt aus Göteborg, spielt zwei Konzerte in Deutschland (Detmold und Wermelskirchen) und reist weiter nach Salzburg und Wien sowie unter anderem in die Schweiz und nach Frankreich.
Patrik Jansson (Sänger, Gitarrist, Schlagzeuger, Komponist und Produzent) startete seine Musik am Schlagzeug und ging mit Anfang 20 nach Stockholm, um Musik zu studieren und eine Karriere in diesem Metier zu starten. Spaß hatte er auch an Klavier, Bass und Gitarre und geriet so mehr und mehr in die Songwriter- und Blues-Szenerie. Seine Leidenschaft gilt dem schweren Texas-Blues, weshalb er Ausschau nach Mitstreitern hielt. „Ich hatte eine klare Vorstellung dessen, was ich wollte: Ich wollte Blues in einer sehr modernen Version spielen, auf dass er sich wieder frisch und lebendig anfühlt.“ Anfang 2011 kam das Debüt-Album der PJB heraus. 2015 gehörten Martin Forsstedt (drums), Thomas Andersson (Bass) und Gustaf Andersson (keys) zur Band. Ende 2016 spielten sie „So Far To Go“ ein – beeinflusst vom klassischen Chicago sowie Texas Blues, von B.B. King, Freddie King, Robert Cray, Stevie Ray Vaughan sowie Joe Bonamassa.
Das „Blues Blast Magazine“ (USA) schrieb: „Gitarre auf der Basis von Rock und Blues-Rock geht nicht besser.“ Das niederländische Blues-Magazin: „Es gibt einfach keinen schlechten Titel auf diesem Album. Einzig High-Quality-Bluesrock.“ 2019 kam Lars Ericsson für Gustaf Andresson – Zeit für eine neue Einspielung („IV“), die im Oktober 2020 auf den Markt kam.
Folgt das Wiedersehen und -hören mit Arjan van der Linde (Lead-Sänger, Gitarre, Bass), Wietze Koning (Gitarre), Christof Bauwens (Lap-Steel- und Resonator-Gitarren) sowie Joost van Soest (drums). Das Quartett hat inzwischen sein achtes Album („Muy Rico“) eingespielt – mit zwölf Songs, die zum Teil ein recht trostloses Abbild unserer Gesellschaft spiegeln. Die aber auch intime Bekenntnisse von bedingungsloser Liebe sind.
Für dieses Projekt ist Producer Erwin Musper (David Bowie, Van Halen, Anouk, Def Leppard) noch einmal aus dem Ruhestand in eine sehr inspirierende Produktion zurückgekehrt. Die Platte entstand in einem ruhelosen Moment dieser Zeiten, in denen wir leben. Obwohl die Welt alles hat, brennt sie es nieder. Aber aus der Asche werden wieder reiche Gedanken geboren, die neue Methoden des Überlebens gebären.
Die Gruppe ist trotz der Pandemie sehr viel getourt während der vergangenen Jahre – meistens als Hauptgruppe, aber auch zur Begleitung von Fish, Jethro Tull und Bobby Kimball. Deutsche Radiosender spielen die VANDERLINDE-Titel regelmäßig. Selbst der „Spiegel“ hielt es für nötig, die Gruppe zu bejubeln.
Karten für das Doppelkonzert am 22. April (ab 18 Uhr) kosten 18 Euro im Vorverkauf (www.bergisch-live.de/?440461), 22 an der Abendkasse.
Zum Laurie-Manner-Konzert bietet die Küche in Haus Eifgen Lohikeitto an – eine finnische Lachssuppe. Zum Doppelkonzert am Samstag gibt es Köttbullar, wie sie die Schweden mögen: mit Kartoffelpüree und Preiselbeer-Sahne. Und um Skandinavien fast „rund“ zu machen – es fehlt Island –, wird es am 22. Mai noch ein Konzert mit dänischen Jazzern geben.