RIAS NRW, die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus weist auf Facebook auf das „Judasfeuer“ als antisemitischen Osterbrauch in NRW hin:
An Ostern erinnern Christinnen_Christen traditionell an das Leiden und Sterben sowie an die Auferstehung Jesu Christi. Zugleich offenbart sich an diesen Tagen eine tiefsitzende, religiös motivierte Judenfeindschaft (Antijudaismus), die sich seit der Entstehung des Christentums bis heute fortschreibt. Eines der religiös motivierten antijüdischen Ressentiments im Christentum beschreibt den vermeintlich von Jüdinnen_Juden begangenen Mord an Jesus (der sogenannte “Gottesmord-Vorwurf“). Dieser Vorwurf begründete im Laufe der Jahrhunderte unzählige antijüdische Ausschreitungen und Diffamierungen, insbesondere an Ostern.
Bis heute begegnet man diesen antijüdischen Ressentiments bei den an Ostern traditionell begangenen Judasverbrennungen in Deutschland und Europa.
Die “Judasfeuer” bestehen aus einem großen Scheiterhaufen, auf dem eine Strohpuppe oder ein Baumstamm mit dem Namen “Judas” verbrannt wird. Dies soll an den vermeintlichen Verrat der Juden an Jesus erinnern. Organisiert werden die “Judasfeuer” in NRW hauptsächlich von den freiwilligen Feuerwehren, der Landjugend oder auch von ortsansässigen Schützenvereinen.
@SABRANRW hat dazu eine Studie zur Geschichte und Aktualität der sogenannten “Judasfeuer” in NRW veröffentlicht. Neben einer Auflistung der Orte und Organisator_innen der in den letzten Jahren begangenen “Judasfeuer” heißt es dort über eben jenes Brauchtum in NRW:
“Nichtsdestoweniger lassen sich auch im 21. Jahrhundert noch knapp 25 Judasverbrennungen in Westfalen, insbesondere im Sauerland, belegen, stets als Verbrennung einer Strohpuppe oder eines Baums. Um Antisemitismus nachhaltig zu bekämpfen, gilt es, jegliche Judaspolemik aus den Osterfeuern zu entfernen. Der antisemitische Charakter hängt mit der Reproduktion der Motivik um Verrat und Geldgier des Judas zusammen, wie sie bei den westfälischen Judasverbrennungen insbesondere durch die Ausstattung der Judaspuppen mit Geldbeuteln und dem Absingen des Judasliedes zum Ausdruck gebracht werden. Dadurch wird Judas zum antisemitisch projizierten Exponenten stereotyper Jüdinnen_Juden stilisiert”
Die Studie als PDF zum Download: https://bit.ly/3Mcr25R